Worum es beim Verkauf der ehemaligen US-Werkstätten in Bamberg wirklich geht

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Auf die markanten Ziegelgebäude entlang von Weißenburg- und Zollnerstraße haben nicht nur Kulturschaffende ein Auge geworfen. Ronald Rinklef
Auf die markanten Ziegelgebäude entlang von Weißenburg- und Zollnerstraße haben nicht nur Kulturschaffende ein Auge geworfen.  Ronald Rinklef
Protest im Stadtrat: Kulturschaffende fühlen sich verschaukelt. MW
Protest im Stadtrat: Kulturschaffende fühlen sich verschaukelt.  MW
 

Es geht um viele Millionen: Im Finanzsenat ging es um den Verkauf eines Teils der Lagardekaserne. Die Macher des Kontaktfestivals sind geschockt.

Enttäuschte Gesichter vor dem Großen Sitzungssaal im Rathaus Maxplatz. Während hinter verschlossenen Türen der Finanzsenat über den Verkauf eines lang gestreckten Gebäuderiegels entlang von Weißenburg- und Zollnerstraße berät, ziehen die Macher von "Kontakt - das Kulturprojekt" ein für die Stadt wenig schmeichelhaftes Fazit.

Sie fühlen sich durch den geplanten Verkauf der Häuser in der Lagardekaserne ausgebootet und werfen der Stadt vor, die Interessen von Kulturschaffenden denen von Investoren unterzuordnen. Es sind geplatzte Hoffnungen, mit denen sie sich konfrontiert sehen. "Was machen wir im nächsten Jahr?", fragen Andreas Klenk und Renate Schlipf mit Blick auf das 2019 anstehende Kontaktfestival. Käme es zum Verkauf der Immobilien, könnte das kulturelle Großereignis ausfallen. Denn: Eine Ersatzfläche ist nicht in Sicht.

Grund für den Ärger sind die markanten Ziegelhäuser an der Weißenburgstraße. Die von der US-Armee vordem als Schreinerei und Schlosserei genutzten Häuser wären für Ateliers und Werkstätten, aber auch als Veranstaltungsraum für Konzerte, und Theater aus Sicht der Kulturtreibenden perfekt nutzbar - und zwar ohne teuere Umbauten. Schon vor Jahren hätten sie Interesse bekundet und mittlerweile sogar ein Kaufangebot ausgesprochen. "Doch man hat uns nicht ernst genommen."

Denn es sind nicht nur Kulturschaffende, die ein Auge auf die Immobilien geworfen haben. In der nicht öffentlichen Sitzung lagen den Stadträten zwei Angebote zur Entscheidung vor, die beide mit Millioneneinnahmen für die Stadtkasse verbunden sind. Die Umwandlung der annähernd 15 000 Quadratmeter großen Liegenschaft in Wohnungen ist für Investoren offenbar so attraktiv, dass sie das Gelände allzu gerne versilbern.

Doch ist es richtig, dass die Gebäude unter der Hand verkauft würden, wie behauptet wurde? Finanzreferent Bertram Felix hielt dem entgegen, dass im Rahmenplan Konversion der künftige Nutzen der Immobilien seit langem klar definiert sei. Beim geplanten Verkauf handele es sich um das Ergebnis einer Ausschreibung. Die Enttäuschung der Initiative versteht Felix nach eigener Darstellung nicht, er spricht im Gegenteil von einem "großen Erfolg" für die Kultur: Mit der Reithalle, der Posthalle und dem Platz sei ein nicht unerheblicher Teil der Lagardekaserne für soziokulturelle Nutzungen verplant. "Das ist keine Briefmarke."

Doch Andreas Klenk und Renate Schlipf tröstet dieses Versprechen nicht. Die beiden großen Gebäude seien für die Bedürfnisse des Kontaktfestivals nicht nutzbar, ihnen geht es um die kleinteiligen Räumlichkeiten der ehemaligen US-Werkstätten. Und darum, dass sich bald etwas tut. "Kultur braucht Raum" lautet die Forderung der Initiative bereits seit 2013.
Die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Hoffnung entlang der Weißenburgstraße erfüllt, scheint derzeit aber nicht allzu groß. Zwar hat sich der Finanzsenat am Dienstag noch nicht für eines der beiden Angebote entschieden. Doch klar ist auch: Wie bereits beim Investorenauswahlverfahren im südlichen Teil der Kaserne sind es maximale Marktpreise um oder über 500 Euro pro Quadratmeter, die beim Verkauf der Fläche aufgerufen werden.

So hofft die Stadt, die dem Bund für die Lagardekaserne selbst neun Millionen Euro bezahlt hat, möglichst viel Geld für Abbruch und Entsiegelung wieder hereinzubekommen. Kultur, aber auch "finanzierbarer Wohnraum", wie ihn Bambergs GroKo seit Jahren verspricht, wird es angesichts solcher Größenordnungen schwer haben.