Wo im Landkreis Bamberg kommt der JVA-Neubau hin?

2 Min
Das Bamberger Gefängnis aus der Vogelperspektive. Ein Ersatzneubau ist beschlossene Sache, fraglich nur, wo er entsteht. Foto: Ronald Rinklef
Das Bamberger Gefängnis aus der Vogelperspektive. Ein Ersatzneubau ist beschlossene Sache, fraglich nur, wo er entsteht. Foto: Ronald Rinklef

Nachdem die Stadt aus dem Rennen zu sein scheint, beginnt der Freistaat von Neuem mit einer Standort-Suche, jetzt im Landkreis Bamberg. Der JVA-Leiter wünscht sich vor allem eines: Möglichst schnell soll es gehen.

Für Ulrich Mann, den Leiter der Bamberger Justizvollzugsanstalt im Sand, spielt es keine Rolle, ob der Ersatz-Neubau für das "Café Sandbad" in der Stadt oder im Landkreis stehen wird. Hauptsache sei, "dass schnell ein funktionaler Neubau kommt".

Standort-Präferenzen habe er keine, sagt der Regierungsdirektor, der auch das Kronacher Gefängnis leitet, im FT-Gespräch. Er glaubt, dass auch die meisten der JVA-Beschäftigten einer Verlegung ihres Arbeitsplatzes in das Umland aufgeschlossen gegenüber stehen.

Noch ist völlig offen, wo im Landkreis der Freistaat das 41-Millionen-Euro-Projekt verwirklichen wird. Fraglich ist auch, wie groß die Begeisterung in den einzelnen Gemeinden auf die Aussicht ist, Standort für ein Gefängnis zu werden - zusätzliche Arbeitsplätze hin oder her.

Bei einer nicht repräsentativen, stichprobenartigen Umfrage unter einigen Bürgermeistern hörte die Lokalredaktion ganz unterschiedliche Reaktionen. In Heiligenstadt und Litzendorf etwa gibt es nach Auskunft der Bürgermeister Helmut Krämer und Wolfgang Möhrlein weder ein Gelände, das sich eignet, noch glauben sie, dass den Bürgern eine JVA willkommen wäre.

Dagegen zeigt sich Bürgermeister Johannes Maciejonczyk offen: "Der Markt Burgebrach hat sich in der Vergangenheit immer dadurch ausgezeichnet, neuen Projekten gegenüber aufgeschlossen zu sein." Das gelte auch in diesem Fall. Burgebrach hat nach seinen Angaben sogar die fünf bis sechs Hektar parat, die der Freistaat braucht.

Ein ausreichend großes Grundstück ist das Eine. Mann zählt auf, worauf der Freistaat als Bauherr bei der Standortsuche außerdem Wert legt: Das Gelände sollte eine kompakte, möglichst rechteckige Form haben, gut angebunden sein an eine Autobahn oder Bundesstraße, Abstand zur nächsten Wohnbebauung haben und günstige, bautechnische Gegebenheiten wie einen niedrigen Grundwasserspiegel aufweisen.

Der zeitweise hohe Grundwasserstand am Rand des Hauptsmoorwalds ist einer der Gründe, weshalb die von der Stadt angebotenen Flächen an der Geisfelder Straße auf dem ehemaligen US-Schießplatz und Muna-Gelände aus dem Rennen sind. Die Mehrkosten, die für die Beseitigung von Altlasten anfallen würden, ist ein anderer; das teilte Ulrike Roider, Pressesprecherin des Justizministeriums, auf Anfrage mit.

"Schade" findet es Landtagsabgeordneter Heinrich Rudrof schon, wenn der Neubau nicht in Bamberg realisiert würde. Dieser hätte seiner Meinung nach zur weiteren Stärkung des "Justizvollzugsstandortes Bamberg" beigetragen. Er mahnt zugleich, auch in seiner Funktion als Vorsitzender des Anstaltsbeirat in der JVA Bamberg, zur Eile. Es gelte, möglichst schnell im Raum Bamberg eine Lösung zu suchen.

Bekanntlich entspricht das Bamberger Gefängnis, das zu Teilen in Denkmal geschützten Gebäuden mitten in der Altstadt untergebracht ist, schon lange nicht mehr dem Standard des modernen Strafvollzugs.

Die Abwanderung des Gefängnisses in den Landkreis sei bedauerlich, man sei im Rathaus aber "nicht völlig unglücklich" darüber. So äußerte sich gestern die Pressesprecherin der Stadt Bamberg, Ulrike Siebenhaar, mit Hinweis auf den großen Bedarf an neuen Gewerbeflächen. Insofern täten sich für Bamberg an der Geisfelder Straße jetzt neue Chancen auf. Aus Bamberger Sicht sei es wichtig, dass die JVA und damit die Arbeitsplätze in der Region bleiben.

Die neue JVA wird deutlich mehr Beschäftigte haben als die bestehende. Sie wächst nicht nur um 60 Haftplätze auf 276. Ihr werden zudem Sonderaufgaben zentral für ganz Bayern zugedacht. Die Rede ist von Abteilungen für psychisch kranke, suchtabhängige und pflegebedürftige Häftlinge. Damit verbunden ist laut Ulrich Mann die
Schaffung neuer, qualifizierter Arbeitsplätze wie Ärzte, Psychologen und Pflegekräfte.

Eine zweite nagelneue JVA plant der Freistaat im nur gut 100 Kilometer von Bamberg entfernten Marktredwitz. Dort sind 364 Haftplätze und ebenfalls zentrale Aufgaben für den bayerischen Strafvollzug vorgesehen.

Wie die Sprecherin von Justizminister Prof. Winfried Bausback betont, brauche Bayern dringend zusätzliche Haftkapazitäten. Diese seien nötig, um Gemeinschaftsunterkünfte nach und nach durch Einzelzellen ersetzen zu können. Außerdem zeichne sich ein tendenziell steigender Haftplatzbedarf durch Schleuserkriminalität und die Verfolgung von Salafisten- und Terrorismusverdächtigen ab.