Bamberg ist von einem Virus erfasst. Dem Lauffieber. Überall wird gejoggt, getrabt und gesprintet. Der Grund: 11.700 Frauen und Männer, Schülerinnen und Schüler stehen gewissermaßen in den Startlöchern für den siebten Weltkulturerbelauf. Noch unsicher ist freilich das Wetter. Erstmals könnte es bei einem Weltkulturerbelauf regnen.
Neun Tage vor dem Laufspektakel in Bamberg sind die Auguren gefragt: Wird am 3. Mai die Sonne von einem makellosen Himmel brennen? Oder wird es regnen, wie die Prognoseläufe zur Zeit noch verheißen? Schlechtes Wetter wäre eine absolute Neuigkeit nach sechs von strahlendem Sonnenschein verwöhnten Welterbe-Maitagen.
So oder so: Die Macher des Weltkulturerbelaufs sind selbst auf Gewitter und Sturm vorbereitet, wie Carlo Schramm sagt. Die perfekte Organisation inklusive eines üppigen kulturellen Rahmenprogramms war in den vergangenen Jahren ein Markenzeichen des Weltkulturerbelaufs in Bamberg - ungeachtet dessen, dass sämtliche Vorkehrungen nicht den tragischen Todesfall eines Läufers 2013 verhindern konnten.
Seit Monaten kümmert sich das 17-köpfige ehrenamtliche Organisationsteam darum, dass das Großereignis mit schätzungsweise 55 000 Zuschauern und Sportlern reibungslos über die Bühne geht. Sie hat sich seit der Premiere 2003 zu einem der größten Breitensportveranstaltung in Bayerns entwickelt und verzeichnet nach wie vor enormen Zuspruch. In Rekordzeit waren bereits im Oktober 2014 die Startplätze des Halbmarathons über die Altenburg und die des 10,9 Kilometer langen Brose-Laufs ausgebucht. Erstmals sind auch keine Startplätze für den 4,4 Kilometer langen Wielandlauf mehr zu haben.
Traumkulisse für Hobbyläufer Was ist das Geheimnis des Lauffiebers in Bamberg, das in den letzten sonnigen Frühlingstagen sichtbar viele Menschen auf die Straßen und Plätze zum Training trieb? Viele Familien, aber auch Vereine und Firmen nutzen die Gelegenheit gerne, das Weltkulturerbe einmal sportlich zu feiern. "Wann hat man als Hobbyläufer je eine solche Kulisse? Die wunderschönen Gassen der Altstadt und dann das Publikum, das auch für die Letzten Applaus übrig hat", sagt ein Sportler, der schon sechs Mal dabei war.
Doch auch Spitzenathleten wissen das Rennen über die sieben Hügel und über das teils sehr holperige Pflaster zu schätzen. Drei Mal gewann der Brite Daren Deed aus der Bamberger Partnerstadt Bedfort den schweren Halbmarathon mit 280 Höhenmetern, zuletzt wieder mit der Fabelzeit von 1:10:25 Stunden. Erstmals ist Deed heuer nicht dabei, so dass sich die Frage stellt, wer ihn beerben wird.
Auch 2015 gibt es wieder Kurioses zu melden: So wird der Extremsportler Herbert Hellmuth aus Bamberg versuchen, alle sieben Läufe hintereinander zu absolvieren, vom Bambinilauf über die Schülerläufe bis zum Halbmarathon. Der Bamberger hat das T-Shirt des Weltterbelaufs auch schon auf den Gipfel des Mount Everest und den Südpol getragen.
So weit reicht die Liebe zum Rennen durch Bambergs Gassen, dass sich sich sogar schon Teilnehmer mit Baby-Jogger und Rollstuhl auf die Strecke wagen wollen, trotz des Getümmels am Start. Hier müssen die Veranstalter freilich abwinken: "Aus Sicherheitsgründen können wir das nicht gestatten", sagt Karl Schlichtig vom Organisationsteam. Auch Nordic-Walking Stöcke und Inline-Skates sind nicht erlaubt.