"Damit sind am Arbeitsort Stadt Bamberg so viele Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt wie in keiner anderen oberfränkischen Stadt und keinem Landkreis", skizziert die Stadt selbstbewusst den eigenen Wirtschaftsstandort. Und der Landkreis scheut den Vergleich nicht: Zusammen mit dem Landkreis Forchheim, ebenfalls mit einem Plus von 36,9 Prozent, verzeichnet der Landkreis Bamberg den höchsten Zuwachs in zehn Jahren.
95 000 Arbeitsplätze in Stadt und Landkreis, wohlbemerkt vor der Realisierung des Stellenabbaus der Autobauer - und vor Corona. Heißt das, die Fallhöhe ist enorm? Oder heißt das, der Standort strotzt vor Kraft?
Eine Analyse des Jobaufschwungs zeigt, dass der Maschinenbau ein starkes Zugpferd ist. "Nach absoluten Zahlen ist der Metall- und Elektrobereich mit über 400 neuen Stellen am stärksten gewachsen", berichtet das Landratsamt für 2019, gefolgt von der Logistik und dem Handel. Eine Umfrage des deutschen Maschinenbauverbands VDMA zeigt derzeit, dass 96 Prozent seiner Mitgliedsfirmen für 2020 mit Umsatzrückgängen rechnen, die sie im Verlauf des Jahres nicht mehr kompensieren können. "Personalabbau - auch von Teilen der Stammbelegschaft - ist für zwölf Prozent der Unternehmen bereits Thema", erläutert VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers.
Laut Deutschem Gewerkschaftsbund haben in Stadt und Landkreis Bamberg zum Stichtag 25. März 111 Betriebe Kurzarbeit angezeigt. Betroffen sind 1971 Beschäftigte. Die tatsächliche Zahl liege noch darüber und werde rapide wachsen.
Kurzarbeit wertet man in der Arbeitsagentur als hoffnungsvolles Zeichen. "Wenn Betriebe in Kurzarbeit gehen, rechnen die damit, dass es wieder gut weitergeht. Damit sie, wenn die Wirtschaft wieder anspringt, schnell wieder einsteigen können und dafür auch das Personal haben", erklärt Sprecher Matthias Klar. In der Agentur gilt die Kurzarbeit also als deutlicher "Indikator dafür, dass die Wirtschaft recht zuversichtlich ist, sonst hätten wir die Entlassungswellen." Fachkräftemangel prägte die vergangenen Jahre - Firmen lassen gute Mitarbeiter nur ungern ziehen und von der Konkurrenz wegschnappen. Klar zieht einen Vergleich zu der Finanzkrise 2008: "Auch damals sind die Kurzarbeiterzahlen in die Höhe geschnellt, und die Entlassungswellen haben nicht wie befürchtet stattgefunden." In zehn guten Jahren konnten Strukturen gesund wachsen.
Bei Morelo in Schlüsselfeld, einem der Zugpferde für das Wachstum in der Region, ging es bisher bei der Mitarbeiterzahl stets steil nach oben. Wie groß wird nun die Corona-Delle ausfallen? Geschäftsführer Löhner wartet auf den 19. April: "Mit jeder weiteren Woche wird Schaden angerichtet."