Adieu Anger-Veste in Coburg!
Autor: Redaktion
Coburg, Montag, 03. Dezember 2018
Die Tage der Anger-Sporthalle sind gezählt, der Abriss-Bagger frisst sich bereits durch die Betonwände. Vielen Coburgern geht der Abbruch ans Herz, weil sie mit der gerade mal 42 Jahre alten Halle viele schöne persönliche Erlebnisse verbinden.
Für die einen war sie wie ein zweites Zuhause, für die anderen die geliebte "Anger-Veste", in der der Coburger Handball den Grundstein für seinen Aufstieg zum Bundesliga-Verein legte. Für Generationen von Coburger Schülern war sie aber auch eine regelrechte Folter-Kammer, in der sie sich jede Woche im Sportunterricht an Bock, Reck und Barren quälen mussten. Ob nun schöne oder schlechte, so gut wie jeder Coburger hat seine ganz eigene Erinnerung an die Dreifachsporthalle am Anger. Und nun, da sich der Abrissbagger gnadenlos durch den beige-grauen Beton frisst, wollen wir in ganz persönlichen Anekdoten noch einmal in die 41-jährige Geschichte der Halle zurückblicken.
Ohne Schuhe zur "Sockendisco"
Helmut Liebkopf (TV 48 Coburg): "Ich erinnere mich an das Deutsche Turnerjugendtreffen mit 2000 Jugendlichen im Oktober 1985 in der Angerhalle. Nach Abschluss der Wettkämpfe sollte ein großer Showabend mit Siegerehrung und anschließender Disco mit der Band ,Heaven‘ stattfinden. Doch die Disco machte Probleme, denn der Boden in der Halle durfte nicht mit Straßenschuhen betreten werden. Nach dreistündiger Beratung mit dem damaligen Bürgermeister Rolf Forkel gelang es uns, die Vorschriften so auszulegen, dass die Disco stattfinden konnte. Sie wurde einfach zur ,Sockendisco‘ erklärt und die Jugendlichen mussten am Eingang ihre Schuhe ausziehen. Tausende Schuhpaare standen auf der Tribüne und rund um die Halle herum. Bei der Kontrolle um 5 Uhr früh fand die Stadt Coburg nur einen einzigen kleinen Fleck auf dem Boden - aber viele Jugendliche gingen an diesem Morgen mit den falschen Schuhen nach Hause."
"Habe jede Sekunde genossen!"
Christian Pack (ehemaliger HSC-Spieler, heute Redakteur bei der Mediengruppe Oberfranken): "Meine erste Begegnung mit dem Phänomen Angerhalle hatte ich im Frühling 2006 in meiner Kölner Wohnung. Einige Tage zuvor war das Interesse des HSC an mich herangetragen worden. Und Trainerfuchs Cveba Horvat ließ nichts unversucht, um mich von einem Wechsel zu überzeugen: Per Post schickte er mir einige Videos von Heimspielen zu, nach wenigen Minuten blickte ich ungläubig auf die Mattscheibe: Diese volle Halle, diese unglaublichen Fans - und das alles in der 3. Liga? Unvorstellbar! Einige Monate später durfte ich hier selber auflaufen. Ich habe jede Sekunde genossen. Menschen, die sich schon 30 Minuten vor dem Anpfiff neben das Tor drängen. Fans, die uns mit ihrer Leidenschaft beflügelt haben. Nicht selten haben wir uns nach dem Spiel in der Kabine zugeprostet und gewusst: Diesen Sieg haben wir auch dieser besonderen Halle zu verdanken.
"Und das Dach der Halle flog weg"
Dietrich Mai (28, HSC-Fan aus Coburg): "Ich bin in der Angerhalle groß geworden: Sportverein, Sportunterricht, HSC. Gerade der HSC hat es mir damals und heute noch angetan. Das allererste Spiel überhaupt gegen einen Erstligisten war im Pokal gegen den TBV Lemgo. Die Zuschauer stapelten sich schon fast bis unter die Decke - es war der absolute Wahnsinn und sicherlich nicht ganz vorschriftsmäßig. Heute wäre das undenkbar! Mitte der zweiten Hälfte glichen wir den Spielstand einmal aus - und das Dach der Halle flog weg!"
Ein Tor beim ersten Turnier
Nicole Mehlig (per Facebook): "Mein Sohn musste überraschend sein erstes E-Jugend Turnier gegen den HSC spielen, obwohl er noch lange ein Mini gewesen wäre - und dann hat er sogar direkt ein Tor geworfen!"
Unvergessener Aufstieg
Frank Wendler (per Facebook): "Unvergessen ist der Aufstieg in die 2. Handball-Bundesliga in der Saison 2006/2007!"
Mit der Legende im Spielheft
Maximilian Forkel (Stadtrat): "Ich habe das Laufen und das Handballspielen in der Angerhalle gelernt! Und ich war natürlich sehr gerne von Anfang an dabei, bei unserem HSC! Da bin ich natürlich auch mal im Spielheftchen gelandet.... mit Bundestrainer und Handball-Legende Heiner Brand."