Mit dem Fahrplanwechsel am dritten Adventswochenende 2019 wird die Gemeinde Pettstadt an den Stadtbusverkehr der Stadtwerke Bamberg angeschlossen.
Seit Jahrzehnten von den Ortsbewohnern heiß ersehnt und von ihren Kommunalpolitikern stets als vorrangiges Ziel erklärt, steuert der Bamberger Stadtbus nun auch nach Pettstadt. Mit dem Fahrplanwechsel am 3. Advent wird die Linie 918, die bisher am Campingplatz in Bug endete, bis ins fünf Kilometer entfernte Nachbardorf Pettstadt verlängert. Der gewissermaßen am Pettstadter ZOB, im Angesicht der barocken Pfarrkirche "Mariä Geburt", unterzeichnete Vertrag gilt bis 2024. Dann schlägt der Landkreis mit seinem Gesamtverkehrskonzept ein neues Kapitel auf. Bis dahin ist ein werktäglicher Verkehr zwischen 8 und 20 Uhr vereinbart. In der vom VGN festgesetzten Preisstufe 3 wird es 3,70 Euro kosten, mit dem Stadtbus von Pettstadt nach Bamberg (oder umgekehrt) zu fahren und sei es nur bis zur nächsten Haltestelle am Campingplatz.
Dorthin führte dann auch die erste Spritztour der Vertragsbeteiligten mit einem vom Fahrdienstleiter Jens Eske ambitioniert durch den Bruderwald, die Regnitz entlang, gesteuerten Stadtbus. In der "Hoffmannsklause" hob man das Glas auf die gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Land und auf einen prominenten Teilnehmer: Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) hatte Geburtstag und kam um "eine Runde" nicht herum.
Pettstadts Bürgermeister Jochen Hack (FWG) schätzte sich glücklich über den Erfolg "langwieriger, schwieriger Verhandlungen". Dass der unmittelbar an Bamberg angrenzende Nachbarort so lange nicht von Stadtbussen angefahren werden konnte, hing unter anderem am dichten Bustakt für den Stadtteil Bug, der dadurch zeitlich problematischen Verlängerung nach Pettstadt und den früher hohen finanziellen Forderungen des Bamberger Verkehrsbetriebs. Mit der Einführung des Stundentakts lösten sich diese Probleme und Pettstadt kann es sich nun auch leisten, das auf einen "mittleren fünfstelligen Betrag" eingedampfte Betriebskostendefizit der Linien-Verlängerung auszugleichen.
Verbesserung der Infrastruktur
Der Landkreis wird durch das zusätzliche Angebot finanziell nicht belastet. Wie schon bei der Glasfaser-Anbindung an das Bamberger Bürgernetz stemmt die 2000-Einwohner-Gemeinde Pettstadt eine weitere wichtige Maßnahme zur Verbesserung der Infrastruktur aus eigener Kraft. Da die Einnahmen aus dem Ticketverkauf auf den Betriebskostenzuschuss der Gemeinde angerechnet werden, bat Bürgermeister Hack seine Mitbewohner, künftig möglichst oft mit dem Stadtbus zu fahren.
Den gleichen Wunsch hatte auch OB Starke (SPD) aus einem anderen Blickwinkel: "Jeder, der mit dem Bus und nicht mit dem Auto in die Weltkulturerbe-Stadt fährt, tut dem Welterbe gut!" Landrat Johann Kalb (CSU) freute sich über den Fortschritt bei der verkehrstechnischen Vernetzung von Bamberg Stadt und Land und verwies gleich auf weitere Ziele: die Anbindung von Litzendorf an das Stadtbus-Netz sowie einen regionalen Omnibusbahnhof. Pettstadt feiert derweil "einen großen Schritt zur Weiterentwicklung und Sicherung seiner Zukunftsfähigkeit", so Bürgermeister Hack. Da weiterhin die Haltestellen am Ärztehaus und in der Ortsmitte von den Linienbussen der OVF angefahren werden, bestehen ab 15. Dezember für Schüler und Berufspendler sowie für alle Pettstadter, die im Oberzentrum Bamberg etwas zu erledigen haben, viele Gelegenheiten, "klimafreundlich" hin- und herzukommen.
Es wird noch getüftelt
Noch getüftelt wird an einer Ausdehnung der Busfahrten auf die Sonn- und Feiertage sowie die Nachtstunden: Eine Art "Lumpensammler" für die mitternächtliche Heimfahrt wäre aus Pettstadter Sicht wünschenswert, ebenso Extrafahrten zum alljährlichen Straßen- oder Rosenfest sowie zum idyllischen Weihnachtsmarkt.
Die Kommunalpolitiker sowie Michael Fiedeldey, Geschäftsführer der Stadtwerke Bamberg, und der Leiter des Verkehrsbetriebs, Peter Scheuenstuhl, ließen anklingen, dass durch weitere Verhandlungen auf der Ebene des VGN Verbesserungen für Pettstadt angestrebt werden. So könnte der Einzelfahrpreis in der Stufe 2 auf 2,60 Euro gesenkt werden, das Kinderticket von 1,90 auf 1,30 Euro. Die 3,70 Euro für die Einzelfahrt aus oder nach Pettstadt sind müssen sich am Fahrpreis von zwei Euro von der Gartenstadt zum Hohen Kreuz messen lassen.
Wieso eigentlich erst ab 8 Uhr? Die meisten Leute können dann ja leider nicht zur Arbeit fahren.
Ein kleiner Fortschritt für Mensch und Umwelt (, dem hoffentlich bald weitere folgen werden,) - und wohl eine große Überwindung für viele Kommunal- und Regionalpolitiker, die, ungeachtet unzähliger Lippenbekenntnisse, lieber ihrer bisherigen Auto-Vorrang-Politik treu geblieben wären.