„Hilfeschrei“ aus Bayreuther JVA: Corona-Infizierte in Gefängnis
Autor: Ralf Welz
Bayreuth, Samstag, 11. April 2020
In der JVA St. Georgen-Bayreuth haben sich mehrere Mitarbeiter mit dem Coronavirus angesteckt. Das hat der Anstaltsleiter im Gespräch mit inFranken.de eingeräumt. Vorausgegangen war der „Hilferuf“ eines Gefangenen, der sich an inFranken.de gewandt hatte.
Aktueller Stand zum Coronavirus - Jetzt für Newsletter anmelden
Coronavirus im Gefängnis: Bayreuther JVA bestätigt Infektionen unter Angestellten. Aus der Justizvollzugsanstalt St. Georgen in Bayreuth hat sich ein Gefangener mit einer Art „Hilfeschrei“ an inFranken.de gewandt. Andreas Kriegel (Name von der Redaktion geändert) wirft der Gefängnisleitung vor, dass sich JVA-Bedienstete mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt hätten.
Für die Häftlinge würden jedoch keine entsprechenden Schutzvorkehrungen getroffen, beklagt sich Kriegel. Da die Arbeitsbetriebe wie gehabt weiterliefen, würden die Inhaftierten großen Risiken ausgesetzt. Aus diesem Grund habe sich Kriegel nun an die Öffentlichkeit gewandt.
Coronavirus in Gefängnis: Werden Häftlinge ausreichend geschützt?
Von der Anstaltsleitung habe es bislang keinerlei Anweisungen in Bezug auf das Coronavirus gegeben, so der Vorwurf. „Es geht primär darum, dass es für uns Häftlinge keinerlei Schutzvorkehrungen gibt.“ Der Berufsalltag in den jeweiligen internen Arbeitsbetrieben der JVA – wie etwa der Montage – finde unverändert statt. „Beamte gehen ein und aus. Keiner weiß, wer das Virus bereits hat.“
Video:
Mehr noch: Die bis vor Kurzem für die Gefängnisinsassen bereitgestellten Desinfektionsmittel seien kurzerhand weggebracht worden. „Vorher gab es sie. Jetzt wurden sie eingesammelt“, berichtet Kriegel. "Keine Ahnung, wofür die gebraucht werden." Auch Schutzkleidung wie Atemmasken oder Handschuhe stünden den Häftlingen nicht zur Verfügung.
Die meisten Häftlinge der JVA St. Georgen-Bayreuth seien zudem in Drei- oder gar Sechs-Mann-Zellen untergebracht. Einzelzellen gebe es bloß wenige. Der gerade gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitsabstand unter den Häftlingen sei somit schlicht nicht einzuhalten, moniert Kriegel. Auch die JVA-Angestellten stünden oft in „Flüsterweite“, ohne dabei einen Mundschutz zu tragen. Duschen sei nur auf engem Raum in Gruppen möglich.
JVA-Gefangener meldet Corona-Fälle: "Unser Hilfeschrei ist nötig"
Besuchstermine und Telefonate von außerhalb seien ferner gestrichen worden. „Das ist alles untersagt: Keine Besuche, keine Telefonate“, klagt der JVA-Insasse weiter. „Ich vermute, aus Angst. Dass nichts an die Öffentlichkeit gelangt.“ Der Hilfeschrei sei nötig, so Kriegel. "Vielleicht bekommen wir dadurch wenigstens Handschuhe und Mundschutz.“
Letzten Endes wünsche er sich vor allem, dass das Thema Coronavirus vonseiten der Gefängnisleitung offen und klar kommuniziert wird – etwa durch entsprechende Maßnahmen, Infos und Aushänge. „Es kann natürlich sein, dass die Lage schon so weit fortgeschritten ist, dass sich schon jeder infiziert hat“, sagt Kriegel.