Das Eisenbahnbundesamt will nun doch ein Planfeststellungsverfahren für die geplante Unterführung in Creidlitz durchführen. Außerdem wurde der Bebauungsplan beklagt. Die Stadt rechnet mit Verzögerungen um ein bis zwei Jahre.
Die Bahnunterführung in Creidlitz beschäftigte den Stadtrat gestern gleich dreimal, zweimal im öffentlichen Teil und einmal nichtöffentlich. Nichtöffentlich informierte Oberbürgermeister Norbert Tessmer (SPD) über ein Schreiben der DB Netz AG, dass das Eisenbahnbundesamt nun doch ein Planfeststellungsverfahren für den Bahnübergang Creidlitzer Straße einleiten wolle. Bislang waren die DB Netz AG und die Stadt davon ausgegangen, dass das sogenannte vereinfachte Genehmigungsverfahren angewendet werden würde. Das war laut Stadt auch so abgesprochen.
Ein Planfeststellungsverfahren dürfte den Bau der Unterführung "erfahrungsgemäß" um eineinhalb bis zwei Jahre verzögern, teilte die Stadt Coburg nach der Stadtratssitzung mit. Als Grund für das Planfeststellungsverfahren habe die Bahn die "vermehrten und ständigen Einwendungen der Bürger" angeführt.
Große Mehrheit für Resolution
In der Tat hatte es zahlreiche Einwände gegen die Unterführung gegeben. Günter Becker, Vorsitzender des Bürgervereins, sieht trotzdem die Mehrheit der Stadtteilsbewohner hinter diesem Projekt. Auch bei der Bürgerversammlung am 12. November stimmte eine große Mehrheit einer Resolution zu, die den raschen Bau der Unterführung fordert. Diese Resolution machte sich gestern der Stadtrat zu Eigen, der sie an die Bahn weiterleitete.
Allerdings gab es fünf Gegenstimmen, von Klaus Klumpers (ÖDP) und den vier Grünen-Stadträten. Die Grünen lehnen den Bau der Unterführung wegen der damit verbundenen Kosten ab. Klumpers verwies auf ein Anwaltsschreiben im Auftrag einer Creidlitzer Unterführungs-Gegnerin, dass zur Bürgerversammlung nicht ordnungsgemäß eingeladen worden sei. Deshalb sei auch die Resolution für den Stadtrat nicht bindend. "Notfalls machen wir halt noch eine Unterschriftensammlung", kommentierte Bürgervereinsvorsitzender Günter Becker hinterher.
Doch auch der Bebauungsplan könnte noch gerichtlich gekippt werden. Seit dem 7. Dezember ist dagegen ein Normenkontrollverfahren anhängig, das den Bebauungsplan für unwirksam erklären soll. Oberbürgermeister Norbert Tessmer bedauert die Entwicklung, wie er gestern per Pressemitteilung erklären ließ: "Leider haben wir in diesem Fall aber das Heft des Handelns nicht in der Hand und müssen nun abwarten, wie das Eisenbahnbundesamt weiter vorgeht und was die Gerichte im Normenkontrollverfahren entscheiden."
Was die Kosten angeht, so muss die Stadt Coburg ein Drittel der Baukosten für die Unterführung bezahlen. Außerdem muss sie die Unterhaltskosten für die Straße übernehmen, die dann unter den Gleisen hindurchführen wird, wenn die Unterführung gebaut wird. Darüber informierte OB Tessmer in der Stadtratssitzung; Anlass war eine Anfrage von Klaus Klumpers.
Maßgebend für den Bau und Betrieb regelspuriger Eisenbahnen in Deutschland von öffentlichen Eisenbahninfrastrukturunternehmen ist die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO). Die Anforderungen gelten als erfüllt, wenn die Bahnanlagen und Fahrzeuge den Vorschriften der Verordnung entsprechen. Auf Eisenbahnstrecken mit einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von mehr als 160 km/h sind in Deutschland Bahnübergänge unzulässig (§ 11, Abs. 2 EBO).
Das trifft für die gegenständlichen BÜ zwischen Niederfüllbach und Dörfles-Esbach nicht zu, da die Streckengeschwindigkeit erheblich niedriger ist und zwar laut VZG nur 100 km/h. Das bestätigt auch die Stadt in der Begründung zum Bebauungsplan. Nach § 11, Abs. 6 EBO ist eine technische Sicherung – in welcher Art auch immer - ausreichend.
Von Creidlitz bis Dörfles-Esbach sind noch weitere 8 BÜ vorhanden. Wenn erst die durch höhenfreie Kreuzungen ersetzt werden sollen, bis der ICE verkehren kann, müssen die Coburger noch 100 Jahre auf den ICE warten.
Die Frage ist, ob während des Baus der Unterführung die Strecke gesperrt wird.
Für den Regionalverkehr wird Schienenersatzverkehr eingerichtet. Und der ICE fährt einfach um Coburg herum, ohne Halt. Damit gewöhnt man die potentiellen Kunden einfach mal daran, dass sie lieber nach Bamberg oder Erfurt mit dem Auto fahren sollen. Danke, Bahn! Danke, liebe Creidlitzer - für NICHTS
Im Erläuterungsbericht der DB Netz AG zum Plangenehmigungsverfahren - das wohl jetzt durch ein Planfeststellungsverfahren ersetzt wird bei dem auch die betroffene Öffentlichkeit Einwendungen vorbringen kann - steht unter Abschnitt 5 "Bauzeiten und Baudurchführung" folgendes: "Der Um- bzw. Neubau der Bahnsteige in Creidlitz soll gleichzeitig mit der Herstellung der beiden neuen EÜen in zwei wesentlichen Bauphasen erfolgen. Dabei wird jeweils eines der beiden Gleise gesperrt. Es ist geplant, die Zughalte der agilis-Verkehre in Creidlitz während der Bauzeit aufrecht zu erhalten. Die Durchführung ist im Zeitraum 2016 bis 2018 vorgesehen."
Einerseits ist an keine Streckensperrung gedacht und andererseits geht die DB Netz AG selbst von Bauarbeiten an den beiden EÜ noch im Jahr 2018 aus. Ab 12/2017 soll ja bekanntlich die SFS- Strecke in Betrieb gehen.
Im Übrigen kann man Groß-Hilfsbrücken einbauen oder die kleinere EÜ Fabrikweg einschieben. RE- und ICE- Verkehr ist nicht erwähnt, da diese nicht in Creidlitz halten (aber verkehren können sie).
Signale auf rot sind, dann fährt ja auch kein ICE - soviel ich weiß bevorzugen die ICE Strecken ohne höhengleiche Bahnübergänge. Merkt ihr Coburger eigentlich gar nichts?? Es ist und bleibt eine Ausweichstrecke - und notfalls kann man defekte ICE im Coburger Bahnhof abstellen.
Coburger ICE-Halt kaputt.
Wenn die Unterführungen erst gebaut werden und der Bahnhof erst saniert wird, wenn der ICE eigentlich schon in Coburg halten soll, dann wird daraus nie was werden.
Ade, ICE-Halt!