Bamberg setzt im Rahmenplan Konversion auf die Anziehungskraft der neuen Quartiere mit außergewöhnlichem Baumbestand, viel Platz und guter Anbindung. Kein Abriss, sondern Erhalt möglichst großer Bestandteile ist die Devise. Jetzt kommt es auf den Bund und die Investoren an.
Zweiter Stock im Rathaus Maxplatz. Im Dienstzimmer von Harald Lang hängt sie schon - die Zukunft des Bamberger Ostens. Sie ist groß. Etwa auf einem Quadratmeter Fläche zeigt ein riesiges Stück Papier, wo 's lang geht auf den ehemaligen US-Flächen.
Wo müssen Hallen neuen Wohngebäuden Platz machen? Wo sorgen Ost-Park und grüne Nord-Spange für eine verbindende Wohlfühlatmosphäre? Wo werden Straßen verlängert und wo wird entsiegelt? Und nicht zuletzt: Wo bleiben die Wohnungen im Bestand erhalten - oder auch nicht?
Bis 2035
Der Rahmenplan ist gewissermaßen die Partitur nach der in Bamberg bis zum Jahr 2035 gespielt wird. Harald Lang und seine Kollegen haben das Werk und einen dahinter stehenden Businessplan in den vergangenen Wochen aus den Wettbewerbsbeiträgen "Perspektive Ost" herausgefiltert und mit dem angereichert, was aus den Stadtratsfraktionen an Wünschen dazu kam.
Überraschungen? Man darf annehmen, dass der Rahmenplan nicht noch einmal neu aufgerollt wird, wenn am Dienstag der Konversionssenat seinen Segen geben soll. Wichtige Änderungen wurden schon im Vorfeld eingearbeitet. Nehmen wir nur die höhengleiche Überquerung des Berliner Rings, die eine millionenteuere Anhebung der Straße bedeutet hätte. Nach dem ablehnenden Echo aus der Bevölkerung haben die Stadtratsfraktionen den Vorschlag der Architekten Lorenzen geräuschlos zu den Akten gelegt. Verwirklicht werden soll nun die "grüne Brücke" über den Ring, wie sie von vielen Bambergern neben vorgeschlagen worden war nebst einer alleeartigen Bepflanzung der Stadtautobahn.
Vom Tisch
Auch das zweite Kreativviertel, das die Architekten Morpho-Logic östlich der großen Sporthalle planten, wo heute noch große Panzerhallen stehen, ist vom Tisch. Grund: Die Stadträte möchten die Nachfrage von Gewerbe, Kunst und Dienstleistung lieber auf den Bereich der Lagardekaserne konzentrieren. Folglich ist hinter der Sporthalle Platz für drei große Baufelder.
Hört man Harald Lang, ist die große Frage der letzten Monate positiv beantwortet. "Es gibt kein Abrisskonzept", stellt der Planer mit Bestimmtheit fest. Die Verantwortlichen der Stadt hätten dem vielfachen Wunsch aus der Bevölkerung und den Ideen des Büros Marpho-Logic folgend eine im Vergleich zu anderen Konversionsstädten hohe Erhaltungsquote festgelegt. Rund 75 Prozent der Wohnungen sollen bleiben, was sie sind. Ziel sei es, auf dem gesamten Areal 5000 neue Einwohner anzusiedeln und Raum für 1800 neue Arbeitsplätze für Bamberg zu geben.
13 Wohnblocks "Option"
Auch über die Häuser, die auf dem Papier nicht mehr vorhanden sind, weil man so genannte Optionsflächen darüber gelegt hat, ist der Stab noch nicht gebrochen. "Sollte es Bedarf geben, spricht nichts dagegen sie zu erhalten" sagt Lang. Das betrifft unter anderem 13 von insgesamt 23 Häusern der Flynn-Area an der Pödeldorfer Straße.
