Ab Juli geht es bei Großgarnstadt rund

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Zwei Kilometer lang, über 22 Millionen Euro teuer: Die Trasse der Ebersdorfer Umgehung führt künftig den Verkehr von Großgarnstadt bis hin zur Bundesstraße 303 direkt neben der Autobahn. Eingeweiht werden soll die CO 13 neu noch in diesem Jahr, Fotos: Berthold Köhler
Zwei Kilometer lang, über 22 Millionen Euro teuer: Die Trasse der Ebersdorfer Umgehung führt künftig den Verkehr von Großgarnstadt bis hin zur Bundesstraße 303 direkt neben der Autobahn. Eingeweiht werden soll die CO 13 neu noch in diesem Jahr, Fotos: Berthold Köhler

Noch vor dem Beginn der Sommerferien werden die Kreisel Richtung Zeickhorn und Friesendorf für den Verkehr freigeben.

Auf die Frage nach dem Termin der Verkehrsfreigabe für die Umgehung müssen Jürgen Alt von der Tiefbauabteilung und Landrat Michael Busch (SPD) schnell mal die Köpfe zusammenstecken. "Wir werden es im November schaffen", verkündet dann der Landrat, worauf Baufachmann Alt routiniert hinterher schiebt: "Wir haben es zumindest vor." Aber letztlich kommt es auf ein paar Wochen rauf und runter eh nicht mehr an, beim größten und sicher auch langwierigsten Straßenbauprojekt, das der Landkreis Coburg je in Angriff genommen hat.
Jürgen Alt hat extra noch mal in den Unterlagen nachgeschaut: 1990 hat das Gauff-Ingenieurbüro offiziell mit den ersten Planungen für eine Verlegung der CO 13 begonnen. Es folgten lange und teils zähe Verhandlungen, insbesondere mit der Deutschen Bahn, deren Strecke Lichtenfels-Sonneberg von der Neubautrasse gequert wird. Ohne dies als Wertung zu meinen, sagt Alt: "Es ist schon was anderes, wenn man an einer Bahnlinie baut." Ganz gelegen kam dem Landkreis da die vergangene Woche zu Ende gegangene Sperre der Bahnstrecke, weil da wichtige Arbeiten in der ICE-Einschleifung und im Coburger Bahnhof anstanden. Da konnte man mal 14 Tage ohne Rücksicht auf den Zugverkehr arbeiten.


Auch Kompostplatz angebunden

Knapp ein halbes Jahr vor der Eröffnung der Umgehung dürfen sich die Verkehrsteilnehmer Anfang Juli erstmals freuen. Dann werden die beiden Kreisverkehrsplätze und damit die Fahrt nach Zeickhorn und Friesendorf freigegeben. Und zum Kompostplatz, nicht zu vergessen! "Da liegen wir voll im Zeitplan", sagt der Tiefbauamtsleiter und traut sich, sogar einen Termin zu fixieren: "Am 3. Juli machen wir auf." Nicht nur bei der Bauzeit, auch bei den Baukosten liegt die CO 13 neu voll im Soll. "Bislang bewegen wir uns im Kostenrahmen von 22 Millionen Euro", berichtet der Landrat und schiebt gleich ein Lob für die Baufirma hinterher. Das Großunternehmen Leonhard Weiss bekam bei der Ausschreibung den Zuschlag, was sich gut traf. Schließlich ist der schwäbische Spezialist für Großbaustellen derzeit auch mit einer riesigen Mannschaft auf der ICE-Neubaustrecke zwischen Ebensfeld und Erfurt aktiv. Da lassen sich Technik und Personal mal schnell von einer auf die andere Baustelle delegieren.


Größte Brücke des Landkreises

Fast punktgenau in der Mitte der zwei Kilometer langen Umgehungstrasse ist acht Monate nach dem offiziellen Baubeginn (der war am 17. Oktober) die künftig größte Brücke im Eigentum des Landkreises Coburg gut vorangekommen. Diese führt über die Bahnstrecke, den Lindenbach sowie zwei Wirtschaftswege - Gesamtlänge laut Alt: "Vier Felder a 20 Meter." Normal haben Brücken für Kreisstraße die Größe eines einzigen Brückenfeldes.
Direkt neben dieser großen Brücke entwickelt sich derzeit ein Stück technische Höchstleistung: das Fundament für die Unterführung eines Geh- und Radweges. "Sie wird direkt neben der Baustelle errichtet und dann im September in die Bahnstrecke geschoben", erklärt Alt. Nach diesem Satz würde der Landrat am liebsten in die Baugrube auf Grundwasserniveau hinab steigen und sich die Sache genauer anschauen. Als ihm dann der Tiefbauamtsleiter noch erklärt, dass für das Einschieben nach harten Verhandlungen mit der Bahn gerade mal ein Zeitfenster von genau 62 Stunden herausgehandelt wurde, ist Busch endgültig baff: "Den Termin muss ich mir vormerken. Das will ich mir live anschauen."
Ein Bauwerk, das am Ende für die Einhaltung der Kosten entscheidend sein wird, existiert derzeit nur auf dem Papier: die Unterführung für Fußgänger/Radfahrer am jetzigen Bahnübergang in der Garnstadter Straße. "Fünf Millionen Euro", sagt Alt nach einiger Überlegung, "werden wir dafür brauchen." Und es hätte noch mehr sein können: Den ursprünglichen Plan, die Bahnstrecke dort behindertengerecht mit flachen Rampen und zu unterqueren, hat das Landratsamt aus finanziellen Gründen recht schnell verworfen. Eine Lösung über Aufzüge entpuppte sich als wirtschaftlicher. Autos werden dort nach Freigabe der Umgehung nicht mehr diue Bahnstrecke queren dürfen. Sie müssen dann (von Großgarnstadt kommend) nach links in die Birkleite abbiegen, wenn sie Richtung Ebersdorfer Ortsmitte wollen.
Obwohl die Umgehung, ganz besonders beim Kreisel hinter der Firma Schumacher, recht nah an mehreren Wohngebäuden vorbei führt, ist der Bau eines Lärmschutzwalles kein Teil der Baupläne. "Wir bauen einen speziellen Fahrbahnbelag ein", erklärt Jürgen Alt und führt zum bereits befestigten Teil der künftigen "Schumacher-Kreisels". Dort ist die schwarze Deckschicht auf der Fahrbahn auffallend grob, was nach Angaben von Fachleuten die Geräuschbelastung durch die Autoreifen deutlich minimiert. Nichtsdestotrotz hat der Landkreis aber noch Flächen direkt neben der Straße in seinem Eigentum. Dort könnte, bei Bedarf, auch ein Lärmschutzwall entstehen.