Bamberg wächst seit 2012 bei den Einwohnerzahlen stark. Mit ein Grund ist der steigende Anteil von Asylsuchenden. Bei gleich bleibendem Zustrom ist Ende des Jahres bereits mit 72.500 Einwohnern zu rechnen.
Große Freude - in den sozialen Netzwerken und anderswo. Die Nachricht, dass
Bamberg die Nachbarstadt Bayreuth bei den Einwohnerzahlen überflügelt hat und wieder größte Kommune Oberfrankens ist, haben die meisten Liebhaber der Sieben-Hügel-Stadt wohl mit selbstbewussten Kopfnicken zur Kenntnis genommen. Sie fühlen sich wohl in ihrem Bamberger Makrokosmos und möchten dieses Gefühl nur allzu gerne mit vielen Menschen teilen.
Dies können sie auch, muss man sagen. Denn die Bevölkerungszahl, die das statistische Landesamt für den 30. Juni 2014 ermittelt hat, ist längst überholt. Hört man Hans-Jürgen Greiner von der Stadt Bamberg, dann lebten in Bamberg am 10. Februar dieses Jahres bereits 72.194 Menschen. Und beinahe täglich werden es mehr.
Ansturm der Asylsuchenden Das liegt nicht nur an der sprichwörtlichen Attraktivität der Weltkulturerbestadt mit ihrem opulenten Bildungsangebot, den Arbeitsplätzen und einer seit Jahren auf hohem Niveau befindlichen Uni. Es sind auch die weltweiten Krisen, die die Einwohnerzahl Bambergs rasant anschwellen lassen. So geht das zuletzt registrierte stark steigende Einwohnerplus zu einem hohen Anteil auch auf den Ansturm der Asylsuchenden zurück. Was viele nicht wissen: Menschen, die in einer Flüchtlingsunterkunft untergebracht sind, werden auch hier angemeldet. Somit tauchen sie auch in der Einwohnerstatistik auf.
Wie sehr dieses Phänomen die Bevölkerungsstatistik in Bamberg beeinflusst, zeigt ein Blick auf die so genannte Wanderungsbilanz, also auf den Saldo aus zugezogenen und weggezogenen Bürgern. Übersteigt diese Kennziffer den in deutschen Städten üblichen Sterbeüberschuss, wächst die Kommune.
Bamberg tut das erfreulicherweise seit 2007 in Folge, allerdings mit unterschiedlichem Tempo. Von 2011 auf 2014 stieg der Überschuss aus den Zu- und Wegzügen von 476 auf 1189 im letzten Jahr steil an. Gleichzeitig kletterte der in dieser Zahl enthaltene Anteil an Ausländern von 101 auf 839 Menschen ebenso kräftig. Hinter dieser Zahl können sich ausländische Mitarbeiter von Unternehmen, ausländische Studierende, aber eben auch Flüchtlinge verbergen.
Auffällig ist in jedem Fall die Übereinstimmung der Kurven: In den letzten drei Jahren stieg auch die Zahl der Asylsuchenden in Bamberg steil an: von 68 im Jahr 2012 auf 471 im Februar 2015. Grund dafür ist auch die Tatsache, dass Bamberg seiner humanitären Verantwortung, durch eine überdurchschnittliche Ausweisung von Unterkünften zuletzt verstärkt nachkam.
Die Stadtkasse profitiert Neue Menschen in der Stadt - das sind erst einmal gute Nachrichten. Und so freut man sich in der Verwaltung über das gar nicht selbstverständliche Wachstum einer Mittelstadt gegen den Trend in Oberfranken. Auch die Stadtkasse profitiert: Jeder neue Einwohner beschert der Kämmerei 300 bis 500 Euro zusätzliche Schlüsselzuweisungen im Jahr. Auf 1000 neue Einwohner hochgerechnet heißt das, dass das Defizit der ein oder anderen städtischen Einrichtung erheblich gemindert wird. Und es ist nicht nur Umverteilung, die dem Gemeinwesen zu Gute kommt: Neue Bürger, seien es nun Fachkräfte, die nach Bamberg ziehen oder auch hier arbeitende anerkannte Asylbewerber lassen die Einkommensteuer sprudeln. Nicht umsonst hat sich diese Einnahmequelle seit 2009 um sechs Millionen Euro vermehrt, und ist damit zu einer der verlässlichsten Stützen der Stadt avanciert.
Angesichts der weltweiten Krisenherde wird sich der Trend des letzten Jahres heuer wohl noch verschärfen. In Bamberg geht man bis zum Sommer von der Zuweisung von zehn weiteren Flüchtlingen pro Woche aus. So könnte es dazu kommen, dass am Ende des Jahres 1000 Asylbewerber und damit rund 72.500 Bürger in Bamberg leben, wie Richard Reiser vom Sozialamt schätzt.
Was sind die Folgen dieser schnellen Zuwanderung? Bürgermeister Christian Lange (CSU) spricht von einem "großen Potenzial", das man sich mit Blick auf den Fachkräftemangel zunutze machen solle. Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) sieht die Stadtgesellschaft vor außergewöhnlichen Herausforderungen, was die Ausbildung der Menschen sowie die Schaffung von Wohn- und Arbeitsplätzen angeht.
Statistisch zeigt sich: Der Ausländeranteil in Bamberg ist in den letzten drei Jahren von acht auf etwa zehn Prozent gestiegen. Im Vergleich mit anderen Städten ist das aber noch wenig, sagt Christiane Laaser von "Freund statt Fremd". Die GAL-Stadträtin glaubt auch, dass Bamberg noch mehr Menschen aufnehmen könnte. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass die Strukturen stimmen - für die personelle Begleitung der Flüchtlinge bis hin zu den praktischen Umständen wie der Wohnsituation. Noch etwas ist Laaser wichtig: Auch die eigene sozial schwache Bevölkerung dürfe man nicht aus den Augen verlieren.
zählen wir falsch
im Schlenkerla...
im Vergleich zu den Touristen?