Die Metzger, Bäcker und andere Geschäftsleute im Bamberger Stadtteil Wunderburg bangen um ihre Zukunft. Sie appellieren an die Stadt, auf dem früheren Glaskontor-Gelände keinen großen Einkaufsmarkt zu genehmigen.
"Wir sind doch die Vollsortimenter schlechthin in der Wunderburg!" Was Metzgermeister Matthias Alt damit sagen will, ist: Im Stadtteil südlich des Marienplatzes gibt es dank einer Reihe kleiner Geschäfte und Lebensmittelhandwerker noch eine funktionierende Nahversorgung.
Alt betont das Wörtchen "noch", denn er sieht den Fortbestand der "Kleinen" durch die Pläne der Stadt auf dem Glaskontor-Gelände bedroht. Anlass sind Überlegungen für einen Einkaufsmarkt auf 1600 Quadratmetern.
Das wäre das Doppelte der Fläche, die der bestehende "Nahkauf"-Markt (früher "Comet") an der Friedrich-Ebert-Straße hat. Mit diesem habe man sich arrangiert, so Alt. Wenn der eins zu eins an die Kapellenstraße umzöge, würde er sich keine Sorgen machen. Doch käme ein deutlich größerer Markt, wäre dies das Aus für etliche kleine Geschäftsleute.
Bis zur Bürgerbeteiligung für das Glaskontor-Gelände ging Alt, Inhaber eines Familienbetriebs in der Erlichstraße, davon aus, dass gilt, was die Stadt früher stets betonte: Der künftige Markt am Rand des neuen Wohngebiets soll Ersatz sein für den "Nahkauf". Dessen Tage am alten Standort sind gezählt; das ist kein Geheimnis.
Nun sieht es allerdings so aus, dass für den neuen Markt deutlich mehr Fläche vorgesehen ist. Laut Christian Wonka, Leiter des städtischen Immobilienmanagements, plant man derzeit mit 1600 Quadratmetern brutto.
Weil ein Teil Lager werde, sei von netto höchstens 1200 Quadratmetern Verkaufsfläche auszugehen. Das sei zugleich die Mindestgröße, die Einzelhandelsbetreiber an dieser Stelle für eine funktionierende Versorgung für erforderlich halten würden.
800 Quadratmeter seien keine Zukunftsperspektive, sagt sogar "Nahkauf"-Betreiber Josef Sier. Der Kaufmann würde gern in der Wunderburg bleiben und den künftigen Markt an der Ecke Kapellen-/Erlichstraße übernehmen.
Mehr Platz als bisher macht er zur Bedingung - allein wegen der besseren Präsentation seiner Ware: "Das Sortiment soll gar nicht viel größer werden." Insofern glaubt er nicht, dass die kleinen Händler im Stadtteil einen neuen, größeren Markt fürchten müssen. Ein Bäcker und Metzger seien ja auch jetzt schon im "Nahkauf".
Doch Alt steht mit seinen Befürchtungen keineswegs allein da. Fast alle Gewerbetreibenden und viele ihrer Kunden haben einen Protestbrief an den Oberbürgermeister unterschrieben, der aus dem PC des 49-jährigen Metzgermeisters stammt.
Auch die Bäckerei Stuber aus der Rotensteinstraße ist vertreten.
Man habe Sorge, dass noch mehr Kunden wegbleiben, wenn am Glaskontor eine weitere große Verkaufsstelle eröffnet, sagt Ursula Stuber. Als "Aldi" am Münchner Ring Backautomaten in Betrieb nahm, habe man das deutlich zu spüren bekommen.
Unterstützung von der Innung
Rückendeckung bekommen die kleinen Geschäftsleute der Wunderburg jetzt von der Fleischerinnung Bamberg. Sie hat drei Mitgliedsbetriebe im Stadtteil und hält deren Befürchtungen für sehr berechtigt.
Innungs-Geschäftsführer Norbert Liebig schlägt in einem Brief an OB Andreas Starke (SPD) vor, die Stadt Bamberg möge sich ein Beispiel an München nehmen: Dort schaue die Verwaltung vor Baugenehmigungen sehr genau auf die jeweilige Versorgungslage in einem Gebiet.
