Alles Gute fürs Herz im Coburger Klinikum

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Eines der neuen "Babys" in der Kardiologie ist die Magnetkardiografie, mit der genauer als mit dem EKG gearbeitet werden kann. Chefarzt Johannes Brachmann (links) und Oberarzt Martin Gödde träumen von der Einführung einer Vorsorge-Untersuchung, die unter anderem mit diesem Gerät möglich wäre. Fotos: Helke Renner
Eines der neuen "Babys" in der Kardiologie ist die Magnetkardiografie, mit der genauer als mit dem EKG gearbeitet werden kann. Chefarzt Johannes Brachmann (links) und Oberarzt Martin Gödde träumen von der Einführung einer Vorsorge-Untersuchung, die unter anderem mit diesem Gerät möglich wäre. Fotos: Helke Renner
Bei der Übergabe des Zertifikats (von links): Joachim Bovelet, Hauptgeschäftsführer von Regiomed, Ferdinand Jeute, Johannes Brachmann, Landrat Michael Busch und Oberbürgermeister Norbert Tessmer.
Bei der Übergabe des Zertifikats (von links): Joachim Bovelet, Hauptgeschäftsführer von Regiomed, Ferdinand Jeute, Johannes Brachmann, Landrat Michael Busch und Oberbürgermeister Norbert Tessmer.
 

An die Kardiologie wurde das Zertifikat "The leading hospitals of the world" vergeben. In Fachkreisen ist die Marke aber anscheinend kaum bekannt.

Die Farbe Dunkelgrün überwiegt in den Tabellen. Und Dunkelgrün bedeutet: bester Wert. Rote Felder gibt es auch, aber sehr wenige. Für Johannes Brachmann, Chefarzt der Kardiologie am Klinikum, heißt das, dort sind Bereiche, die noch einmal überprüft werden müssen. "Ausschließlich Positives haben wir noch nirgendwo gefunden", sagt Ferdinand Jeute, Geschäftsführer der Future Health GmbH mit Sitz in Düsseldorf. Die Gesellschaft begutachtet nach gesetzlich vorgegebenen und eigenen Kriterien die Qualität und Effizienz der medizinischen Arbeit einzelner Abteilung in deutschen Kliniken und vergibt das Zertifikat "The leading hospitals of the world". Das Coburger Haus hat sich mit seiner kardiologischen Abteilung um diese Auszeichnung beworben.


Datensätze ausgewertet

"Wir bewerten die Routinedaten, die uns die Kliniken zur Verfügung stellen und vergleichen sie mit den Angaben anderer Einrichtungen. Inzwischen können wir auf 4,5 Millionen Datensätze von Patienten zurückgreifen", erläutert Ferdinand Jeute. Die Coburger Kardiologie sei die größte Abteilung dieser Art, die seine Gesellschaft bisher bemessen habe. "Hier wird mit außerordentlicher Qualität gearbeitet", ergänzt der Future-Health-Geschäftsführer. Jedem Patienten mit Herzproblemen könne er diese kardiologische Abteilung wärmstens empfehlen.

Untersucht wurden 6847 behandelte Fälle - zum Beispiel nach Schweregrad, nach Verweildauer und nach Effizienz der Behandlung. Vor allem, was die effiziente Arbeit der Ärzte und des Pflegepersonals betrifft, bescheinigt Ferdinand Jeute der Kardiologie ausgezeichnete Ergebnisse. "Wenn von 6847 Patienten 54 sterben, dann ist das eine sehr geringe Rate und außerhalb der Norm gut." Ein paar rote Felder gibt es bei der Einschätzung der aufgetretenen Komplikationen. Das sei aber nicht überraschend und biete die Chance, genau dort anzusetzen, stellt Ferdinand Jeute fest.

Dem stimmt Chefarzt Johannes Brachmann zu. "Für uns ist eine offene Kultur wichtig. Wir sprechen über Fehler und ungewöhnliche Verläufe. Unser Ziel ist es, eine moderne Herzmedizin für Coburg und den gesamten Regiomedbereich zu etablieren." Dass es gelungen sei, das Zertifikat "The leading hospitals of the world" zu bekommen, sei der engagierten Arbeit des gesamten Teams der Kardiologie zu verdanken", ergänzt Johannes Brachmann.

Als Vorsitzender des Krankenhausverbandes Coburg und Mitglied des Regiomed-Aufsichtsrats machte Landrat Michael Busch keinen Hehl daraus, dass diese Auszeichnung zum richtigen Zeitpunkt kommt. "Es ist wichtig, dass die Wirrungen der letzt en Monate bei Regiomed und im Klinikum keine Auswirkungen auf die Qualität der Arbeit hatten", stellt er fest. Probleme hätte es lediglich im Organisationsbereich gegeben. "Aber wir haben ein gutes Personal hier." Er könne das einschätzen, weil er selbst Patient der Kardiologie sei.

"Zertifikate nicht verschenkt"

Welche Bedeutung aber hat das Zertifikat für eine medizinische Einrichtung? "The Leading Hospitals of Germany" sei eine eingetragene Marke seit 2004, erläutert Ferdinand Jeute. Die Zertifikate würden keineswegs verschenkt. Neben der Auswertung der Datensätze habe er selbst über Wochen die Arbeit der Kardiologie begleitet. "Sieben bis acht Abteilungen haben wir deutschlandweit nach den neuen Kriterien der Bundesregierung bislang zertifiziert, zwölf bis dreizehn insgesamt." Der Future-Health-Geschäftsführer ist davon überzeugt, dass Besitzer des Zertifikats unter anderem interessant für Krankenkassen sind, denn: "Wo effizient gearbeitet wird, sind auch die Beiträge gut angelegt."

Bis zu den Krankenkassen indes ist der Ruf der Gesellschaft und des Zertifikats offenbar noch nicht gedrungen. Zumindest bei der DAK kennt man die Marke "The leading hospitals of the world" nicht. "Wir vertrauen da auf den Qualitätsbericht des Bundesausschusses, in dem Vertreter der Krankenkassen und der Krankenhäuser sitzen", sagt Dieter Weinig, Leiter des DAK-Servicezentrums Coburg.

Auch der Pressesprecher des Marburger Bunds, Hans-Jörg Freese, kann auf die Anfrage des Tageblatts nichts Konkretes sagen. "Das hat nichts damit zu tun, was wir üblicherweise unter Zertifizierung verstehen." Das solle aber keineswegs eine Wertung sein. "Wir haben dieses Zertifikat bisher einfach noch nicht wahrgenommen."
Ähnliche Reaktion beim Aqua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen. Pressesprecher Robert Deg hat ebenfalls noch nie etwas von "The leading hospitals of the world" gehört.
Wie dem auch sei: Die Zahlen, die Ferdinand Jeute zusammengetragen hat, sprechen eine deutliche Sprache für die Qualität der Kardiologie.