Unterführungen: Hat niedrige Höhe Vorteile?

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Die Geisfelder Unterführung ist eines von vier betagten Bauwerken, über deren Sanierung bzw. Neubau seit Langem nachgedacht und diskutiert wird. Fotos: Barbara Herbst/Archiv:Matthias Hoch, Ronald Rinklef
Die Geisfelder Unterführung ist eines von vier betagten Bauwerken, über deren Sanierung bzw. Neubau seit Langem nachgedacht und diskutiert wird. Fotos: Barbara Herbst/Archiv:Matthias Hoch, Ronald Rinklef
In der Zollner-Unterführung blieb erst am Dienstag ein Lkw stecken.
In der Zollner-Unterführung blieb erst am Dienstag ein Lkw stecken.
 
Die Unterführung der Moosstraße ist die kleinste im Stadtgebiet.
Die Unterführung der Moosstraße ist die kleinste im Stadtgebiet.
 
Die Memmelsdorfer Unterführung sieht voraussichtlich einem Neubau mit mehr Durchfahrtshöhe entgegen.
Die Memmelsdorfer Unterführung sieht voraussichtlich einem Neubau mit mehr Durchfahrtshöhe entgegen.
 
Zum Glück mit Sachschaden ging der Unfall am Dienstag in der Zollner-Unterführung aus.
Zum Glück mit Sachschaden ging der Unfall am Dienstag in der Zollner-Unterführung aus.
 
Das Archivbild zeigt einen Lastzug, der in der Geisfelder Unterführung unsanft gestoppt wurde.
Das Archivbild zeigt einen Lastzug, der in der Geisfelder Unterführung unsanft gestoppt wurde.
 
Der Sanierungsbedarf ist unübersehbar: die Unterführung der Geisfelder Straße.
Der Sanierungsbedarf ist unübersehbar: die Unterführung der Geisfelder Straße.
 
Maßarbeit: Dieser Lkw passte gerade so durch die Unterführung in der Geisfelder Straße.
Maßarbeit: Dieser Lkw passte gerade so durch die Unterführung in der Geisfelder Straße.
 
1988 wurde ein Traktorfahrer schwer verletzt, als er mit seinem Gefährt in der Memmelsdorfer Straße hängen blieb.
1988 wurde ein Traktorfahrer schwer verletzt, als er mit seinem Gefährt in der Memmelsdorfer Straße hängen blieb.
 

Immer wieder bleiben Lastwagen in Bahnunterführungen stecken. Das sei kein Bamberger Phänomen, sagt die Polizei. Praktiker kritisieren eine unzureichende Ausschilderung. Die Verkehrsplaner suchen seit langem nach dem Königsweg.

An jeder der vier Bamberger Bahnunterführungen hängt ein Schild, das über die Durchfahrtshöhe informiert. Trotzdem bleiben immer wieder Lastwagen darin stecken, die die Höhe ihrer Fahrzeuge entweder unterschätzt oder die Hinweise übersehen haben.

Zuletzt am Dienstag in der Zollner-Unterführung. Als der Aufbau des Lkw in Richtung Fuß- und Radweg kippte, war dort wie durch ein Wunder gerade niemand unterwegs. So ging der Unfall zum Glück mit Sachschaden ab, denn auch der Fahrer kam laut Polizei mit dem Schrecken davon.

Gleichwohl stellt sich die Frage, warum solche Unfälle immer wieder passieren und wie sie zu vermeiden wären. Die eine Antwort darauf scheint es nicht zu geben. Dafür eine ganze Reihe möglicher Erklärungen. Fakt ist aber auch, dass weder die Polizei noch die Verkehrsplaner der Stadt eine Statistik über diese Art von Unfällen führen.
Sie spielen aus beider Sicht keine große Rolle in Bamberg.

Holger Dremel, Sprecher der Polizei-Inspektion Stadt, geht von einer verzerrten öffentlichen Wahrnehmung aus: Weil diese Unfälle oft spektakulär sind, kämen sie häufiger in die Medien als andere. Tagesgeschäft sei das für ihn und seine Kollegen nicht. Vom Gefühl her tippt Dremel auf ein bis zwei solcher Vorkommnisse pro Monat.

