Der Trägerverein des Bamberger Gärtner- und Häckermuseums hat den Vertrag mit Kurator Hubertus Habel nicht verlängert, auf Anraten der Stadt. Dabei sind alle mit der Arbeit des Museumswissenschaftlers sehr zufrieden. Es geht ums Geld.
Das Gärtner- und Häckermuseum hat Winterpause. Doch die Winterruhe hat sich dessen ehrenamtlicher Leiter und Vorsitzender des Trägervereins, Pankraz Deuber, anders vorgestellt. Ihn treibt die Ungewissheit um, wie es mit dem Haus in der Mittelstraße 34 weitergeht: Die Weiterbeschäftigung von Kurator Hubertus Habel ist mehr als fraglich.
Es geht ums Geld. Obwohl der promovierte Museumswissenschaftler zuletzt nur noch eine 40-Prozent-Stelle inne hatte, verlängerte der Museumsverein seinen Vertrag vorsorglich nicht. Der Knackpunkt: Habel hätte nach zwei Befristungen Anspruch auf einen unbefristeten Vertrag. Nun endet das Arbeitsverhältnis mit dem Jahr 2014.
"Unwahrscheinliches geleistet" Deuber sagt, er habe "auf Drängen der Stadt" von einer Vertragsverlängerung Abstand genommen. Dabei ist der Vereinmit der Arbeit des Kurators hoch zufrieden - "Dr.
Habel hat Unwahrscheinliches geleistet" - und will ihn und das Wissen, das er sich über die Geschichte der Bamberger Gärtner angeeignet habe, nicht verlieren.
Hubertus Habel war es, der das Museum in der Gärtnerstadt rechtzeitig zur Landesgartenschau 2012 aus dem Dornröschenschlaf geweckt hat - auch im Auftrag des Zentrums Welterbe der Stadt, die dafür Mittel aus dem Konjunkturpaket I für Welterbestätten erhielt.
Dank eines professionellen Konzepts, fünf Öffnungstagen pro Woche, fundierten Führungen und viel Öffentlichkeitsarbeit zählt das Haus seither deutlich mehr Besucher als in Zeiten, da es rein ehrenamtlich gemanagt wurde.
Habel verfasste auch die erfolgreiche Bewerbung Bambergs um Aufnahme des urbanen Gartenbaus in das neue Landesverzeichnis für immaterielles Kulturgut in Bayern (wir haben berichtet).
Dafür und für andere Aufgaben machte Habel manche Überstunde, die er natürlich in Rechnung stellte. Dieser Einsatz könnte für ihn jetzt zum Bumerang werden. Die Stadt verlangt vom Museumsverein, dass er die Personalkosten senkt, so sie nicht mehr von den Einnahmen gedeckt werden.
2014: 8625 zahlende Besucher Im Jahr der Landesgartenschau war die Rechnung noch aufgegangen, hätten die Eintrittsgelder die Gehälter des Kurators und der Kassenkräfte ausgeglichen. 2013 machte der Trägerverein bereits ein Minus, weil die Besucherzahlen wieder sanken.
Für Deuber keine Überraschung; das sei zu erwarten gewesen.
Auch heuer ist ein Defizit nicht ausgeschlossen, wenngleich 8625 zahlende Besucher ein Plus von 44 Prozent gegenüber 2013 bedeuten.
Genau weiß man es im Vorstand noch nicht, weil die Schlussabrechnung noch aussteht. Ebenso ein Finanzplan für 2015. Den verlangt die Stadt als weitere Verhandlungsgrundlage mit dem Museumsverein über eine eventuelle Kostenbeteiligung ihrerseits.
"Die Stadt kann angesichts ihrer Kassenlage nur einen Zuschuss gewähren, wenn ein Haushaltsplan vorliegt", sagt Rathaus-Pressesprecher Franz Eibl. Noch dazu, wenn es um eine möglicherweise längerfristige Bindung gehe. Er sagt namens Kulturreferent Bürgermeister Christian Lange aber auch, dass dieser an einer guten Lösung für das Museum interessiert sei.
Nun ist die Rolle der Stadt beim Gärtner- und Häckermuseum durchaus eine besondere.
