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Kreis Bayreuth: War es doch ein Tornado? - DWD-Experte: "Müssten reichlich Schäden da sein"


Autor: Isabel Schaffner, Lena Büttner

Bayreuth, Dienstag, 08. August 2023

Nach einem besonderen Wetterphänomen im Kreis Bayreuth am Freitag (4. August 2023) sprechen einige Medien von einem Tornado. Doch hat es sich dabei tatsächlich um einen derartigen Wirbelsturm gehandelt? Ein DWD-Experte gibt seine Einschätzung ab.
Handelte es sich bei dem spektakulären Wetterphänomen im Kreis Bayreuth doch um einen Tornado?


  • Wetterphänomen im Kreis Bayreuth: War es doch ein Tornado? 
  • "Müssten Schäden da sein": DWD-Tornado-Beauftragter mit Einschätzung 
  • Feuerwehreinsätze aufgrund des Phänomens? Kreisbrandmeisterin äußert sich 
  • Video zeigt spektakuläre Bilder 

Nachdem am Freitag (4. August 2023) Aufnahmen eines besonderen Wetterphänomens im Kreis Bayreuth die Runde gemacht hatten, sprachen mehrere Medien von einem Tornado. DWD-Tornado-Beauftragter Andreas Friedrich gibt gegenüber inFranken.de eine Einschätzung ab, ob es sich bei diesem Phänomen tatsächlich um einen derartigen Wirbelsturm gehandelt haben könnte. 

Update vom 8.08.2023: DWD-Tornado-Beauftragter gibt Einschätzung zum mutmaßlichen Tornado im Kreis Bayreuth ab 

Die Bilder des Wetterphänomens, die Friedrich bislang gesehen hat, lassen keinen Bodenkontakt vermuten, erläutert er. In der Tornadodatenbank ESWD (European Severe Weather Database) werde das Phänomen als "plausibler" Tornado eingestuft (Stand: 07.08.2023, 17.45 Uhr). Dies liege darin begründet, dass die Trichtersäule nah an den Boden gereicht habe, doch kein Bodenkontakt nachweisbar gewesen sei. 

"Wenn es ein Tornado war, müssten reichlich Schäden da sein", so Friedrich. Im Gespräch mit inFranken.de erläutert Kreisbrandmeisterin Stephanie Bleuse allerdings, dass dies nicht der Fall sei. Es habe keine Feuerwehreinsätze im Kreis Bayreuth aufgrund von Schäden durch das Wetterphänomen gegeben. 

Es könne sein, dass kurzzeitig Bodenkontakt bestanden hatte – beispielsweise auf einer Wiese, auf der kein Schaden angerichtet wurde, so Friedrich über das Phänomen, das bei Emtmannsberg gesichtet wurde. Vielleicht habe es sich um eine Vorstufe eines Tornados gehandelt. "Bei manchen Fällen wird es so sein, dass man das nie nachweisen kann", erklärt der Tornado-Beauftragte. 

Erstmeldung vom 4.08.2023: Trichterwolke oder Tornado bei Bayreuth? Neue Leserfotos 

War am Freitag (4. August 2023) zwischen 13 und 14 Uhr ein Tornado im Anmarsch auf Bayreuth? Wie berichtet, gab ein Wetterphänomen am Freitagnachmittag Anlass für eine solche Annahme. Jetzt haben uns weitere Fotos erreicht. Ein inFranken.de-Leser namens Ike hat der Redaktion am Samstag, 5. August 2023, Fotos von der Szenerie am oberfränkischen Himmel zukommen lassen.  "Die Trichterwolke bei Bayreuth war gestern um 13.21 Uhr zu sehen", schreibt er.

Entstanden seien die Fotos auf dem A9-Parkplatz Sophienberg-West in Blickrichtung Emtmannsberg, berichtet der Nutzer, der sich auf dem Weg nach Schwaben befand. 

Ike gesteht, dass das Bild eigentlich nur zufällig zustande kam: "Eigentlich wollte ich bei Einfahrt auf den Parkplatz 'nur' den schön lackierten LKW fotografieren, sah dann aber die Trichterwolke..." Wir bedanken uns für den Schnappschuss!

Wann handelt es sich um einen Tornado? Wetterdienst-Experte erklärt Bilder 

"Es ist eindeutig ein Schlauch, der nach unten geht", hatte Thomas Kees seine Beobachtung im Bayreuther Gemeindeteil Hohlmühle am Freitag gegenüber inFranken.de beschrieben. Den Standort des Gebildes schätzt Kees auf Emtmannsberg. "Das Ding stand relativ starr", erinnert er sich. Von einem weiteren Zeugen habe er wenige Minuten später erfahren, dass es sich wohl wieder aufgelöst habe. Kees habe so etwas noch nicht gesehen. "Ich fand es ungewöhnlich." Was er zusätzlich beobachtet habe: "Der Rest war total windstill, es gab keinen Sturm." Er habe auch nichts gesehen, was nach oben gewirbelt wurde. "Es ging nicht bis zum Boden."

Ein entscheidender Aspekt, den der Tornado-Experte des Deutschen Wetterdienstes (DWD), Andreas Friedrich, nach einer Betrachtung der Bilder anspricht. "Ich sehe eine ausgeprägte Trichterwolke. Sie kann sich zu einem Tornado entwickeln. Der Definition nach ist es erst dann ein Tornado, wenn sich der Wind um eine senkrechte Achse von der Wolke bis zum Erdboden dreht." Manchmal sei das nicht sichtbar, sondern nur am Boden spürbar, wenn beispielsweise Gegenstände kreisförmig aufgewirbelt werden oder Schäden entstehen. 

Folgt man der Beobachtung von Thomas Kees handele sich demnach um eine Trichterwolke (Funnel Cloud). "Sie gibt es im Sommer häufiger als Tornados, weil sich der Wind nur oberhalb des Bodens dreht. Irgendwann löst sich diese Trichterwolke auch wieder auf." Das könne nach ein bis zwei Minuten oder auch einer Viertelstunde der Fall sein. Weitere Nachrichten aus Bayreuth findest du auf unserer Übersichtsseite.