Wer Sperrmüll in Bamberg hat, muss anwesend sein
Autor: Jutta Behr-Groh
Bamberg, Sonntag, 14. Dezember 2014
Ab 2015 erfolgt die Entsorgung nur noch nach individueller Anmeldung und mit Anwesenheitspflicht. So will die Stadt Missstände wie zugestellte Wege, Sperrmüll-Tourismus und "billige" Problemmüll-Entsorgung unterbinden.
Umweltreferent Ralf Haupt zieht den Vergleich zum Handwerker oder Lieferanten, der eine neue Waschmaschine bringt: Da sei es ganz normal, mit ihnen einen Termin auszumachen und sie zu erwarten. Nicht anders werde es künftig sein, wenn ein Haushalt eine kaputte Waschmaschine als Sperrmüll entsorgen möchte: Man vereinbare mit dem städtischen Entsorgungs- und Baubetrieb (EBB) einen Zeitpunkt, halte sich bereit (oder beauftrage eine dritte Person) und könne dann los werden, was vorher als Sperrmüll angemeldet wurde.
Die Anwesenheitspflicht dürfte für die Bamberger das Gewöhnungsbedürftigste am neuen Sperrmüll-Konzept der Stadt sein. Vorbei sind ab Januar die Zeiten, in denen man zwei Mal im Jahr zu allgemein bekannten Terminen am Gehsteig bereitstellen konnte, was der EBB oder beauftragte Firmen mitnehmen sollten.
EBB schaut künftig genau hin
Künftig schaut die Stadt genau hin, wer was entsorgen will. Sie hat offenbar allen Grund, dies zu tun, wie Baureferent und Werksleiter Thomas Beese sagt: Das alte Konzept sei zu oft missbraucht worden. Die Sperrmüllabfuhr sei häufig als kostenlose Möglichkeit zur Haushaltsauflösung oder zum Entsorgen von Problemabfällen wie Autoreifen und Bauschutt missverstanden worden.
Laut Beese und Haupt entsprach nur die Hälfte der durchschnittlich 1300 Tonnen, die die Kommune jährlich einsammelte, dem, was offiziell als Sperrmüll gilt: sperriger Restmüll, der nicht in die Tonne passt.
Mit dem neuen System soll aber auch erreicht werden, dass das Stadtbild nicht mehr Tage lang von Müllbergen verschandelt wird - einerseits, weil die Sachen oft lange vor dem Termin am Straßenrand standen und durchstöbert wurden, andererseits, weil sich keiner für das verantwortlich fühlte, was liegen blieb. Auch der Sperrmüll-Tourismus mit all seinen Auswüchsen wie Zwischenlager und Abfallbergen dürfte sich, so die Hoffnung beim EBB, ab 2015 erledigt haben.
Termine nach Bedarf
Und so funktioniert das neue Konzept: Wer Sperrmüll hat, meldet ihn beim EBB an. Je detaillierter die Angaben über die zu entsorgende Menge sind, umso genauer werde man die Touren planen und den Zeitplan einhalten können, betonen Haupt und Beese. Ziel sei es, Bürgern ein "Zeitfenster" von zwei Stunden benennen und einhalten zu können, in denen die Sperrmüllabfuhr kommt. Nach einer Anlaufphase soll es die Möglichkeit geben, aus bis zu drei Vorschlägen den Wunschtermin zu wählen. Die Entsorgung erfolgt etwa vier Wochen nach Anmeldung. Das hat aus Beeses Sicht einen großen Vorteil für die Bürger: Die Abfuhr finde künftig statt, wenn sie gebraucht wird. Zwei Fuhren im Jahr bleiben nach städtischen Angaben kostenfrei, weil sie mit den allgemeinen Abfallgebühren gedeckt sind.
Bamberg führt ein System ein, das bereits in zahlreichen Städten Frankens praktiziert wird. In Coburg etwa hat man schon vor mehr als 15 Jahren von der allgemeinen auf die individuelle Sperrmüll-Abfuhr umgestellt. Michael Selzer, ein Bamberger im Coburger Rathaus, kennt beide Varianten und hat die Sperrmüllabfuhr mit Anwesenheitspflicht schätzen gelernt. Was aus seiner Sicht vor allem dafür spricht, sind die positiven Folgen für das Stadtbild: Seitdem bleibe so gut wie nichts mehr liegen.
Apropos Anwesenheitspflicht: Sie kann nach Beeses Worten auf Familienmitglieder, Hausmeister oder Nachbarn übertragen werden. Hauptsache, der EBB habe einen Ansprechpartner vor Ort. Finanziert wird das neue System wie das alte über die Abfallgebühren.
Laut Baureferent hat der EBB in ein zusätzliches Fahrzeug mit Hebebühne für das Aufladen von Elektrogeräten investiert sowie in eine Logistik-Software für die Touren-Planung. Geld sparen werde der städtische Betrieb, weil er den Sperrmüll künftig ohne Unterstützung durch Fremdfirmen bewältigen könne und die personalintensive Beseitigung der "Reste" wegfalle, wie Beese erläuterte.
Alles Wichtige in Kürze:
Sperrmüll Genau genommen fällt darunter nur Restmüll, der zu sperrig ist, um in die graue Tonne zu passen. Die Stadt holt in Zukunft neben "echtem" Sperrmüll nur noch Elektro- und Elektronik-Altgeräte sowie Altmetall ab.
Neues Konzept Statt zweier allgemeiner Termine im Jahr gibt es ab 2015 nur noch individuell vereinbarte Abfuhrtermine. Wer Sperrmüll los werden möchte, meldet ihn beim Entsorgungs- und Baubetrieb an.
Termin Die Abfuhr soll etwa vier Wochen nach der Anmeldung stattfinden.
Anmeldung Es gibt vier Möglichkeiten. Im Internet unter www.sperrmuell-bamberg.de, postalisch mit den Anmeldekarten, die allen Haushalten zugestellt wurden, per Telefon unter der 877100 oder persönlich im Entsorgungs- und Baubetrieb am Margaretendamm 40, Zimmer 301/III.
Anwesenheitspflicht Das ist ganz neu: Wer die Sperrmüllabfuhr erwartet, muss zu Hause sein oder für eine Vertretung sorgen. Bürger werden vor Ort über von der Abholung ausgeschlossene Abfall- und Problemstoffe beraten.
Kosten Wie bisher wird Sperrmüll zwei Mal im Jahr gebührenfrei geholt; jede zusätzliche Abfuhr kostet.
Andere Sammelstellen Für Altkleider, Flaschen und Glasbehälter gibt es spezielle Container an vielen Stellen im Stadtgebiet. Bauschutt, Sonder- und Problemmüll sowie Autoreifen gehören in den Recyclinghof in der Rheinstraße 8. Als Abnehmer für gebrauchte Möbel und Gegenstände empfiehlt der EBB den Kolping-"Schnäppchentreff" am Laubanger 9a (mehr Informationen im Internet unter www.kolpingservices.de) und das "KreisLauf-Kaufhaus" in der Pödeldorfer Straße 73 (www.laufermuehle-sozialbetriebe.de).
Informationen Weitere Informationen über das neue Sperrmüll-Konzept hält die Stadt Bamberg in gedruckter Form in den Rathäusern bereit. Oder im Internet unter www.sperrmuell-bamberg.de.