Corona-Tragödie in Pflegeheim: Betreuer darf sterbende Frau nicht sehen, weil er falsche Maske trägt
Autor: Ralf Welz
Bayreuth, Dienstag, 08. Dezember 2020
In einem Bayreuther Pflegeheim durfte ein Betreuer nicht zu einer sterbenden Seniorin, weil er die falsche Corona-Maske trug. "Die Geschichte ist tragisch", räumt der Heimleiter ein. Er bedauert den Vorfall und spricht von einem Fehler.
- Corona-Regel in Bayreuther Pflegeheim führt zu menschlicher Tragödie
- Betreuer wird wegen falscher Maske aus Zimmer von sterbender Frau verwiesen
- BRK-Ruhesitz räumt Fehler ein und entschuldigt sich
- Heimleiter betont zugleich: "Bei uns stirbt niemand allein."
Corona-Vorschrift in Seniorenheim löst Tragödie aus: In Bayreuth ist es zu einem traurigen Vorfall in einer Pflegeeinrichtung gekommen: Der Heimleiter bedauert die Angelegenheit und hat sich inzwischen entschuldigt.
Ehrenamtliche Hilfe: 69-Jähriger betreut Seniorin in Pflegeheim
Als ehrenamtlicher Helfer kümmert sich Rudolf Lappe seit vielen Jahren um Liselotte Berger (Name von der Redaktion geändert), die in einem Pflegeheim in Bayreuth lebt. Seit rund einem Jahr ist er der gesetzliche Betreuer der Seniorin. "Ich habe sie jede Woche ein-, zweimal besucht", sagt er. Die beiden sind eng miteinander verbunden: Privat kennen sie sich bereits seit fast 50 Jahren.
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Vor knapp zwei Wochen erhält Lappe dann von der Heimleitung die traurige Nachricht: "Ich wurde angerufen. Mir wurde gesagt, ich soll vorbeikommen. Sie liegt im Sterben." Laut dem Betreuer war dieser Umstand vorauszusehen. "Sie hatte zuvor schon eine starke Bronchitis gehabt und lag deswegen im Krankenhaus. Ich wusste schon, dass es schlecht um sie steht." Am Freitag (20. November 2020) wird der 69-Jährige ins Heim gerufen, weil womöglich palliative Schritte für Liselotte Berger eingeleitet werden sollen.
Nach der Anmeldung und einem Corona-Schnelltest wird er auf das Zimmer der 94 Jahre alten Frau geleitet. "Sie war sehr schlecht drauf", sagt Lappe inFranken.de. "Sie röchelte stark und bekam schlecht Luft." Dem Notarzt gelingt es schließlich, ihren Gesundheitszustand zu stabilisieren. Betreuer Lappe verspricht, am nächsten Tag wiederzukommen. "Der Pfleger sagte mir auch, dass ich zu jeder Zeit ein- und ausgehen kann."
Corona-Tragödie: 94-Jährige klammert sich vor ihrem Tod an Betreuer
Tags darauf, am Samstagnachmittag (21. November 2020), betritt der Betreuer erneut den Bayreuther BRK-Ruhesitz. "Dort wurde ich dann auf dem Gang von der Schwester gleich angemault, auf gut Deutsch. Sie hat gesagt: Sie kommen mit dieser Maske nicht aufs Zimmer.' Obwohl sie mich so unten reingelassen haben am Empfang." Lappe wird ihm zufolge mitgeteilt, dass er eine neue FFP2-Maske benötige. "Ich hatte bislang immer meine normale Maske auf. Eine stinknormale, wie sie jeder hat", hält der 69-Jährige fest.
Lappe wird schließlich doch ans Bett der im Sterben liegenden Liselotte Berger gelassen. "Ich habe mich dann kurz mit ihr unterhalten." Sie sei zu diesem Zeitpunkt aber schon fast nicht mehr ansprechbar gewesen, sagt Lappe. "Sie hat zu mir gesagt, sie weiß, dass sie jetzt sterben muss. Sie hat zu mir gesagt, sie will nicht allein sein, ich soll dableiben. Dabei hat sie sich an mich geklammert." Dann nimmt die Tragödie ihren Lauf: Die Tür zum Krankenzimmer geht auf. "Die Dame vom Empfang kam auf einmal rein und hat zu mir gesagt, ich soll schleunigst wieder gehen." Laut Lappe teilt ihm die Mitarbeiterin mit, dass sie ihn eigentlich gar nicht reinlassen hätte dürfen. "Sie hat gesagt, ich hätte die falsche Maske auf. Und das ist verboten."