Das ehemalige Trafohaus im Bad Rodacher Stadtteil Carlshan wurde so umgestaltet, dass beheimatete Arten dort Lebensraum finden können.
Wildbienen, Fledermäuse und ein Turmfalke sind bereits in den neuen Turm der Biodiversität im Bad Rodacher Stadtteil Carlshan eingezogen. "Wir arbeiten seit einem Jahr an dem Projekt", sagt Kämmerer und Liegenschaftsverwalter Michael Fischer. Bei dem Turm handelt es sich um ein ehemaliges Trafohäuschen, das im Innen- und Außenbereich mit Nistmöglichkeiten, Kästen und einer Thermokammer versehen wurde. Hier sollen sämtliche Tierarten, die im dörflichen Bereich vorkommen, Wohnraum finden.
In den 50er Jahren wurden auf den Dörfern für die Stromversorgung Trafohäuschen gebaut. "Bei uns wurden die Häuschen von den Städtischen Überlandwerken Coburg (SÜC) genutzt. 1995 hat die Stadt Bad Rodach die Konzessionsverträge dann zurückgekauft", sagt Michael Fischer. Als die Überleitungen nach und nach durch Erdverkabelungen ersetzt wurden, hatten die Trafohäuschen keinen Nutzen mehr. Seitdem sind rund 20 Jahre vergangen. Das Häuschen im Stadtteil Carlshan sollte schließlich abgerissen werden.
Monitoring vor der Umsetzungsphase
Dann hat sich der Verein Artenschutz in Franken an Michael Fischer gewandt. "Wir haben uns getroffen und gemeinsam das Trafohäuschen angeschaut und beschlossen, es zu einem Tierhotel umzugestalten", sagt er. An dem Umbau waren neben dem Verein aus Burgwindheim und der Stadt Bad Rodach außerdem die Stadtwerke und die Therme Natur beteiligt. Der Verein Artenschutz in Franken hat im Rahmen des Projekts Stelen der Biodiversität (siehe Infokasten) bereits 25 Trafohäuser deutschlandweit umgebaut. "Die Türme sollen als Lebensraum, Rückzugsort und Oase in einer Umwelt dienen, die immer artenfremder wird", sagt Artur Köhler, Vorsitzender.
Vor der Umsetzung des Projekts wurde zunächst über fast zwei Jahre durch ein Monitoring erfasst, welche Arten in der Region beheimatet sind und erreicht werden können. "Das Vorgehen unterscheidet sich von dem anderer Projekte. Oft sieht man, dass Baukörper querbeet ausgestattet werden", sagt Artur Köhler. Jetzt folge eine Entwicklungsphase von sieben bis zehn Jahren, in der sich dann zeigt, welche Arten das Angebot annehmen.
Nach dem Monitoring wurde das Trafohaus entsprechend umgebaut. "Im Dach wurde eine Thermokammer eingerichtet, die für Fledermäuse ausgerichtet ist. Durch die Temperaturschwankungen haben wir einen Insektenmangel", benennt Artur Köhler ein Problem. In der Kammer können Jungfledermäuse auch ohne Insekten eine Kälteperiode überdauern. In die Fassade wurden außerdem Spalten für Fledermäuse und Nistvogelarten eingearbeitet, für Turmfalken gibt es eine Nistmöglichkeit im Dach. "Gleichzeitig können Fledermäuse und Insekten einfliegen, um den Innenraum zu nutzen. Dort gibt es zum Beispiel Hangkörper für Fledermäuse." Die Südseite oberhalb der Tür wurde für Wildbienen optimiert.
Reise durch die Zeit
Durch die optische Gestaltung des Trafohauses sollen Betrachter in der Zeit zurückversetzt werden. "Auf dem Turm ist zu sehen, wie die Landwirtschaft früher aussah. Es ist zu sehen, welche Tiere es gab und was wir verloren haben. Auch die Bäume und Pflanzen haben sich verändert", erklärt Artur Köhler den Hintergrund. Ziel des Projektes ist es, Leute zu sensibilisieren, Lebensräume im Sinne ihrer Kinder und Enkelkinder für die Zukunft zu gestalten. Dadurch, dass die Landschaft immer mehr vereinheitlicht wird, würde der Lebensraum für die uns begleitenden Arten zunehmend verschwinden. "Zurück bleiben Oasen, in denen sich die Arten noch halten können - so eine Oase soll der Turm sein."
Abbruchkosten gespart
Weil das Projekt von der Postcode Lotterie mit 62 000 Euro gefördert wurde, sind für die Stadt Bad Rodach keine Kosten für die Umgestaltung des Trafohäuschens angefallen. "Wir haben uns auch die Abbruchkosten von bis zu 8000 Euro gespart." Für die nächste Zeit sind noch zwei weitere Projekte für den Artenschutz in Bad Rodach geplant.