Die Nachfrage ist groß, das Angebot an Baugrundstücken aber gering. Bambergs OB Andreas Starke spricht dennoch von einer "wohnungspolitischen Offensive".
Es sind Zahlen, die CSU-Fraktionschef Helmut Müller nennt. Angeblich werden im Bamberger Berggebiet in Einzelfällen bereits Preise jenseits von 700 Euro pro Quadratmeter Bauland bezahlt. Auch wenn solche Angaben mit Vorsicht zu bewerten sind. Sicher ist: Das über Jahre hinweg anhaltende Interesse, nach
Bamberg zu ziehen, hat die Grundpreise in der Domstadt auf Rekordniveau getrieben und das Angebot verknappt - in allen Segmenten des Wohnungsbaus.
Seit Jahren besonders begehrt bei jungen Familien, aber auch bei Senioren: Grundstücke für frei stehende Einfamilienhäuser in attraktiver Lage. Beinahe täglich gibt es in der Stadt Anfragen für diese traditionelle Bauform.
Am Michelsberger Wald
Was tun, um für mehr Angebot zu sorgen? Nachdem das letzte Baulandmodell auf dem Gelände des TV 1860 in kurzer Zeit belegt war, schickt sich die Stadt nun an, im Westen Bambergs nachzulegen: Es ist der Schlagfeldweg in Wildensorg, eine ruhig gelegene Siedlungsstraße Richtung Michelsberger Wald, der in den Fokus des städtischen Immobilienmanagements gerückt ist. Dort sollen beidseits der zu verlängernden Straße 18 Baurechte geschaffen werden, teilt uns Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) mit.
Gegenüber den vor zwei Jahren bekannt gewordenen Plänen, zwischen Wildensorg und Stegaurach rund 125 neue Bauplätze auszuweisen, ist das zwar nur eine "kleine Lösung" , aber ein Einstieg, dem, so hofft der OB, weitere Bauplätze folgen könnten. Man muss wissen: Die Stadt hatte in den Verhandlungen wenig Glück. Viele Besitzer wollten nicht verkaufen oder verlangten Preise, die die Stadt nicht bezahlen mochte.
Denn auch in Wildensorg soll bei acht von elf städtischen Bauplätzen das so genannte Baulandmodell zur Anwendung kommen. Das ermöglicht es einem sozialen Kriterienkatalog folgend, Familien mit Kindern unter Marktpreisen an Grundeigentum zu kommen. In Wildensorg könnte dieser Vorteil 20 bis 30 Prozent des Preises betragen, weshalb Starke von einem wichtigen Signal spricht. Wildensorg zeichne sich durch die idyllische Lage am Altenburghang, eine gute Verkehrsanbindung und eine Grundschule aus. Die neue Siedlung werde sich harmonisch ins Ortsbild fügen und soll mit 70 bis 80 Bewohnern vor allem junge Familien anziehen.
Projekte vor der Realisierung
Freilich sind 18 zusätzliche Baurechte angesichts des Bevölkerungszuwachses der letzten Jahre nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. Dennoch spricht Starke von einer "wohnungspolitischen Offensive". Grund für seine positive Einschätzung ist eine Reihe von Projekten, deren Realisierung bereits läuft oder in greifbare Nähe gerückt ist. So freut sich der OB, dass es vergangenen Freitag gelungen sei, Einigkeit mit dem letzten Besitzer eines Sperrgrundstückes auf dem ehemaligen Glaskontorgelände zu erzielen. Hier sollen unter dem Namen Ulanenpark 150 Wohneinheiten entstehen, zum Teil auch für weniger betuchte Bürger. 60 weitere Wohnungen sind im Quartier an der Mauer geplant, 150 auf dem Megalith-Gelände in Gaustadt, für das nach jahrelangem Tauziehen das Bebauungsplanverfahren nun offenbar vor dem Abschluss steht. Gut läuft es laut Starke auch im "Föhrenhain", früher Pines-Siedlung. Hier seien bis auf die 130-qm-Einheiten alle Wohnungen vermietet.
Natürlich: Es gibt politische Kräfte, die Starkes optimistische Sicht nicht teilen. So wirft Ursula Sowa (GAL) der Stadtspitze vor, den Mangel an Wohnraum lange verharmlost und durch schleppende Bearbeitung wichtiger Projekte mit verursacht zu haben. Auch die Chancen der Konversion seien bislang weitgehend ungenutzt geblieben.
Trotz des offenkundigen Wohnungsmangels in Bamberg und der Vergünstigung für Familien wollen die Grünen dem Projekt in Wildensorg wohl nicht zustimmen. Es widerspreche es dem Ziel, erst Baulücken in der Stadt zu füllen, bevor wertvolle Flächenreserven am Stadtrand versiegelt würden. "Der Wunsch nach dem Einfamilienhaus im Grünen kann sich als Trugbild erweisen. Die Entfernung zum Stadtzentrum hat auch Nachteile", warnt Sowa.
Finanzsenat entscheidet am Dienstag
Dennoch müssen interessierte Häuslebauer nicht befürchten, dass es keine Mehrheit für Wildensorg gibt, wenn der Finanzsenat heute nicht öffentlich darüber berät. Neben der SPD ist es vor allem die CSU, die das Vorhaben unterstützt. "Bamberg braucht auch Grundstücke für Einfamilienhäuser", stellt Helmut Müller fest. Seine Fraktion würde auch ein deutlich größeres Baugebiet Richtung Stegaurach befürworten. Ähnlich argumentiert auch die Bamberger Allianz. Man dürfe die Nachfrage nach Einfamilienhäusern nicht ignorieren, sondern müsse ein Angebot machen - "schon um die Preise erträglich zu halten", sagt Dieter Weinsheimer.
Ob die im Falle Wildensorgs noch hinnehmbar sind oder längst zu hoch, darüber kann man trefflich streiten. Der kommunale Bodenrichtwert liegt jenseits der Altenburg derzeit bei 260 Euro pro Quadratmeter. Kenner der Branche zweifeln nicht, dass Interessenten für die Baugrundstücke deutlich mehr werden hinlegen müssen.