Bad Rodacher klagt an: "Wo bleibt die Menschlichkeit?"

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Gabriele Lang und Rainer Möbus wollen der Familie Edlbi helfen. Foto: Helke Renner
Gabriele Lang und Rainer Möbus wollen der Familie Edlbi helfen. Foto: Helke Renner

Nach der Abschiebung der Familie Edlbi hat der Bad Rodacher Integrationsbeauftragte an Innenminister Herrmann geschrieben - und eine Antwort erhalten.

Gabriele Lang gibt nicht auf. Sie ist fest entschlossen, der syrischen Familie Edlbi, die Anfang Dezember nach Bulgarien abgeschoben wurde, auch weiterhin beizustehen. Und sie ist damit nicht allein.

"Es ging mir um die menschliche Seite der Aktion."

Noch im Dezember hatte der Integrationsbeauftragte der Stadt Bad Rodach, Rainer Möbus, einen Brief an Bayerns Innenminister Joachim Herrmann geschrieben. "Mir war klar, dass die Abschiebung im juristischen Sinne nicht angreifbar ist. Es ging mir um die menschliche Seite der Aktion." Inzwischen gewöhnten sich die Leute daran, dass ihre Nachbarn aus Syrien, Afghanistan oder aus anderen Bürgerkriegsländern bei Nacht abgeholt und in ein Land gebracht werden, in dem sie nicht leben wollen und schlecht behandelt werden.

Rainer Möbus will das nicht hinnehmen. "Was sollen diese Menschen denn von Deutschland denken? Was ist das für ein Signal, wenn Flüchtlinge, die Schutz bei uns suchen und nichts verbrochen haben, einfach wieder ausgewiesen werden? Wo bleibt da die Menschlichkeit?"

Eine enttäuschende Antwort aus München

Sicher gebe es auch Geflüchtete, die sich nicht integrieren wollten oder straffällig würden. Das sei eine andere Situation. Aber die Familie Edlbi? Eine bessere Integration könne er sich nicht vorstellen.

All das hatte er an Joachim Herrmann geschrieben und gefragt: "Hat es eines der reichsten Bundesländer in einer der wohlhabendsten Nationen der Erde wirklich nötig, derart schlecht mit nicht straffällig gewordenen Menschen umzugehen?"

Jetzt erhielt Rainer Möbus eine Antwort und ist enttäuscht. In dem Schreiben wird ihm das Asylrecht erläutert. Ein Geflüchteter müsse in das Land zurückgehen, in dem er seinen ersten Asylantrag gestellt habe. Im Fall Edlbi sei das Bulgarien.

Es gäbe durchaus Spielraum

Dass Anas Edlbi den Antrag unter Zwang gestellt hat, spielt dabei offenbar keine Rolle. Doch all das weiß auch Rainer Möbus, er hätte sich gewünscht, auf politischer Ebene würde ein Nachdenken einsetzen über das sogenannte Dublin-II-Abkommen, das so brutal mit Menschen umgehe, die Schutz und ein Leben in Frieden suchten.

Dass die Bundesländer da durchaus auch rechtlichen Spielraum haben, beweise Niedersachsen, das sich weigere, Geflüchtete nach Bulgarien abzuschieben - in ein Land, das genug eigene Probleme hat.

Gabriele Lang hält den Kontakt zu den Edlbis. "Anas verdient mit Gelegenheitsjobs rund 600 Euro im Monat, 300 Euro kostet aber schon die Wohnung." Es sei nicht leicht, die vierköpfige Familie über Wasser zu halten. Die Kinder Sara und Fares gingen in eine arabische Schule, in der arabisch, bulgarisch und englisch gesprochen werde. "Zu Hause sprechen sie deutsch, das haben die Kinder ja hier gelernt."

Das Problem: Fares leidet an epileptischen Anfällen und bekommt in Bulgarien nicht die nötige Medizin. "Zum Glück lag noch ein Rezept in der Apotheke Bad Rodach, das die Familie nicht mehr einlösen konnte. Ich habe ihnen das Medikament geschickt", erzählt Gabriele Lang. Für eine weitere Packung habe ihr Hausarzt ein Privatrezept ausgestellt, das sie mithilfe von Spenden gekauft und weitergeleitet habe. Zudem habe sie noch ein Paket mit Haushaltwaren geschickt - "sie mussten ja alles hier lassen".

Auch Rainer Möbus möchte sich nicht mit der momentanen Situation zufriedengeben. "Es gibt ja noch den Weg der Arbeitsintegration." Sollte sich in Deutschland einen Arbeitgeber für Anas Edlbi finden, dann könnte er einen erneuten Einreiseantrag stellen - allerdings wohl nur von Syrien aus. Möbus' Hoffnung liegt nun auf einem seiner Ansicht nach überfälligen Einwanderungsgesetz.

Eilantrag abgelehnt

Auch der Anwalt der Familie Edlbi ist weiter aktiv, wie Gabriele Lang weiß. Zwar sei ein Eilantrag abgelehnt worden, derzeit laufe aber noch ein Verfahren in Ansbach. "Ich habe ihm gesagt, er soll mir Bescheid geben, wenn kein Geld mehr da ist, um die Arbeit fortzusetzen. Dann finde ich eine Lösung."