Das Biomassekraftwerk von Veolia in Zapfendorf wird nur noch bis Ende des Jahres betrieben. Das Unternehmen macht die Lokalpolitik verantwortlich - der Bürgermeister wehrt sich.
Der Umweltdienstleister Veolia will sein Biomassekraftwerk am Standort Zapfendorf zum 31. Dezember 2024 schließen, wie er am Mittwoch (4. September 2024) verkündete. Nach eigenen Angaben traf das Unternehmen die Entscheidung "nach sorgfältiger Prüfung aller Optionen" und begründet diese mit veränderten Strommarkt-Bedingungen sowie fehlendem lokalen politischen Willen, "die einen wirtschaftlichen Betrieb des Standorts nicht länger ermöglichen".
Von der Schließung sollen 18 Mitarbeitende betroffen sein. "Trotz intensiver Bemühungen und Gespräche mit allen beteiligten Parteien" habe man keine Mehrheit für eine Anpassung des bestehenden Bebauungsplans gefunden. Dieser beschränke den Betrieb des Kraftwerks auf die ausschließliche Nutzung von Altholz als Brennstoff, wie es weiter heißt. Jetzt äußert sich auch die Gemeinde zu dem Fall.
Update vom 05.09.2024: Zapfendorfer Bürgermeister widerspricht Veolia-Darstellung
Die Ratsmitglieder hätten dem erweiterten Bebauungsplan, der für die geänderte Nutzung des Kraftwerks notwendig gewesen wäre, nicht zustimmen können, erklärt der Zapfendorfer Bürgermeister Michael Senger (Wählergemeinschaft Sassendorf, WS) gegenüber dem BR. Eine Erweiterung des Bebauungsplans hätte bedeuten können, dass möglicherweise belastete Abfallstoffe zur Verbrennung gelangen würden, so der Bürgermeister.
Letztlich befürchteten die Ratsmitglieder, dass es zu einer Verbrennungsanlage für kontaminiertes Material werden könnte. "Die Mitverbrennung von belasteten oder gar schädlichen Abfällen war zu keinem Zeitpunkt unser Plan," wird Diana Viets, Pressesprecherin von Veolia, in dem Bericht zitiert. Laut ihrer Aussage sei nur die Verbrennung von sogenannten Ersatzmaterialien vorgesehen gewesen.
"Das Ausgangsmaterial für diese Ersatzbrennstoffe sind Abfälle, die tagtäglich in Privathaushalten oder Betrieben anfallen, wie zum Beispiel Gewerbeabfälle, Restmüll oder Verpackungsabfälle." Diese Materialien seien keine gefährlichen oder belasteten Abfälle. Bürgermeister Senger hingegen betont im Gespräch mit dem BR indes, es handele es sich bei dem Material für die Stromerzeugung bereits jetzt um schwer belastetes Holz, wie zum Beispiel Eisenbahnschwellen oder Leitungsstangen.
Erstmeldung vom 04.09.2024: Aus für Biomassekraftwerk in Zapfendorf: Veolia kann Ziel nicht umsetzen
Angesichts der sich verändernden Marktbedingungen und regulatorischen Anforderungen im Bereich der Holzverwertung sei die Errichtung eines Nahwärmenetzes und der Verkauf von Wärme laut Veolia wichtig für die zukünftige Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit des Standorts gewesen. "Unser Ziel war es, den Standort zukunftsfähig zu gestalten und einen Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung in der Region zu leisten. In Zeiten des Wärmeplanungs- und Gebäudeenergiegesetzes hätte dies exakt den übergeordneten politischen Zielen entsprochen", wird Pascal Jahn, Niederlassungsleiter von Veolia, zitiert.
"Mit einer Wärmeauskopplung hätten wir bilanziell bis zu 5000 Haushalte versorgen und einen bedeutenden Beitrag zur lokalen Energiewende leisten können. Dies wäre nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll gewesen", fährt er fort. Veränderte Marktbedingungen führten dazu, dass sich zukünftig nur die effizientesten und möglichst flexible Kraftwerke durchsetzen würden, wobei auch die thermische Verwertung von Altholz weiterhin bedeutsam sei. Mit einer Umrüstung des Kraftwerks zum Heizkraftwerk "hätte man noch viele Jahre zur Versorgungssicherheit beitragen können", so die Ansicht von Veolia.
Leider kommt im Artikel die Gemeinde nicht zu Wort!
Der Betreiber wollte eine Müllverbrennungsanlage daraus machen und kontaminiertes Material verbrennen.
Die Gemeinderatsmitglieder haben dem erweiterten Bebauungsplan nicht zugestimmt. Laut Bürgermeister, weil sie nicht sicher sein könnten, welche belasteten Abfallstoffe nach einer Umrüstung verbrannt worden wären.
Das ist der wahre Grund, warum die Anlage stillgelegt werden soll!
@JGMeman danke für den Kommentar und die investierte Zeit für die Recherche
@vantoyben: Was soll man da sagen? Bei aller Schwarzmalerei, der Ist-Stand:
BMP Greengas: Schutzschirmverfahren Mai 2023, Übernahme durch EnBW Dezember 2023, Geschäftsbetrieb läuft
Biomassekraftwerks in Weißenstein Österreich: Öffentlicher Verband der von den Kosten des falsch dimensionierten Leitungsnetzes beeinflusst wird. Der verantwortliche Bürgermeister dazu: „ein Totalschaden auf der technischen Seite im Kesselbereich aber natürlich auch ein Totalschaden im Bereich des Leitungsnetzes.“
MT-Energie: Insolvenzverfahren 2014, heute MT Energy Service GmbH, Geschäftsbetrieb läuft
Biomasse-HKW Straubenhardt: Insolvenzverfahren 2014, Übernahme durch Nah Wärme Straubenhardt GmbH, Geschäftsbetrieb läuft.
"usw." war ich nach den tatsächlichen Ergebnissen der von Ihnen benannten Unternehmen wirklich zu müde zu recherchieren.
Klar dürfen sie nur Altholz nutzen, wer will schon den Gestank ertragen den andere Biomassekraftwerke generieren die auch über kurz oder lang schließen müssen!
Man hätte aber "gewarnt" sein können:
Biogas-Anbieter BMP Greengas ist pleite
Die Betreiber des Biomassekraftwerks in Weißenstein sind pleite.
Biogas-Pleite: MT-Energie insolvent
Biomasse-HKW Straubenhardt meldet Insolvenz an
usw.
usw.
Heute kann man sich an Biomassekraftwerken nur noch die Finger verbrennen! Also besser Finger weg !!!
und sowas erklärt jetzt mal ausländischen Kollegen die fragen "why is everything in Germany so complicated, so strict and so dumb?"