Neues Alzheimer-Medikament: Behandlung erster Bayreuther Patientin gestartet
Autor: Redaktion
Bayreuth, Freitag, 07. November 2025
Ein neues Medikament hat in der Alzheimertherapie für einen Durchbruch gesorgt. Nun wird die erste Patientin am Klinikum Bayreuth damit behandelt.
Für Prof. Dr. Patrick Oschmann, Direktor der Klinik für Neurologie der Klinikum Bayreuth GmbH, ist die Zulassung ein Durchbruch. Denn erstmals wurde in Europa ein Wirkstoff als Medikament zugelassen, der nicht nur die Symptome behandelt, sondern den Krankheitsverlauf tatsächlich deutlich verlangsamen kann. Lecanemab wirkt, indem es gezielt an Beta-Amyloid-Ablagerungen im Gehirn anknüpft und diese abtransportiert.
Irmela P. und ihr Mann spüren die Einschränkungen, die die Erkrankung mit sich bringt, bereits deutlich. Ohne Behandlung würde sie nach und nach mehr Hilfe im Alltag benötigen und schon bald vieles vergessen haben. Beide hoffen nun darauf, dass die Therapie das Fortschreiten der Erkrankung so weit verlangsamen kann, dass sie noch eine gute gemeinsame Zeit haben – und im Idealfall Zeit gewinnen, bis weitere Behandlungsalternativen zur Verfügung stehen. Irmela P. ist die erste Patientin in Bayreuth, die das neue Medikament erhält. Alle 14 Tage kommt sie derzeit für die Behandlung aus Nürnberg in die Klinik Hohe Warte.
Prof. Oschmann engagiert sich stark in der Alzheimerforschung; seine Klinik beteiligt sich seit 10 Jahren regelmäßig an aktuellen Medikamentenstudien. Er kennt und begleitet Irmela P. schon lange. "Das Ehepaar hat auf die Zulassung des Medikaments gewartet, und wir haben uns sehr dafür eingesetzt, es so schnell wie möglich bei uns in der Klinik verfügbar zu haben", sagt er.
Warum es dennoch keine Heilung ist? "Die Beta-Amyloid-Ablagerungen sind nur ein Aspekt der Alzheimer-Erkrankung", erklärt der Neurologe. Sie begünstigen wiederum die Bildung eines weiteren Proteins im Gehirn, das die Erkrankung vorantreibt: Tau. Tau ist grundsätzlich in den Nervenzellen vorhanden, verändert und vermehrt sich jedoch im Krankheitsverlauf zunehmend. Das führt dazu, dass Nervenzellen ihre Struktur verlieren und nach und nach absterben. "Ist dieser Prozess erst einmal angelaufen, lässt er sich nach dem aktuellen Wissensstand auch mit dem neuen Medikament nicht mehr aufhalten."
Wirksam ist das Medikament daher nur in einem sehr frühen Stadium. "Je früher die Therapie ansetzt, desto größer ist die zu erwartende Wirkung", sagt Prof. Oschmann. "Studien haben gezeigt, dass das Medikament in der Lage ist, in einem sehr frühen Stadium diese Ablagerungen vollständig aus dem Gehirn zu entfernen. Patientinnen und Patienten gewinnen damit im Durchschnitt etwa sechs Monate." Wenn die Voraussetzungen günstig sind und die Therapie bereits bei minimalen Störungen beginnt, könne das Fortschreiten der Erkrankung wahrscheinlich mehrere Jahre hinausgezögert werden. Zeit, die auch der Forschung zugutekommt – um weitere Therapieoptionen zu entwickeln.
Deshalb möchte er Mut machen, schon bei ersten Anzeichen medizinischen Rat einzuholen und frühzeitig abklären zu lassen, ob Gedächtnislücken tatsächlich auf eine Alzheimer-Erkrankung hinweisen. Dies auch, da nach eigenen Daten nur jeder Vierte, der sich in der Klinik vorstellt, an einer Alzheimer-Erkrankung leidet. Sein Appell:
"Scheuen Sie sich nicht vor dem Arztbesuch. Sollte es sich um eine Alzheimer-Erkrankung handeln, haben wir mit dem neuen Medikament erstmals die Chance, Ihnen Zeit zu verschaffen. Und sollte sich herausstellen, dass die Sorgen unbegründet waren: umso besser. Sie können nur gewinnen."