Sind das zu wenige oder möglicherweise zu viele, die der "Option" Park zum Opfer fallen? Der besondere Charme des Rahmenplans ist seine Flexibilität. Und die ist angesichts der turbulenten Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt auch angezeigt. Wie leicht man sich trotz aller Expertise täuschen kann, zeigt die schnelle Entwicklung der so genannten Natosiedlung an der Pödeldorfer Straße, mit der auch die Stadt nicht gerechnet hatte. Ein halbes Jahr nach dem Startschuss war das neue Viertel weitgehend bewohnt. Viele Familien aus dem Umland haben sich hier angesiedelt - ein Erfolgsmodell, auf das die Stadt dadurch reagiert, dass an den Rändern der Siedlung weitere Reihenhäuser entstehen.
Wie überhaupt die Zukunft des Bamberger Ostens nur bedingt von den Beschlüssen des Stadtrats abhängt. Andere werden ein gewaltiges Wort mitzureden haben: So ist der Rahmenplan nur eine Grundlage für die Wertermittlung. Jetzt kann die Stadt mit der Bundesanstalt für Immobilien (Bima) in konkrete Verhandlungen gehen. Klar ist: Mit dem Kaufpreis steht und fällt das Konzept, ebenso wie mit der Geschwindigkeit der Entscheidungen. Das Rathaus hat einen "sportlichen Zeitplan" ins Auge gefasst. "Wir wollen bis Juni 2016 beim Notar sein."
In jedem Fall ist der Rahmenplan ein Meilenstein. Erstmals steht eine verbindliche Einladung an die Investoren zur Verfügung, die im Bamberger Osten alles vorfinden, was man sich als Projektentwickler nur wünschen kann. Geld-und Ideengeber, daran besteht kein Zweifel, braucht die Stadt, um von der Lagardekaserne bis zum Hauptsmoorwald den neuen Stadtteilen Leben einzuhauchen: "Selbst können wir es nicht machen", sagt Lang.
Standpunkt: Richtige und falsche Pläne
Wann ist ein Plan ein guter Plan? Wenn er ein Ziel vorgibt, ohne die Freiheit zu sehr einzuschränken, es auf anderen Wegen zu erreichen als auf den geplanten. Dem ersten Eindruck nach könnte der Rahmenplan Konversion diesem Anspruch genügen. Dem Wunsch vieler folgend erhält er einen erklecklichen Teil der allen Unkenrufen zum Trotz hochwertigen US-Wohnungen. Die Pines-Häuser, Lindenanger und knapp die Hälfte der Flynn-Immobilien sind noch drin. Das sah vor einem Jahr noch anders aus, als der Wald noch weit nach Westen vordrang. Wichtig: Der Rahmenplan schließt nicht aus, dass mehr vom Bestand erhalten bleibt - bei Bedarf . Die Natosiedlung zeigt, was möglich ist in einer Stadt, in der das Marktsegment preiswerter Immobilienerwerb viel zu lang verwaist war. Ohne Werbung, trotz schlechter Anbindung und ohne konkrete Perspektive für das Umfeld haben Dutzende Familien den Stadtteil mit Leben erfüllt - gleichsam über Nacht.
Wann ist ein Plan ein guter Plan? Wenn er es schafft, die Marktkräfte zu stimulieren statt zu strangulieren. Ob das gelingt, wenn man ein zehn Millionen Euro teueres und defizitäres Rathaus im Kreiswehrersatzamt über den Verkauf von Konversionsflächen quersubventionieren will, darf bezweifelt werden. Das wäre dann ein schlechter Plan.
Kein Abrissprogramm? Im Gegenteil: Es ist ein gigantisches Abrissprogramm! Und völlige Fehlinformation, was über den Leiter des Konversionsamts hier verbreitet wird. Auf dem Plan fehlen etwa 30 Wohngebäude mit 45.000 qm (von insgesamt 125.000 qm) Wohnfläche, das ist kein Erhalt von 75%! Und diese 45.000 qm befinden sich nicht in den markierten Optionsflächen des Plans, sie sind für immer aufgegeben. An dieser Planung muss sich in der morgigen Sitzung gewaltig was ändern!
... morgen ab 14.30 Uhr an der Sitzung des Konversionssenats teilnehmen (falls möglich), sich selbst ein Bild machen und (falls nötig) unbequeme Fragen stellen.
Harald Lang - ist das nicht der Mann, der die "andere" Planung (Landesgartenschau) noch nicht vollendet hat? Wir warten immer noch auf die Abrechnung der Landesgartenschau, Herr Lang! Wir erwarten mehr Professionalität.