Andreas Schwarz verteidigt seinen Sitz im Bundestag. Doch drückt der Erfolg der AfD und das schlechte SPD-Ergebnis auf die Stimmung.
Der Nebenraum der Gaststätte Lindenbräu in Strullendorf ist voll. Für eine Wahlparty will am Sonntagabend aber so recht keine Stimmung aufkommen. Zu ernüchternd sind die ersten Hochrechnungen. Kurz nach 18 Uhr steht fest: Die SPD fährt ihr historisch schlechtestes Ergebnis mit unter 21 Prozent im Bund ein.
Bundestagsmitglied Andreas Schwarz schaut auf sein Smartphone. Er wartet auf WhatsApp-Nachrichten aus dem Willy-Brandt-Haus. "Man sieht so einen Abend mit einem lachenden und einem weinenden Auge", beschreibt der Direktkandidat seine Stimmungslage. Trotz des schwachen Ergebnisses der SPD kann der 52-Jährige aufgrund seiner guten Platzierung auf der Landesliste (Platz 13) seinen Sitz im Parlament verteidigen. Aber: "Für die Partei ist es in diesem Moment bitter", sagt Schwarz, der durch die deutlichen Verluste auch bei seinem Ergebnis im Wahlkreis Bamberg mit Einbußen rechnete.
Persönlich geringere Verluste
Vor vier Jahren hatte Schwarz noch knapp 23 Prozent an Erststimmen erreicht. Später am Abend bestätigt sich, dass er bei dieser Wahl nur 20 Prozent erhalten hat. Wobei der ehemalige Strullendorfer Bürgermeister in Stadt und Kreis Bamberg im Vergleich zu CSU-Kandidat Thomas Silberhorn geringere Verluste hinnehmen musste. Viel fataler ist das Ergebnis der Partei bei den Zweitstimmen: So fällt die SPD etwa im Landkreis Bamberg hinter die AfD zurück, die mit über 15 Prozent zur zweitstärksten Kraft nach der CSU wird. Das drückt an diesem Abend in Strullendorf zusätzlich auf die Stimmung. "Was mich traurig macht, ist das Ergebnis der AfD, hier entsteht ein Schaden für die Demokratie", sagt Schwarz, der das ausspricht, was anwesende Parteianhänger genauso sehen.
"Sieg der Angst"
"Wir haben einen Sieg der Angst erlebt", kommentiert Klaus Stieringer, SPD-Fraktionschef im Bamberger Stadtrat, das Abschneiden der AfD. "Unsere Aufgabe auf allen Ebenen der Politik wird sein, den Leuten die Angst zu nehmen." Das macht auch Oberhaids Bürgermeister Carsten Joneitis deutlich: "Wir müssen dem Rechtsruck durch die Diskussion mit dem Bürger entgegenwirken."
Dann brandet Applaus im Nebenraum auf, SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz ist auf der Leinwand im Interview zu sehen: Die Anhänger halten zum Parteichef, auch in Strullendorf. Von einem engagierten Wahlkampf von Schulz ist die Rede, das gelte auch für den Wahlkampf von Andreas Schwarz.
Die Wahl steht für die Anhänger im Zeichen der Abwahl der großen Koalition. Deshalb begrüßen es auch die Genossen im Nebenraum, als die Signale aus Berlin kommen, dass die Sozialdemokraten in die Opposition gehen und nicht mehr für eine Koalition mit der CDU/CSU zur Verfügung stehen. "Ich bin kein Freund von Opposition . Ich mache seit 1983 Wahlkämpfe für die Partei, aber eine weitere große Koalition wird sie nicht aushalten", meint Johannes Walter vom Ortsverband Memmelsdorf zur Entscheidung.
Arbeit in der Opposition
Für den Abgeordneten Schwarz bedeutet das eine Fortführung seiner Arbeit in Berlin unter geänderten Vorzeichen: Er muss sich mit einer neuen Rolle in der Opposition zufrieden geben. "Ich will im Finanzausschuss des Bundestags bleiben. Steuerkriminalität zu bekämpfen ist meine Aufgabe, die ich gerne fortführen und dazu den nächsten Finanzminister in die Pflicht nehmen will."
Allerdings muss die Niederlage am Sonntag erst noch verdaut werden: "Man wird ein paar Stunden brauchen, bis man sich wieder fasst."