Bayreuther Klima-Aktivist verbrennt 1,0-Abitur-Zeugnis in Berlin - "keine Karriere"
Autor: Clara Maria Wimmer
Bayreuth, Mittwoch, 10. Juli 2024
Ein Klima-Aktivist aus Bayreuth hat vor dem Schloss Bellevue in Berlin sein Abitur-Zeugnis verbrannt. Trotz seines Abschlusses mit 1,0 wolle er "nicht studieren, keine Karriere machen". Die Hintergründe und was der 17-Jährige stattdessen offiziell vorhat, findest du hier.
Aktivisten der Letzten Generation - darunter auch ein 17-Jähriger aus Bayreuth - haben vor dem Schloss Bellevue in Berlin ihre Zeugnisse verbrannt. "Die brennenden Dokumente verbildlichen Chancen, Hoffnungen und Träume, die durch das klimapolitische Versagen der Regierung in Flammen aufgehen", heißt es in einer Erklärung der Letzten Generation. Im Anschluss legten sich die Jugendlichen wie tot auf den Boden. Mit diesem sogenannten "Die-In" wollten sie die "tödlichen Konsequenzen der Klimakatastrophe" symbolisieren, die demnach "schon heute Millionen Menschen treffen".
Die Unterstützer der Letzten Generation im Alter von 15 bis 19 Jahren haben sich am Montagmittag (8. Juli 2024) gegen 12 Uhr vor dem Berliner Schloss Bellevue versammelt, um ihre Zeugnisse zu verbrennen. Das Gebäude ist seit 1994 der Amtssitz des Bundespräsidenten und befindet sich nicht weit vom Deutschen Bundestag und dem Kanzleramt. Auch der 17-jährige Niklas H. aus Bayreuth war vor Ort - er brachte sein Abitur-Zeugnis mit einem Schnitt von 1,0 mit und zündete es schließlich an, während er seine Gründe darlegte.
Letzte Generation: Klima-Aktivisten verbrennen Zeugnisse in Berlin - "die Politik lügt"
Während er sein Zeugnis anzündete, erklärte der 17-jährige Bayreuther schließlich: "Dieses Zeugnis steht für Karrierechancen, Chancen, die mir unsere Regierung verbaut. In der Schule haben wir gelernt, wie dramatisch die Klimakrise ist und wie dringend es jetzt einen umfassenden Wandel braucht", so der Schüler. "Die Politik lügt uns aber weiter vor, sie hätte alles im Griff und wir müssten uns keine Sorgen machen", findet er. Sein Gewissen zwinge ihn schließlich dazu, "aktiv zu werden, statt wegzusehen". Deshalb werde er "jetzt nicht studieren, keine Karriere machen, sondern Widerstand gegen die verfehlte Klimapolitik der Regierung leisten."
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Eine andere Aktivistin erklärt: "Warum sollte ich mich für ein gutes Zeugnis anstrengen und damit Karriere machen, für eine Zukunft, die vor unseren Augen verbrennt?" Um jetzt zu studieren, müsse sie die Klimakrise "genauso ignorieren, wie die Politik es tut", sagt die 19-Jährige. Die Klimakrise töte demnach schon heute Menschen. "Die Zeit für Widerstand ist jetzt", appelliert die Aktivistin. Sieben Klima-Aktivisten seien es nach Angaben der "BZ - Die Stimme Berlins" gewesen, die ihre Zeugnisse verbrannt haben. Demnach seien darunter drei Originale gewesen, beim Rest habe es sich hiernach um Kopien gehandelt.
Der Protest richte sich an den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier - ebenso wie die Erklärung mit dem Titel "Hand aufs Herz - Demokratie braucht Ehrlichkeit". In dieser fordert Gruppierung angesichts von "sozialen Verwerfungen, Faschismus-Gefahr und naiver Technologie-Gläubigkeit, die uns schutzlos in die Klimakatastrophe steuert" eine ehrliche Debatte und die Ehrlichkeit des Bundespräsidenten. "Das faktisch nicht mehr vorhandene Co2-Budget Deutschlands zwingt uns zu einem radikalen Umsteuern hin zu mehr Gerechtigkeit", statuiert die Letzte Generation. Derweil entsteht im Landkreis Bayreuth derzeit eine "Oase der Vielfalt". Mehr Nachrichten aus Bayreuth und der Region liest du in unserem Lokalressort.