Arno Luthardt verabschiedet sich aus der Verwaltung in Grub am Forst

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Arno Luthardt am Schreibtisch seines Büros. Zum 1. Oktober verabschiedet der Beamte aus dem Berufsleben bei der Verwaltungsgemeinschaft Grub am Forst. Foto: Alexandra Kemnitzer
Arno Luthardt am Schreibtisch seines Büros. Zum 1. Oktober verabschiedet der Beamte aus dem Berufsleben bei der Verwaltungsgemeinschaft Grub am Forst. Foto: Alexandra Kemnitzer

Was hat er nicht alles in 45 Jahren in der Verwaltung in Grub am Forst erlebt? Geschäftsleiter Arno Luthardt steuert auf seinen letzten Arbeitstag zu.

Seit dem 1. Juni 1991 ist Arno Luthardt in der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Grub am Forst tätig. Zum 1. Oktober 2016 beginnt er sein zweites bis viertes Sabbatjahr und verabschiedet sich somit als Geschäftsleiter der VG Grub am Forst, bevor er in drei Jahren und dann 45 Dienstjahren endgültig in den Ruhestand gehen wird.
Als Arno Luthardt in die Verwaltungsgemeinschaft nach Grub am Forst wechselte, absolvierte der gebürtige Neustadter viele Lehrgänge. Trotzdem hält der berufliche Alltag auch für den erfahrenen Beamten immer wieder Neues bereit. "Ich bin seit fast 26 Jahren in Grub am Forst und lerne nie aus", kommentiert er eine Begebenheit, die sich erst kürzlich im Rathaus ereignet hat. Dort beantragte ein Bürger eine Apostille für seinen Fischereischein.
Dass ein Angler diese Legalisation benötigt, um auch im Ausland seinem Hobby nachgehen zu können, war bisher Arno Luthardt unbekannt, obwohl er sich in Gesetzen und deren Texten sehr gut auskennt und über das Tagesgeschäft in der Verwaltung bestens informiert ist. "Es gab seit 1993 keinen Vorgang, der nicht über meinen Tisch gelaufen ist", fügt er an.

Arno Luthardt versah nicht nur die amtlichen Aufgaben eines Geschäftsleiters, sondern war auch für das Personal verantwortlich, kochte aber auch Kaffee, bereitete Veranstaltungen und Fahrten vor oder half bei diesen Anlässen beim Bedienen. Man könnte ihn durchaus auch als "Mädchen für alles" bezeichnen.


Nachfolger von Kurt Stenzel

Als er am 1. Mai 1993 die Nachfolge von Kurt Stenzel als Geschäftsleiter antrat, wurden viele Satzungen erstellt, denn zu dieser Zeit herrschte in den Gemeinden Grub am Forst und Niederfüllbach eine rege Bautätigkeit. In diese Zeit fielen auch die Raumordnungsverfahren und Planfeststellungsverfahren zur A 73 und der ICE-Neubaustrecke Nürnberg/Erfurt. Hierzu merkt er an: "Wir kämpfen in Niederfüllbach immer noch darum, wer die Unterhaltskosten der Brückenprüfung zu bezahlen hat. Selbst wenn der ICE 2017 fährt, ist für uns als Kommune dieses Thema noch längst nicht vorbei." Auch die Verlegung der CO 13 tangiert seit 1985 die Gemeinde Grub am Forst. Hier ruft Arno Luthardt alle Planfeststellungsverfahren mit den dazugehörigen Anhörungen und die Trennung Buscheller und Zeickhorn ins Gedächtnis, die für viele Diskussionen sorgte. Auch die eigentliche Planung der 380-kV-Leitung führte durch das Gemeindegebiet und beschäftigte somit den Geschäftsleiter.
"Wer denkt, dass es in einer Verwaltung ruhig zugeht und es immer die gleichen Abläufe gibt, der irrt gewaltig", betont der Geschäftsleiter. Exemplarisch erinnert er an die Schließung des Schulhauses in Niederfüllbach. Nach dem Wegfall der Teilhauptschule in Grub am Forst und der Einführung der sechsstufigen Realschule war die Schließung nicht mehr zu verhindern.