Die Ursachen sucht der Polizeihauptkommissar im Phänomen "menschliches Versagen". Wenn jemand mit ständig wechselnden Fahrzeugen unterwegs ist, sei es schnell passiert, dass er gerade nicht an die Höhe seines Aufbaus denke. Dremel vergleicht dies mit jenen Pkw-Fahrern, die erst beim Versuch, in die Garage zu fahren, bemerken, dass sie Fahrräder auf dem Dach transportieren.

Es liege schon auch den Gegebenheiten in Bamberg, halten Praktiker wie Spediteur Georg Wicht aus Pettstadt oder Reinhold Götz, Inhaber der Fahrschule Funk, dagegen. Sie sehen durchaus Tücken und Handlungsbedarf, um das Risiko solcher Unfälle zu minimieren.

Aus anderen Städten kennt Wicht an Galgen erinnernde Vorrichtungen, die vor niedrigen Stellen über der Fahrbahn montiert sind und an denen ein Lkw hörbar anstreift, wenn sein Aufbau zu hoch für ein Tunnel oder eine Unterführung ist, auf die er zusteuert.

Solche Warnhinweise hielte der Unternehmer auch in Bamberg für sinnvoll. Ob das speziell an der Einmündung von der Ludwigstraße in die Zollner-Unterführung rein räumlich ginge, wisse er natürlich nicht, so Wicht. Eine Bamberger Besonderheit sind nach seinem Dafürhalten die kurzen Anfahrten vor allen Unterführungen: Wenn der Trucker erkennt, dass er nicht durchpasst und bremst, sei es oft schon zu spät.

"Natürlich muss jeder Lkw-Fahrer wissen, wie hoch sein Fahrzeug ist", sagt Fahrlehrer Götz. Trotzdem tun ihm speziell auswärtige Fahrer leid, die in Bamberg die Bahnlinie passieren müssen. Mit dem Fahrschul-Lkw sei das nur über die Pfisterbrücke möglich; er sei für jede Unterführung zu hoch.

Götz bemängelt zu unauffällige Hinweisschilder auf diese potenziellen Gefahrenstellen und behauptet, Polizei und Stadt hätten entsprechenden Hinweise und Verbesserungsvorschläge seinerseits nie aufgegriffen. Dass menschliches Versagen, noch dazu bei der herrschenden Hitze, auch ein Rolle spielen kann, stellt der Fahrschul-Inhaber nicht in Abrede.

Zwischen 3,1 Meter und 3,6 Meter beträgt die Durchfahrtshöhe der vier innerstädtischen Bahnunterführungen von Memmelsdorfer Straße, Zollnerstraße, Moosstraße und Geisfelder Straße. Alle stammen aus einer Zeit, die noch keine Normen für Lastwagen kannte.

Heute seien die Transporter gewöhnlich bis zu vier Meter hoch; entsprechend würden neue Unterführungen gewöhnlich eine lichte Höhe von 4.20 bis 4.50 Meter aufweisen, sagt Bernhard Leiter, der das Sachgebiet Verkehrsplanung bei der Stadt Bamberg verantwortet.

Er geht davon aus, dass die nördlichste und südlichste der vier Unterführungen, also jene von Memmelsdorfer und Geisfelder Straße, eines Tages auf diesen Standard gebracht werden (müssen). Beide sind im städtischen Straßennetz für den überregionalen Verkehr wichtig, führen zu Industriegebieten.

Anders die Bauwerke in Zollner- und Moosstraße. Da stelle sich bei der Meinungsbildung in Verwaltung und Stadtrat die Frage, ob man dort Schwerverkehr haben will, so Leiter. Insbesondere die Erfordernisse für die Zollner-Unterführung, die auch von vielen Bussen und Radfahrern genutzt wird, scheinen den Verantwortlichen Kopfzerbrechen zu bereiten.

Ein Problem ist laut Leiter, dass man in die Tiefe gehen müsste, will man dort auf mehr Durchfahrtshöhe kommen; wegen der Bahnsteige gebe es keinen Spielraum nach oben. Neun Prozent Steigung wären die Folge, die dann auch von den Bussen und Radfahrern bewältigt werden müsste.

Eine andere Frage, die sich nicht nur Leiter stellt, ist: Lockt man durch einen solchen Ausbau Schwerlastverkehr an, den man dort gar nicht haben möchte?

Dass Lkw unter Eisenbahnbrücken stecken bleiben, ist einem Sprecher der DB AG zufolge "keine Bamberger Besonderheit". Ändern könnten dies aber nur die jeweiligen Straßenbaulastträger; in Bamberg also die Kommune.