Im Einzelfall könne das dazu führen, dass ein Vollsortimenter nur
ohne Frischetheke genehmigt werde, um das ansässige Lebensmittelhandwerk zu schützen. Aus Liebigs Sicht wäre das auch in der Wunderburg ein Weg, um die Nahversorgung sicher zu stellen, aber auch das Überleben der "Kleinen".
Stadträte aus der Wunderburg sind, auf die Sorgen von Alt und Kollegen angesprochen, unterschiedlicher Meinung. Partei für die "Kleinen" ohne Wenn und Aber ergreift nur Petra Friedrich. Die GAL erwartet von der Stadt, dass diese ihre Planungshoheit nicht zum Wohl von Konzernen nützt, sondern um Vielfalt und Leben im Viertel zu bewahren. Elfriede Eichfelder (CSU) und Norbert Tscherner (BBB) zeigten sich auf Anfrage überzeugt, dass der neue Nahversorger keines der alt eingesessenen Geschäfte gefährden wird.
Es handle sich in erster Linie um eine Verschiebung, weil dann der alte "Nahkauf" geschlossen werde.
Verständnis für die Befürchtungen äußert Karin Gottschall (SPD), sieht aber keine Alternative, wenn potenzielle Investoren eine Mindestfläche zur Bedingung machen. Am liebsten wäre ihr eine Lösung, die beiden Seiten gerecht wird.
Es wäre sinnvoller (und ehrlicher) ERST mit den neuen Wohnungen anzufangen. Wenn dann wirklich erkennbar wird,daß dort neue Mitbürger kommen,dann kann man über Nahversorgung zusätzlich nachdenken.
Aber ERST Handelsflächen (die nur bestehende Angebote verdrängen und sehr schnell viel Geld fürs Grundstück bringen) ist zwar einfacher, aber bestimmt nicht im Sinne der Bürger vor Ort!
Wer kümmert sich?
KWZ. Stimmt , eine der Stadträtinnen wohnt sogar gegenüber. Durch Ihren Vermieter angesprochen kam von ihr nur ein Achselzucken. Auch komisch dass ein Tscherner der doch immer ein Kämpfer war hier nur von einer Verschiebung spricht. Der Stardtrat hat doch denke ich die Macht zu sagen nein so nicht. Wenn es aber darum geht um Spenden zu sammeln dann sin die Herrschaften da, sei es um Kindergarten, Ministranten, Pfarrfesten , Tombolas, Faschingsfeiern, Weihnachtsfesten, Vereinsunterstützungen. Da kann Man sich dann wieder profilieren und sich in Pose stellen wenn der Fotograf kommt. 5 Jahre noch dann........Schade man hat Euch umsonnst gewählt!
. . . schweigt! Wie meist, seit sein ins SPD-Boot gezerrte Bremer Busenfreund Stieringer - der die Hälfte seines Stadtmarketing-Lohns doch immer noch aus der Stadtkasse erhält, oder? - als persönliches Sprachrohr fungiert und dabei auch noch die Rolle "Der große Max" zu spielen versucht. Versucht, wohlgemerkt, denn einem Reichelts Max wird er nie das Wasser reichen können. Der hat sich nämlich nachhaltig um die Nöte der Büprger und besonders "seiner" Wunderburger gekümmert und ist nie zu einer Lobby-Marionette verkümmert.
Wann läßt sich der schwache Herr Starke endlich von seinem güldenen Brose-Nr.1-Thron (siehe heutigen FT über den Neujahrsempfang) herab in die Niederungen von uns Bürgern und unseren Existenzproblemen und trifft zusammen mit dem Stadtrat endlich mal bürgernahe, nicht Investoren begünstigende Entscheidungen ???
.......nicht mal die ortsteilstadträte sind willens und fähig partei für die lokalen geschäfte zu ergreifen, man versteckt sich viel lieber hinter allgemeinplätzen, einfach erbärmlich ohne worte, hoffentlich verfügt der wähler über ein kleines langzeitgedächtnis
Ich teile die Argumentation nicht. Dort wo man Billigkonkurrenz reinholt, sterben die lokalen Firmen. Geigenberger muss ständig um das Überleben kämpfen, trotz gutem Angebot.