Nicht umsonst haben die Trübenbacher für ihre Flurbereinigung im Jahr 1994 einen Staatspreis bekommen. Heute kann man erkennen, dass sich das Engagement gelohnt hat.
Flurbereinigungsmaßnahmen stehen nicht gerade im Ruf, Projekte im Sinne des Naturschutzes zu sein. Dass es auch anders geht, kann man im östlichsten Zipfel des Landkreises Coburg sehen. Dort, wo die Teilnehmergemeinschaft der Flurbereinigung in den Jahren 1993/1994 sogar mit einem Staatspreis ausgezeichnet wurde, hat sich zwischen konventionell bewirtschafteten Flächen eine stattliche Zahl kleiner Biotope entwickelt.
Während gerade ein Feldhase angesichts der ungebetenen Besucher in seinem Revier hektisch davonrennt, erzählt Frank Reißenweber von der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt von der (Erfolgs-)Geschichte der Klein-Biotope auf Grundstücken der Gemeinde Weidhausen. Großen Ärger (der nicht selten bei Flurbereinigungen vorkommt) habe es damals beim Ankauf der heute geschützten Flächen nicht gegeben.
Gut, warum auch? Es waren schließlich von jeher nasse Mulden - da trennten sich die Landwirte ohne große Trauer davon.
Keine Fische - das lieben Kröten Ein bisschen tiefer ausgebaggert, sind jene Feld-Mulden von damals heute flache Biotop-Gewässer. Was dort inzwischen alles lebt, kann Reißenweber nur abschätzen: "Wir haben noch nicht nachgeschaut. Aber es würde mich nicht wundern, wenn zum Beispiel die seltene Knoblauchkröte hier lebt." Weil sich keine Fische in den Tümpeln tummeln, ist das Umfeld für die Knoblauchkröte auf jeden Fall ideal. Doch die vergangenen 16 Jahre sind nicht spurlos an den Flachgewässern vorüber gegangen.
Weil sie inzwischen zu sehr verlandet sind, wird sie der Landschaftspflegeverband heuer im Herbst teilweise wieder etwas ausbaggern.
Ohnehin ist der Landschaftspflegeverband einer der wichtigen Faktoren für den funktionierenden Mini-Biotopverbund zwischen Trübenbach und Oberreuth. Zweimal im Jahr werden dort die Wiesen gemäht, mehr nicht. Es gibt sogar Teilbereiche, die seit Jahren unberührt sind. Dort fühlen sich der Feldhase und der Fasan wohl, weil sie sich im hüfthohen Gestrüpp verstecken können. Wenige Meter nebenan, in der Wiese, brüten der Rote-Liste-Vogel Bekassine, der Kiebitz sowie das Blau- und Braunkehlchen. "Man sieht hier, dass Flächen durchaus wiederbesiedelt werden und eine neue Artenvielfalt erreichen können", sagt Reißenweber.
Schaut man nur wenige Meter hinter dem Trübenbacher Sportplatz mit offenen Augen in die Natur, erkennt man einen erstaunlich vielfältigen Lebensraum.
Neben den vielen kleinen Tümpeln findet sich unmittelbar vor Oberreuth ein mager bewachsener Hang, auf dem sogar der Enzian blüht. Auf und zwischen den bewirtschafteten Feldern stehen alte (Obst-)Bäume mit tiefen Löchern, an denen Solitär-Bienen und die leicht erkennbaren Goldwespen ihren Lebensraum haben. Weit über 100 Jahre werden die Feldbirnen schon alt sein - "und es können locker noch 20, 30 weitere werden", weiß der Diplom-Biologe. Wirtschaftlich bedeutsam sind die Bäume, die nicht umsonst auch "Holz-Birne" heißen, nicht. Aus ihren kleinen und trockenen Früchten kann man höchstens ein bisschen Most pressen. Und selbst das macht heute niemand mehr. Deshalb ist Frank Reißenweber umso froher, dass sich die Landwirte rund um Trübenbach mit den mächtigen Obstbäumen in ihren Feldern arrangiert haben.
Mit dem örtlichen Jagdpächter ist die Situation nicht anders.
Wohin der Weg der vernetzten Biotope an der Coburg-Lichtenfelser Landkreisgrenze führt, werden die nächsten Jahre zeigen. Mit dem hoch wertvollen Landschaftsbestandteil "Graitzer Spitzberg" befindet sich auf jeden Fall ein mit seltenen Pflanzen und Tieren gut gefülltes Reservoir in unmittelbarer Nähe. Es wäre deshalb kein Wunder, wenn sich irgendwann einmal seltene Schmetterlinge oder geschützte Pflanzen mit dem Wind auf den Weg nach Trübenbach machen.
Nützliches "Alltags-Getier" Derzeit ist noch recht viel "Allerwelts-Getier" auf der bunten Blumenwiese unterwegs. Doch auch dieses hat seinen Wert und manch wichtige Aufgabe.
Die Larven der harmlosen Schwebfliege bezeichnet man zum Beispiel nicht umsonst als "Blattlauslöwe". Sie rücken den Schädlingen in einer Konsequenz zu Leibe, wie es die Chemie kaum schaffen kann. Genau deshalb ist es für Frank Reißenweber die richtige Entscheidung gewesen, im Rahmen der Flurbereinigung ein paar fußballfeldgroße Ecken für Kohldistel, Bärenklau oder Wiesen-Pippau frei zu lassen. Die Natur freut sich darüber, das Auge des Spaziergängers sowieso.