Der Juni brachte im Raum Bamberg den lange vermissten Feuchtigkeitsnachschub. Doch aus der Welt sind die Spätfolgen zweier Hitzesommer noch nicht.
Johann Meißner aus Medlitz ist 61 Jahre alt, doch so etwas hat er noch nicht erlebt. Der Waldbauer im Nebenerwerb musste in diesem Frühjahr mit ansehen, wie viele seiner Kiefern und Fichten, aber auch Laubbäume in kurzer Zeit braun wurden und abstarben. Für Meißner scheint sich zu bewahrheiten, dass sich die Folgen zweier Hitzesommer in vollem Umfang erst jetzt zeigen. Er sagt: "Wenn heuer wieder wenig Regen fällt, sehe ich schwarz auch für unsere Laubbäume. Das einzige, was unsere Wälder noch rettet, ist Wasser."
Schaut man auf die Felder und Wiesen in der Region Bamberg, so scheint das Bild einer dritten Dürre in Folge in weite Ferne gerückt. Dauerregen am Sonntag und Montag infolge feuchtwarmer Luftmassen aus dem Schwarzmeerraum haben die Natur förmlich explodieren lassen. Mais und Getreide stehen in sattem Grün auf den Feldern, die Wiesen sind kräftig gewachsen.
50 Liter in zwei Tagen
Über das für Franken erstaunlich ergiebige Regenereignis freut sich auch Tobias Wunner, der Referent der Hauptgeschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbandes in Bamberg. Noch Mitte Mai schien es so, als würde die Landwirte vor allem im regenarmen Westen des Bamberger Landes vor erneuten schweren Einbußen stehen. Zwar hatte es im Februar das Dreifache des Jahresdurchschnitts geregnet, doch erwies sich der April und größtenteils auch der Mai als erneuter Totalausfall beim Regen - trockene Winde und schier endlos scheinende Sonne verwandelten manchen Ackerboden in eine staubtrockene Wüste.
Doch mit dem Juni kam der Umschwung. An zehn Tagen hat es seither geregnet, zuletzt tropfte es Tag und Nacht aus einem grauen Himmel - und die Mienen der Bauern hellten sich sichtbar auf: Auf 98 Liter Regen pro Quadratmeter beläuft sich die vorläufige Niederschlagsbilanz des Juni 2020, gemessen an der Bamberger Wetterwarte. Das ist zur Mitte des Monats das Anderthalbfache der Durchschnittsmenge.
Viel Wasser im Boden
Für die Bauern sieht es 2020 derzeit also gut aus: "Wir sind gerade noch einmal davon gekommen", schildert Wunner die erfreuliche Wende bei den Feldfrüchten. "Wunner hofft nun, dass der Raps und das Getreide rasch nachholen können, was sie im Frühling bei der Reifung von Pflanze und Korn an Wachstum versäumt haben. Er ist zuversichtlich, dass 2020 zumindest mittelfristig keine weitere Dürre droht und auch der Futtermittelmangel zu Ende geht: "Das Wasser im Boden reicht aus, um die Entwicklung fortzusetzen."
Gibt es damit endlich Entwarnung im trockenen Franken? Hat der feuchte Juni den Regenmangel der letzten Monate ausgleichen können? Statistisch betrachtet lassen sich zwei Dinge festhalten: Tatsächlich steuert 2020 mit der bisher gefallenen Regenmenge von 311 Litern pro Quadratmetern in Bamberg ziemlich genau auf Durchschnittsniveau. In den letzten 30 Jahren gilt 650 Liter für Bamberg im Gesamtjahr gewissermaßen als Gardemaß - was bayernweit eher niedrig ist.
Doch um den langfristigen Wasserhaushalt zu beurteilen, reicht der Blick auf 2020 natürlich nicht. Wer die letzten zehn Jahre beim Regen Revue passieren lässt, stellt fest, dass sieben Jahren mit unterdurchschnittlichen Regenmengen nur drei überdurchschnittliche gegenüberstehen. Ausreißer waren dabei die Jahre 2010 mit 132 und 2018 mit nur 67 Prozent. In absoluten Zahlen entspricht Letzteres steppenhaften 440 Liter pro Quadratmeter.
Vor ein paar Wochen noch hieß es, wir bekommen ein weiteres Dürrejahr in 2020. Nun hat es im Juni immerhin gemäß Aufzeichnung an der Station Bamberg fast 100 Liter geregnet. Ich finde das durchaus bemerkenswert und war sehr erfreut über die ergiebigen Niederschläge, die im Raum Bamberg so ganz ohne Unwetter gefallen sind; aber schlechte Nachrichten lesen sich anscheinend besser als gute. Überschwemmungen braucht schließlich auch kein Mensch wirklich und auch die hat es andernorts gegeben. Was muss passieren, dass man auch mal mit etwas zufrieden ist ?