Was von der Mühle übrig blieb

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Malerisch verbindet das Tor zwei Gebäude. Foto: Eva-Maria Bast
Malerisch verbindet das Tor zwei Gebäude. Foto: Eva-Maria Bast

Das Tor am Obstmarkt 1 ist ein Relikt aus der Vergangenheit, das viel von der Bamberger Stadtgeschichte erzählt.

Es sieht malerisch aus, das Tor, das sich am Obstmarkt 1 zwischen zwei hohen Geschäftsgebäuden spannt. Für Horst Gehringer, den Leiter des Stadtarchivs, ist es aber viel mehr als nur hübsch anzusehen - es ist eine wichtige Erinnerung, ein Relikt aus der Vergangenheit, an dem sich Stadtgeschichte erzählen lässt.

"Das hier ist der letzte Rest der Fischmühle", sagt Gehringer. Wann diese erstmals genannt wird, ist nicht ganz klar, wie auch dem Band der "Kunstdenkmäler von Bayern. Stadt Bamberg: Innere Inselstadt" zu entnehmen ist: Möglicherweise habe es zwar schon im Frühmittelalter "zu Füßen der Burg Mühlen" gegeben, "Nachrichten hierüber" ließen sich aber nicht eindeutig zuordnen. Im 14. Jahrhundert finde sich jedoch ein Hinweis darauf, "daß sich hier im späteren 13. Jahrhundert anstelle der nachmaligen Fischmühle wirklich schon Mühlen befanden". Und vom 20. November 1340 ist erwähnt, dass "octava pars molendini in foro piscium" (zu Deutsch: der achte Teil der Mühle auf dem Fischmarkt) "zur Gründungsausstattung des Clarissenklosters St. Clara" gehöre. Dabei dürfte es sich mit ziemlicher Sicherheit um die Fischmühle gehandelt haben.

In den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten wurde die Fischmühle immer wieder Opfer der Elemente. Zweimal brannte es in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, einmal am 9. August 1506, ein weiteres Mal am 20. Mai 1538. Im Eid- und Pflichtenbuch der Stadt berichtet der Stadtschreiber über diese Nacht, dass "sich des Nachts zwischen neun und zehen ore in der Fischmule und, als gemeiniglich sagt, in der Oelmule, so in derselben Fischmule gewest, gegen der Unterpruck warts ein feur erhoben. Davon ist abgepronnen in grund hinweck erstlich die mule, so uff dem wasser gestanden, dornach ein ander mulehaus, das man die Waitsmule genant, mere des Fischmullers wonhaus, das zunechstgegen der gassen gelegen, gegen den vir aymer warts." Auch davon, dass eine Weizenmühle und eine weitere "so uff dem wasser gestanden", abbrannten, ist die Rede.

1568 brach ein erneuter Brand aus. Jedes Mal wurde das Haus mit Unterstützung des Domkapitels wiederaufgebaut, in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erfolgte ein Umbau von einer Öl- und Walkmühle zu einer Getreide- und Köchetmühle. "Köchet" bedeutet "verkochbare Produkte". Das Feuer gab künftig Ruhe, aber nun war es ein anderes Element, das der Mühle mehrmals stark zusetzte und schließlich auch ihr Ende bedeutete: das Wasser. "Das erste Hochwasser richtete im Frühjahr 1661 große Schäden an. Erst 1739 wurde die Mühle neu errichtet, die Bauzeit dauerte bis Ende 1741. Pächter war nun ein Georg Kreuzer, was ihr den Namen Kreuzersmühle einbrachte", berichtet Gehringer.

Wie sich an der Jahreszahl des Tors erkennen lässt, wurde dieses 1768 wieder aufgebaut und das Vorderhaus stammt wohl auch aus dieser Zeit. Doch die Mühle und ihre Besitzer kamen und kamen nicht zur Ruhe. 1781 gab es erneut Zerstörungen durch ein Hochwasser, dann aber, am 27. Februar 1784, brachten die Wassermassen das endgültige Aus. Die Kreuzersmühle stürzte ein, auch der angrenzende Pfeiler der Unteren Brücke wurde in Mitleidenschaft gezogen. Der Wiederaufbau der Mühle wurde auf Empfehlung mehrerer Gutachten verboten, man fürchtete, dass diese die Untere Brücke bei einem erneuten Hochwasser abermals gefährden könnte.

Das Wappen des Besitzers

Die Weizenmühle bestand noch fort, 1836 wurde sie dann aber an die Ludwig-Donau-Main-Aktiengesellschaft verkauft und abgerissen. Doch das alte Zufahrtstor zum damaligen Mühlengelände steht noch und ist in den Kunstdenkmälern wie folgt beschrieben: "Die Pfeiler verputzt, der mit Kämpfern ansetzende Korbbogen und seine Übermauerung aus Sandsteinquadern, die stumpf an die Hausfassade stößt, am Schlußstein Wappen." Das zeigt ein halbiertes Zahnrad mit steigendem Löwen, es handelt sich wohl um das Wappen des Besitzers Johann Kaspar Molitor.

Außerdem findet sich hier die Jahreszahl 1768 und die Inschrift "Renoviert 1946". Der Wiederaufbau des Tors war dem Erbauer offenbar einen Blumengruß wert. Und der steht heute noch oben auf dem Tor, die Blumen in dem Korb sind nicht verwelkt: Sie sind aus Stein. Also für die Ewigkeit. "Pächter war nun ein Georg Kreuzer, was ihr den Namen Kreuzersmühle einbrachte." von Eva-Maria Bast

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