Auch der Abwasserzweckverband "Mittlerer Itzgrund" mit den Mitgliedsgemeinden Ahorn, Ebersdorf, Grub am Forst, Niederfüllbach und Untersiemau, dessen Geschäftsstelle in der VG Grub am Forst angesiedelt ist, hält immer wieder viele Aufgaben und Herausforderungen bereit. So wurden beim Umbau 1991 die Einwohnerwerte von 14 000 auf 20 000 erhöht und die Phosphatfällung eingeführt. Als aktuelle Maßnahme, die mit rund vier Millionen Ausgaben verbunden ist, nennt er den Umbau der Kläranlage, die durch ein Blockheizkraftwerk energetisch und stofflich optimiert werden soll. Eine weitere Herausforderung war die Personalstruktur im Rathaus. Aufgrund des Altersdurchschnitts von circa 56 Jahren gab es in den letzten Jahren 17 neue Kollegen und Kolleginnen, was fast die halbe Belegschaft ist. Dieser Umschwung wird sich auch noch in den nächsten Jahren weiter vollziehen.


Bundeswehr-Laufbahn bis zum Oberfeldwebel

Nach dem Besuch der Volks- und Realschule wechselte Arno Luthardt an die Fachoberschule Coburg, die er aber nicht beendete, weil er zum 1. Oktober 1974 bei der Bundeswehr seine Grundausbildung in Ulm begann. Im selben Jahr wechselte er bis zum Ende seiner Dienstzeit nach Amberg. In den zehn Jahren seiner Bundeswehrzeit besuchte der Oberfeldwebel alle möglichen Fortbildungslehrgänge. Unter anderem legte er nach sieben Semestern mit Erfolg die Prüfung zum Betriebswirt (VWA) ab und holte in den letzten 18 Monaten an der Fachoberschule in Regensburg seinen Abschluss nach. "Damals war ich schon zweifacher Familienvater und trat zum 1. Oktober 1986 im Finanzamt Amberg meine Ausbildung zum gehobenen Dienst an", erzählt er. 1989 schloss Arno Luthardt die Beamtenfachhochschule für Finanzen in Herrsching erfolgreich ab.

Nachdem er mit seiner Familie in Neustadt ein Haus gebaut hatte, beantragte er eine wohnortnahe Versetzung, dies klappte. Er kam am 1. Oktober 1989 ins Coburger Finanzamt. Dort gefiel es Arno Luthardt sehr gut. Als der Beamte allerdings versetzt werden sollte, bewarb er sich nach Grub am Forst auf die Stelle von Manfred Fischer in der Bauverwaltung und fuhr von März bis Mai 1991 zweigleisig, da sein Vorgänger bereits zum 1. März 1991 versetzt wurde. "Von 6.30 bis 15 Uhr habe ich für das Finanzamt Coburg gearbeitet und bin anschließend nach Grub am Forst gefahren", erinnert er sich noch an die Zeit des Wechsels.


Liegengebliebenes erledigen und dann längere Urlaube machen

Als Vertreter des damaligen Geschäftsleiters musste er auch den Lehrgang zum Standesbeamten absolvieren. Für seinen neuen Lebensabschnitt hat sich Arno Luthardt vorgenommen, Arbeiten, die zu Hause bisher liegen geblieben sind, zu erledigen und danach mehrere längere Urlaube, unter anderem mit einem Wohnmobil zu unternehmen. Seine Wirkungsstätte, Kollegen und Arbeit wird er aber nicht ganz hinter sich lassen. Ab und zu, wenn Hilfe gebraucht wird, wird er im Rathaus vorbeikommen und auch künftig lieber Gesetzestexte anstatt Romane lesen.