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Weltkulturerbelauf: Ohne Startnummer durchs Ziel


Autor: Anna Lienhardt

Bamberg, Montag, 04. Mai 2015

Zum Ende ihrer Serie berichtet unsere Reporterin von ihrem persönlichen Lauf und einer kleinen Panne: Kurz vor dem Ziel ging die Startnummer flöten. Und auch das glitschige Pflaster am Domberg war nicht ohne.
Der Blick geht nach hinten zur wegflatternden Startnummer. Aufheben so kurz vor dem Ziel kam nicht in Frage. Foto: Sarah Dann


Falls irgendjemand die Startnummer 8091 gefunden hat - das ist meine. Tapfer hat sie den Großteil der Strecke durchgehalten, doch irgendwo auf den letzten 500 Metern zwischen Oberer Brücke und Maxplatz hat sie sich verabschiedet. Schuld war ich selbst: Ich habe sie nicht fest genug angenäht.

Als mein Freund und ich am Sonntag unsere Wettkampfunterlagen auspackten, stellten wir fest: Wir haben keine Sicherheitsnadeln. Also ist vor dem Start des Weltkulturerbelaufs noch kurzzeitig Panik ausgebrochen. Wo kriegen wir jetzt Sicherheitsnadeln her? Später hat sich herausgestellt: Am Start oder in der Kleiderbeutelausgabe. Das wussten wir zu dem Zeitpunkt allerdings noch nicht.

Also schnell zu Nadel und Faden gegriffen und unsere Startnummern provisorisch festgenäht. Geschafft haben wir's trotzdem noch rechtzeitig zum Start des Wieland-Laufes.

Es sollte wohl ein Zeichen sein, dass sich eine Ecke der Startnummer meines Freundes bei unserer Ankunft bereits wieder gelöst hatte. Dank einer Sicherheitsnadel vom nächsten WKEL-Info-Stand war alles wieder befestigt. Bei ihm schon.

Bei mir auch, dachte ich zumindest. Man konzentriert sich ja auf die Strecke. Direkt nach dem Startschuss hieß es: Nicht gleich von der motivierten Läufer-Masse mitreißen lassen, sondern das eigene Tempo laufen. So wie ich es im Training gelernt habe.

Laufserie zur Vorbereitung

In einer Laufserie habe ich in den vergangenen Wochen von der Vorbereitung auf das Großereignis berichtet. Etwas über einen guten Laufstilerfahren, die richtige Ernährung, sinnvolles Training und die Beschaffenheit der Original-Strecke. Mancher Hobbyläufer teilte mir mit, er hätte aus den Tipps der Trainer etwas für sich selbst herausziehen können.

Zum Beispiel: die Beine bewusst locker lassen, wenn es über das unebene und vom Regen rutschige Pflaster die Domstraße hinunter in die Altstadt geht. Ebenfalls zu beachten galt es, mit dem Schluss-Spurt nicht zu früh zu beginnen. Das rhythmische Trommeln der Sambistas am Obstmarkt spornt an, Zuschauer feuern einen an, obwohl man sich gar nicht kennt. Volle Konzentration. Plötzlich flattert die Startnummer an meinem Bauch. Wird schon bis ins Ziel halten - tat sie leider nicht. Aber mitten auf der Strecke anhalten, Nummer einsammeln und einen "Auffahrunfall" verursachen, das ging natürlich gar nicht.

Die Digital-Uhr zeigt rund 25 Minuten, als mein Freund und ich die Ziel-Linie passieren. Für die Strecke von 4,4 Kilometern sind wir damit vollkommen zufrieden. Den Zeit-Chip am Schuh habe ich Gott sei Dank fest genug in die Schnürsenkel geknotet. Und damit ich mich auch ohne Nummer über ein Zieleinlauf-Foto freuen kann - das am schnellsten anhand der Startnummer zu finden ist -, bin ich Hand in Hand mit meinem Freund ins Ziel gestürmt.