Am windungsreichen Fluss hinter Wörlsdorf haben sich seltene Auwaldstrukturen gut erhalten.
Ein mäandrierender Flusslauf mit dicht bewachsenen Ufern, spät im Jahr gemähte Wiesen und eine Vielfalt von Tier- und Pflanzenarten: Das Naturschutzgebiet "Steinachwiesen bei Wörlsdorf" ist eine der oft zitierten Perlen, die an das gigantische Naturschutzprojekt "Das Grüne Band" angeknüpft ist.
Der Biologe Frank Reißenweber, der am Landratsamt für den Biotopschutz zuständig ist, kennt hier eine Menge Arten, die noch in erfreulicher Häufigkeit vorhanden sind. So wird das Naturschutzgebiet, das einerseits selbst vom nahen "Grünen Band profitiert, seinerseits zum Artenspender für Vorhaben von europäischer Bedeutung.
Von der Barentssee bis zum schwarzen Meer verlief einst die Grenze zwischen den Machtblöcken in Ost und West. Entlang dieser Linie soll nun ein besonders geschützter Raum für Leben entstehen.
Gerade die besonders tödliche Grenze zwischen den beiden deutschen Staaten erfährt dabei besondere Aufmerksamkeit. Mit mehreren Naturschutzgroßprojekten soll hier das "Grüne Band" aufgewertet werden. Eines davon betrifft den Abschnitt zwischen den Landkreisen Coburg, Kronach, Sonneberg und Hildburghausen. Unmittelbar daran grenzt das Schutzgebiet bei Wörlsdorf an. Es liegt eingebettet in einen großen Bereich, der bereits nach der FFH- und Vogelschutzrichtlinie geschützt ist. Auf rund 38 Hektar besonders schützenswerter Flächen wurde der Schutzstatus auf den hohen Rang eines Naturschutzgebietes erhöht.
"Die Steinach ist hier noch sehr naturnah", erklärt Reißenweber. Während er schützenswerte Arten aufzählt, die hier vorkommen, scheinen seine Augen gleichzeitig nach Exemplaren davon zu suchen.
Braunkehlchen gibt es, die Dorngrasmücke, den Neuntöter, den Pirol, das Rebhuhn, die Schafstelze und den Schlagschwirl "inzwischen kann man auch wieder die Nachtigall singen hören, die breitet sich übrigens erfreulich aus", erklärt der Biologe, nennt gerade den Storch, der ab und an hier gesehen wird und schwups hat er eine Heuschrecke gefangen, oder eben nicht. Es ist nämlich ein Sumpfgrashüpfer, den er da in der Hand hält. "Der ist deutlich größer als normale Heuschrecken und schon ein ordentliches Häppchen zum Beispiel auch für den Storch", so Reißenweber. Adebar ernährt sich nämlich in unserer Gegend in viel größerem Maß als viele glauben von Insekten.
"Mäuse nimmt er auch, Frösche spielen da eher eine unerwartet kleine Rolle", spricht's und lässt den Sumpfgrashüpfer wieder sausen.
Der Horst ist schon da Der Storch könnte übrigens einziehen, wenn er wollte. In Fürth am Berg ist seit Jahren ein Horstplatz vorbereitet. Bisher wollte dort aber noch kein Storchenpaar eine Familie gründen.
Sofort einziehen könnte auch der Biber, der bereits an vielen Stellen im Landkreis wieder lebt. "Die Lebensbedingungen wären hier an der Steinach ideal. Es gibt eine Menge Weiden, er würde sicher gar nichts anstauen und käme den Menschen kaum ins Gehege", so Reißenweber.
Doch bisher hat Meister Bockert das Fleckchen noch nicht entdeckt. Seine Anwesenheit lässt sich schließlich schwer geheim halten. Indes sind nicht alle Gäste willkommen.
Das Springkraut hat hier beispielsweise nichts verloren. Es ist eine eingeschleppte Pflanze, die hier nicht natürlich ansässig wäre, ein so genannter Neophyt, der rasch ganze Flächen bedecken kann und vor allem auf planierten Flächen oder Abraumhalden oft als einer der ersten Pioniere wuchert. "Sie sind zwar nicht erwünscht, aber eine Katastrophe ist es nicht, dass sie hier auftauchen", erklärt Frank Reißenweber. Unter dem dichten Schirm der Bäume bleibt das Springkraut auf einige Inseln beschränkt. Und Insekten wie Bienen, Wespen und Hummeln wissen die großen Blüten zu schätzen.
Schwarzstörche werden hier ab und an beobachtet und der Wespenbussard, der aber wie der Graureiher oder eben sein weißer Verwandter nur als Nahrungsgast kommt und geht.
Unter den Uferbäumen schaut Reißenweber mit etwas besorgtem Blick in die Kronen, Erlen und Eschen sehen gesund aus.
Gefahr für Bäume Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn ein Pilz sorgt neuerdings bei vielen Erlen für verstopfte Leitungsbahnen. Eine tödliche Gefahr, schon ist von einem Erlensterben die Rede und Vergleiche mit der Ulme, die vor Jahren fast völlig ausgerottet wurde, als ein Schädling sie heimsuchte. Doch an der Steinach bei Wörlsdorf sehen die Erlen noch gut aus, und auch die Eschen, deren Trieben ein anderer Pilz vermehrt zusetzt, zeigen bis jetzt keinerlei Krankheitssymptome.
Alles wirkt kraftvoll und gesund wie es gewiss auch ein Spaziergang in dem so idyllisch erhaltenen Flecken hinter Wörlsdorf für naturliebende Menschen ist.