Schwere Vorwürfe gegen Bayreuther Klinik-Chef

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Das Klinikum Bayreuth. Foto: Archiv
Das Klinikum Bayreuth. Foto: Archiv

Laut eines Berichtes des Magazins "Der Spiegel" in der aktuellen Ausgabe herrschen am Klinikum Bayreuth eklatante Missstände. Die Klinikleitung wird scharf kritisiert. Die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Brigitte Merk-Erbe ruft eine Sondersitzung ein.

Überlastete Angestellte, Behandlungsfehler, falsche Personalentscheidungen - die Vorwürfe des Nachrichtenmagazins "Spiegel" gegenüber der Geschäftsleitung des Klinikums Bayreuth sind vielschichtig und massiv. Insbesondere die Arbeitsweise von Geschäftsführer Roland Ranftl, 58, wird in dem Artikel mit dem Titel "Geldspritzen" in der aktuellen Ausgabe kritisiert.

Unter anderem schreiben die beiden Autoren, dass in dem Bayreuther Krankenhaus zwischen Ranftl und Teilen der Belegschaft "Krieg herrsche". Im Raum stehen "unerträgliche Arbeitsbelastungen". Das Personal sei dem Ansturm der Patienten nicht mehr gewachsen. Es bestehe deshalb die Gefahr, wegen Überlastung Fehler zu machen. Pfleger würden "einige Tausend Überstunden" vor sich her schieben. Einige Patienten sollen sich bereits beschwert haben. Und die Bayreuther Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der Körperverletzung.

Ärzte sollen sich zudem immer wieder genötigt sehen, Behandlungen vorzunehmen, "die medizinisch nicht notwendig oder sogar gesundheitsgefährdend sind". Einige Patienten sollen sogar zu Tode gekommen sein, Neugeborene sollen schwerste Behinderungen erlitten haben. Andere Patienten sollen teils auffallend lange künstlich beatmet worden sein und die Zahl teurer Herzkathederbehandlungen sollen sich häufen - was dem Klinikum faktisch mehr Geld einbringt.

Gründe für die Missstände seien laut der Spiegel-Autoren "eine Medizin ohne wirksame Qualitätskontrolle", bei der wirtschaftliche Aspekte Vorrang haben, sowie "eine strenge Führung nach kaufmännischen Gesichtspunkten".

Der mit 2300 Angestellten größte Arbeitgeber der Stadt Bayreuth liegt seit einigen Jahren "stabil in der Gewinnzone", der Preis dafür sei aber dementsprechend hoch: Laut dem "Spiegel" werfen die Pflegedienste der Leitung Ausbeutung vor, altgediente Chefärzte beklagen die Spar- und Personalpolitik, die es ihnen schwer mache, die Patienten angemessen zu behandeln.

Die Klinikleitung wollte sich gestern auf Anfrage unserer Zeitung im Detail nicht zu den Vorwürfen äußern. Pressesprecherin Christiane Fräbel teilte mit, dass die Vorwürfe, die "Der Spiegel" gegen die Klinikum Bayreuth GmbH erhebt, schwerwiegend sind. "Diese dürfen keinesfalls auf die leichte Schulter genommen werden."
Die Stellvertretende Aufsichtratsvorsitzende der Klinikum Bayreuth GmbH, Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe, habe den Aufsichtsrat der Klinikum Bayreuth GmbH deshalb umgehend zu einer Sondersitzung für diese Woche einberufen.