Was wird aus den Real-Märkten?
Autor: Matthias Litzlfelder
Hallstadt, Dienstag, 22. Oktober 2019
Schon vor einem Jahr hatte Metro angekündigt, den Großteil der SB-Warenhäuser verkaufen zu wollen. Seitdem fürchten viele Mitarbeiter um ihren Job. Die Unsicherheit ist auch in den 15 Märkten in Franken groß.
Es ist ein Warten, das an den Nerven zehrt. "Wir werden schon seit einem Jahr hingehalten", berichtet Barbara Lorenz, Betriebsratsvorsitzende im Real-Markt in Hallstadt (Landkreis Bamberg). So wie ihr und den anderen rund 130 Mitarbeitern im Warenhaus geht es bundesweit allen Real-Beschäftigten.
Seit der Handelskonzern
Metro im Herbst 2018 angekündigt hat, sich von den Real-Märkten trennen zu wollen, ist die Unsicherheit groß. "Alle würden gerne wissen, wohin der Weg geht", sagt Lorenz.Inzwischen hat das Bundeskartellamt den Verkauf an den Hamburger Immobilieninvestor Redos freigegeben. Für die 277 Real-Märkte in Deutschland gibt es demnach drei Zukunftsszenarien: Ein nennenswerter Anteil von Standorten - unbestätigten Angaben zufolge rund 180 - soll von Wettbewerbern wie Edeka, Rewe, Kaufland oder Globus übernommen werden. Daneben soll es einen "gesunden Kern" von Märkten geben, der noch weiter betrieben werden soll, erklärte eine Metro-Sprecherin auf Anfrage. Auch hier wird spekuliert, dass es sich um ungefähr 50 Märkte handeln wird, die von Metro bzw. Redos weiterbetrieben werden sollen. Laut der Metro-Pressestelle bleibt Metro demnach am operativen Geschäft von Real mit 24,9 Prozent beteiligt, kann diesen Anteil aber nach drei Jahren abstoßen.
Interessenten bieten aktuell
Einigen Filialen - laut Spekulationen sollen es knapp 40 sein - steht aber das komplette Aus bevor. "Es werden sicherlich ein paar Filialen geschlossen werden", sagte dazu die Metro-Sprecherin. Das wäre aber auch ohne den Verkauf an den Investor so.
Wann klar ist, was mit welchem Markt passiert, ist bisher nicht absehbar. "Erst sollte es im September abgeschlossen sein. Jetzt heißt es, es wird Mitte November werden", berichtete die Hallstadter Betriebsratsvorsitzende. Paul Lehmann, Verdi-Handelssekretär in Oberfranken, rechnet nicht vor Januar mit einer Entscheidung. "Auch wir haben da immer noch ein großes Fragezeichen", sagte er.
Aktuell gingen die Angebote der Händler ein und würden gesichtet, heißt es beim Metrokonzern. Es könne ein paar Wochen dauern, bis alle Angebote für die einzelnen Standorte ausgewertet sind, zumal auch Überlappungen zu erwarten seien. Danach sollen die Pakete geschnürt und im Anschluss beim Bundeskartellamt zur Anmeldung eingereicht werden. "Zu weiteren Details können wir uns aufgrund des laufenden Verkaufsprozesses nicht äußern", sagte die Metrosprecherin.
Konzentration auf Großhandel
Mit den Real-Märkten trennt sich Metro erneut von einem Einzelhandelssegment. In den vergangenen Jahren hatte der Konzern schon große Marken wie Kaufhof, Praktiker oder Media Saturn aufgegeben. "Diversifizierung im Handel ist mittlerweile Gift", sagte dazu Metro-Chef Olaf Koch. Deshalb kehre man nun zum Ursprung, zum Großhandelsgeschäft, zurück. Mit der Real-Kette hatte Metro in den vergangenen Jahren regelmäßig Verluste eingefahren.