Wir hatten in der Vergangenheit zwei Elektrobusse in Bamberg und haben einen Testbetrieb durchgeführt. Aber man braucht natürlich nicht nur einen Bus, sondern auch betriebliche Voraussetzungen. Hier stellen sich die Fragen: Wie schaut meine Ladeinfrastruktur aus? Welche Technologie ist für Bamberg die richtige? Das Ergebnis unserer Analyse: Mit der aktuellen Batterietechnologie könnte man unter unseren Einsatzbedingungen derzeit acht von 53 Tageseinsätzen mit einem Elektrobus abdecken. Wenn ich unsere Zusatzheizung fossil betreiben würde, könnte ich schon 21 Tageseinsätze abdecken. Aber ich glaube, wenn man elektrisch sagt, dann vollständig elektrisch. Wie geht es bei diesem Thema weiter?
Der nächste Schritt der Batterietechnologie wird voraussichtlich 2021 erfolgen, da würde man schon einen größeren Teil abdecken können. Wir favorisieren die Nutzung von Depotbatterien - das heißt, tagsüber fahren, nachts laden. Doch wir haben in Bamberg ein ganz praktisches Problem: die Linienführung durch die Zollnerunterführung. Ein Elektrobus ist 3,40 Meter hoch, die Zollnerunterführung nur 3,30 Meter. Und ungefähr 40 Prozent unseres Verkehrs läuft durch die Zollnerunterführung. Würden wir andere Routen wählen, etwa über die Memmelsdorfer Straße, würde das würde schon über 100 000 Kilometer im Jahr mehr bedeuten. Hinzu kommt, dass die Werkstatt für die E-Busse ganz anders ausgestattet werden müsste. Man müsste also in die Gebäudeinfrastruktur und in die Arbeitsplätze investieren: geschätzte 130 000 bis 310 000 Euro. Das sind enorme Kosten, was aber nicht heißt, dass wir uns davor verschließen. Wir müssen die Studien vertiefen.
Wann sind für Sie autonom fahrende Rufbusse in Bamberg vorstellbar? Aus unserer Sicht werden autonom fahrende Busse ein wesentlicher Bestandteil sein, insbesondere, um schwach besiedelte Gebiete abdecken zu können. Aktuell laufen verschiedene Tests, mehr oder weniger zufriedenstellend, mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von sechs Kilometern pro Stunde. Für uns sind autonome Busse eine Option. Aus meiner Sicht wird es zukünftig so ausschauen, dass ich Haupttrassen habe, wo der normale ÖPNV verkehrt, später eventuell autonom fahrend. Und dann gibt es Zubringerbusse, die autonom fahrend die Bürger an die Haupttrassen heranbringen. Wie viel Personalkosten würden die Stadtwerke dadurch einsparen?
Das ist schwierig zu beantworten. Personalkosten stellen einen Großteil unserer Ausgaben dar. Es stellt sich aber die Frage: Wie viele Personen benötige ich zur Überwachung der autonomen Rufbusse im Hintergrund? Was aus meiner Sicht auch noch überhaupt nicht geklärt ist, ist die ethische Frage: Wer ist denn eigentlich verantwortlich, wenn etwas passiert?
Wie kriegt man Menschen dazu, häufiger den Bus zu nehmen?
Garantiert nicht nur über günstigere Preise. Die Frage ist immer, mit welchem Aufwand kriege ich wie viele Menschen in einen Bus? Sicher würde es dazu beitragen, Tangentiallinien zu schaffen, also direkte Verbindungen, ohne Knotenpunkte wie den Zentralen Omnibusbahnhof. Mit Blick auf das Mobilitätsverhalten muss man aber sehen, dass wir in Bamberg viele Pendler aus dem Landkreis haben. Hier ist entscheidend, wie sich der ÖPNV im Landkreis gestaltet. Was immer ungern gehört wird: Mit einem motorisierten Individualverkehr ohne Beschränkungen zu konkurrieren, ist immer schwer. Das Gespräch führte Sebastian Schanz.
Ich habe den Artikel mit großen Interesse gelesen, denn seit einiger Zeit gehöre ich zu den aktiven Busfahrern ( Bamberger Einkaufskarte) Kostenfreier Busverkehr ? Irgendwie wäre das ein "Mogelpaket", denn letztlich zahlt es der Bürger immer ( wobei umgerechnet 12,00 Euro " pro Nase" .... guter Kompromiss ) Aber: Es mangelt wirklich an " Querverbindungen"! Praktisches Beispiel vom 10.09.2018 : Ich wollte von der Haltestelle " Breitenau" zum " Bambados" . Das dauert über den ZOB fast 40 Minuten. Dazu nutze ich normalerweise das KFZ ( max 7-8 Minuten) Ich kann mir gut vorstellen, dass es Möglichkeiten gibt, Querverbindungen zu schaffen, die sehr nützlich sind und ohne übergroßen Aufwand " machbar" sind.( z.b. durch die Kombination der Linie 1 und 2 über den Berliner Ring ... also für mich über die Gartenstadt)