Druckartikel: Pferderipper-Serie im Kreis Coburg? Besitzerin in Angst - hohe Belohnung ausgesetzt

Pferderipper-Serie im Kreis Coburg? Besitzerin in Angst - hohe Belohnung ausgesetzt


Autor: Ellen Schneider

Neustadt, Freitag, 17. Januar 2025

Immer wieder weisen Pferde auf dem Hof von Antonia Müller tiefe Verletzungen auf. Dank einer Sicherheitskamera ist eines mittlerweile klar: Es sind Menschen, die den Tieren die Wunden nachts zufügen. Nun ermittelt die Polizei.
Bereits in der Vergangenheit zeichneten Überwachungskameras die Täter auf, die sich auf dem Pferdehof von Antonia Müller im Kreis Coburg an den Tieren zu schaffen machten.


2022 passierte es zum ersten Mal - dann folgten Fälle in den Jahren 2023 und 2024: Immer wieder werden die Pferdeställe von Antonia Müller in Neustadt bei Coburg zur Zielscheibe für Angreifer, erzählt die Besitzerin im Gespräch mit inFranken.de. Meist verstümmeln die Täter die Tiere im Genitalbereich, malträtieren sie womöglich - besonders auf die Stuten haben sie es demnach abgesehen. Der jüngste Vorfall liegt laut Müller noch keine vier Wochen zurück.

Er ereignete sich kurz vor Weihnachten: In der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember 2024 wurden erneut zwei Pferde verletzt. Allerdings befanden sich die beiden nicht im gleichen Stall, sondern an verschiedenen Orten auf dem Grundstück. Eines der beiden wurde an der Scheide aufgeschnitten und habe innerlich Blutergüsse. Dass das Pferd sich selbst in der Box verletzt habe, schließt Müller aus - immerhin schütze der Schweif die entsprechende Stelle ziemlich gut.

"Viele schlaflose Nächte": Verstümmelung von Pferden beschäftigt Besitzerin im Kreis Coburg

Dem zweiten Opfer wurde eine tiefe Wunde an der Brust zugefügt. Eine Woche lang habe das Pferd darum in der Tierklinik behandelt werden müssen. Einige Tage später starb ein Pferd auf einem Gnadenhof in der Fränkischen Schweiz - allerdings aus anderen Gründen. Auch die Tiere in Neustadt haben laut Müller bereits Angst. Kommt sie in der Dunkelheit mit einer Taschenlampe in den Stall, breche Panik aus - sobald das Deckenlicht an ist, sei allerdings alles wieder in Ordnung.

Video:




Der Fall beschäftigt auch die Polizei. Wie der stellvertretende Leiter der PI Neustadt, Stefan Probst, mitteilt, laufen aktuell die Ermittlungen gegen Unbekannt. Dementsprechend könne man nicht allzu viel verraten, wolle den Tätern keine Hinweise liefern. Die Liste der Vorwürfe ist lang - darauf stehen der Verstoß gegen das Tierschutzgesetz wegen Tierquälerei, sowie Hausfriedensbruch und auch Sachbeschädigung. Denn vor dem Gesetz werden Tiere als Sachen gesehen.

"Was für uns schwierig ist, sind die langen Abstände zwischen den Taten", erklärt Probst. Denn zwischen den einzelnen Vorfällen liege laut Probst circa jeweils ein Jahr. Auch die Spurensicherung sei in den vergangenen Jahren bereits aktiv gewesen - allerdings erfolglos. Ebenso wenig haben laut Probst bisher die verstärkten Streifzüge der Wache ergeben. Ein paar Hinweise gibt es dennoch: Schließlich wurden die Täter in den vergangenen Jahren bereits von den Sicherheitskameras aufgezeichnet.

Tote Stuten und zahlreiche Fehlgeburten: Was in den vergangenen Jahren auf dem Hof geschah

Die Vielzahl der Vorfälle führe bei der jungen Mutter "zu vielen schlaflosen Nächten" und permanenter Angst. "Die müssen uns ja auch beobachten, damit sie sich sicher sein können, wann wir den Stall verlassen", vermutet Müller. Mehrere tausend Euro habe die Familie daher schon für Sicherheitsmaßnahmen ausgegeben - darunter ein massiver Zaun, Sicherheitskameras und ein Hütehund. Geändert habe sich dadurch bisher wenig.

Diese Vorfälle gab es auf dem Pferdehof von Antonia Müller bereits:

  • Sommer 2022: In diesem Sommer habe es fünf Totgeburten auf dem Hof gegeben. Müller habe schon eine Seuche vermutet und die Tiere deshalb untersuchen lassen - laut der Untersuchung waren sie bis zum Tod jedoch kerngesund. Auch eine trächtige Stute lag tot auf der Koppel - zwei Wochen zuvor blutete sie an der Scheide. Seitdem seien die Tiere nachts nicht mehr alleine auf der Koppel.
  • Oktober 2022: Ein Fohlen, gerade einmal ein Jahr alt, liegt am Morgen tot auf seiner Futterbox. "Wie aufgebahrt" beschreibt Müller. Dass er sich selbst darauf gelegt habe, halte sie für äußert unwahrscheinlich. Auch für Außenstehende habe es so ausgesehen, als sei das Tier entsprechend positioniert worden. Erst da sei Müller bewusst geworden, dass es sich auch bei den vorherigen Vorfällen um Verbrechen handeln könnte.
  • Februar/ März 2023: Eine Stute weist einen geraden Schnitt an der Scheide auf.
  • Januar/ Dezember 2024: Die Täter schlugen bereits im Januar erneut zu. Im Dezember wurden dann wieder zwei Stuten verletzt: Eine davon an der Scheide, die andere an der Schulter.

Pferdebesitzerin im Kreis Coburg setzt Belohnung von 5.000 Euro aus

Laut Müller sei allerdings nicht auszuschließen, dass es schon zuvor Fälle gab, die der Pferdebesitzerin entgangen sind. Die Fragen nach dem Warum und auch nach der Vorgehensweise der Täter, beschäftigen Müller. Schließlich handle es sich bei den Tieren teilweise um Pferde, die nicht einmal sie oder den Tierarzt so leicht an sich ran ließen. "Ich glaube, dass es sich bei den Tätern um Menschen mit Schlachterfahrung handeln könnte, weil sie den Umgang mit den Tieren scheinbar beherrschen", vermutet Müller. Auch die Schnitte seien sehr akkurat gesetzt.

Die Pferdebesitzerin geht außerdem von einer Szene aus, welcher die Täter eventuell entsprechende Aufnahmen liefern wollen. Die ganze Sache ist für sie ein Albtraum. Schließlich habe sie zahlreiche Pferde auf ihrem Hof, denen sie nach ihrer Zeit im Pferdesport einen angenehmen Ruhestand bereiten wollte - einige Tiere habe sie auch vor dem Schlachthof gerettet. Mit anderen Pferden ist Müller selbst noch aktiv, nimmt regelmäßig an Turnieren teil.

Um dem Spuk ein Ende zu bereiten, setzt sie nun eine Belohnung für Hinweise aus, die zum Überführen der Täter beitragen. 5.000 Euro ist Müller bereit, dafür zu zahlen. Damit ist sie nicht alleine. Auch eine andere Pferdebesitzerin in der Region habe nach einem ähnlichen Vorfall bereits eine Belohnung ausgesetzt. "Der Leidensdruck ist hoch in der Gegend", betont Müller und fordert: "Es muss jetzt mal was passieren." Weitere Nachrichten aus dem Kreis Coburg gibt es in unserem Lokalressort.