Sie ist durch den jeweiligen Kulturreferenten im Vereins-Beirat vertreten, weil es der Stadtrat war, von dem in den 1970er Jahren die Idee zur Museumsgründung ausging.
Man trug dem Verein die Trägerschaft an, dafür verpflichtete sich die Stadt ihrerseits, für ein Gebäude und den Bauunterhalt zu sorgen, sowie im Fall eines Fehlbetrags einzuspringen. So steht es in einem 1978 geschlossenen Vertrag zwischen der Stadt Bamberg und dem Verein.
Vertrag mit Stadt von 1978 Glaubt man Deuber, so hat der Museumsverein 35 Jahre lang etwaige Fehlbeträge aus eigener Tasche ausgeglichen. Das 2013er Defizit - es handelt sich dem Vernehmen nach um einen fünfstelligen Betrag im unteren Drittel - habe man erstmals zum Anlass genommen, um auf die Verwaltung zuzugehen.
Deuber sah den Verein nicht in der Rolle eines Bittstellers: "Wir wollten die Stadt 'mal dran erinnern, dass es diesen Vertrag gibt." Von der Reaktion im Rathaus zeigt er sich daher "schon enttäuscht".
Enttäuscht ist auch Kurator Habel selbst. Er spricht von einer "wunderbaren Zusammenarbeit", die er gern fortsetzen würde. Das Museum und die Bamberger Gärtnerei seien ihm ans Herz gewachsen.
Habel hat sich, was ihm auch seitens der Stadt attestiert wird, zu einem Experten auf dem Gebiet des urbanen Gartenbaus und seiner Historie entwickelt und großen Anteil an der erfolgreichen Entwicklung des Museums und der Aufmerksamkeit, die die Gärtnerstadt als Teil des Weltkulturerbes Bamberg allmählich findet. 2013 war das kleine Bamberger Museum für den bayerischen Museumspreis nominiert - ein Erfolg, der ebenfalls auf Habels Arbeit zurückgeht.
Bisher war der Museumswissenschaftler zu 60 Prozent freiberuflich tätig. Wie es für ihn ohne die Stelle im Bamberger Gärtnermuseum weitergeht steht in den Sternen. Noch erledigt er Restarbeiten in der Mittelstraße 34.
Er lässt keinen Zweifel daran, dass das Erreichte ohne professionelle Mitarbeiter nicht zu halten sein wird: "Um ein Museum nach international anerkannten Standards zu managen, sind die 40 Prozent das absolute Minimum."
Eine Rückkehr zu einem rein ehrenamtlich geführten Museum schließen der Trägerverein wie auch die Kommune aus. Der Verein könnte die Öffnungszeiten an fünf Tagen in der Woche gar nicht stemmen, vom Fachlichen ganz abgesehen, gibt der Vorsitzende zu bedenken.
Auch Franz Eibl aus der Rathaus-Pressestelle sagt: "Es muss einen Kurator, einen Ansprechpartner geben."
Das Ende von Habels Engagement hat jetzt schon Auswirkungen über den reinen Museumsbetrieb hinaus. Er hätte den Beitrag des Gärtner- und Häckermuseums für die Präsentation des Weltkulturerbes Bamberg auf der Expo 2015 erarbeiten sollen. Angesichts der Nichtverlängerung seines Vertrags hat er vor ein paar Tagen "die Bremse gezogen".
Auch seine Vorbereitungen für eine Sonderausstellung zum 425-jährigen Gründungsjubiläum der "Urbani-Bruderschaft" der Bamberger Häcker im kommenden Jahr hat er gestoppt. Damit dürfte das Vorhaben "gestorben" sein.
Die Stadt ist ja soooo stolz auf ihr immaterielles Welterbe, zu dem die Gärtnertradition gezählt wird. Sie vergisst aber wieder einmal, dass für den Erhalt des Immateriellen halt auch Materielles ausgegeben werden muss.
Leicht könnte man den Museumskurator finanzieren: Man müsste nur die Präferenzen anders setzen. So könnte man vermutlich für den nicht benötigten dritten Bürgermeisterposten gleich mehrere Kuratoren voll beschäftigen. Größter Vorteil dabei: Hier wird Kompetenz honoriert.