Tod im Badesee: Rentner wegen unterlassener Hilfeleistung verurteilt - er beleidigt die Witwe vor Gericht
Autor: Udo Güldner
Bamberg, Dienstag, 23. Juni 2020
Erst viel zu spät greift ein 68-jähriger Rentner bei einem tödlichen Unfall am Baunacher Badesee ein. Auch vor Gericht sieht der Rentner sein Fehlverhalten nicht ein. Die Witwe muss die schlimmen Momente im Prozess noch einmal durchleben.
Weil er im Juli 2019 nicht sofort Erste Hilfe geleistet haben soll, muss ein 68-jähriger Rentner aus dem Landkreis Bamberg nach dem Urteil des Amtsgerichts Bamberg eine Geldstrafe in Höhe von 2800 Euro zahlen. Nach Überzeugung der Strafrichterin Magdalena Becker hatte Horst K. (Name geändert) zu lange gezögert, bevor er einem Mann half, der im Brückenhaussee bei Baunach zu Tode kam.
Die Version des Angeklagten: Er habe alles richtig gemacht
Horst K. versteht die Welt nicht mehr. Aus seiner Sicht hat er doch alles richtig gemacht. So erzählt zumindest er die Geschichte: Er habe der Ehefrau des Ertrunkenen geholfen, den leblosen Körper ans flache Ufer zu zerren: "So was habe ich noch nie gemacht." Er habe sich vor der glitschigen Hand richtig geekelt.
Er hat den Platzwart herbeigeholt. Er hat einige Radfahrer angehalten, die gerade von Kemmern nach Hamburg radelten, damit sie den Rettungsdienst anrufen. Horst K. selbst hat kein Mobiltelefon, und das des Platzwarts hatte keinen Saft. Er hat bis zuletzt am Unfallort ausgehalten, der Polizei geduldig Rede und Antwort gestanden. Und trotzdem soll er eine unterlassene Hilfeleistung begangen haben? "Die brauchen jetzt einen Sündenbock", ist sich der ehemalige kaufmännische Angestellte sicher.
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Doch ganz von Anfang an: Es war ein sonniger Donnerstag. Am Morgen ist rund um den Badesee noch wenig los. Horst K. hat es sich im Schatten eines Baumes gemütlich gemacht. Auf seiner Badematte döst der Rentner vor sich hin, hört etwas Musik, genießt die Ruhe.
Die aber wird plötzlich durch laute Hilferufe unterbrochen. Zuerst habe er nicht gewusst, was los gewesen sei, da ihm Büsche die Sicht auf die Wasseroberfläche versperrt hätten. Dann aber habe er gesehen, dass jemand im wadentiefen Wasser zusammengesackt sei. Also zieht Horst K. seine Badehose an und eilt hin.
Mann starb bereits im Wasser
"Mein Mann lag im Wasser und bewegte sich nicht mehr," so die sichtlich aufgewühlte 69-jährige Witwe. Wie sich bei der Obduktion herausstellen sollte, kam jede Hilfe zu spät. Der an einer Herzerkrankung leidende Badegast war bereits tot, als er aus dem Badesee gezogen wurde. Nur wusste das zu diesem Zeitpunkt noch niemand.
Womöglich hatte der Sprung ins kalte Wasser an dem sehr heißen Tag den Kreislauf des knapp 70-jährigen Rentners zu sehr belastet. Danach hatte der Kopf unter Wasser ein Übriges getan. "Es kam braune Brühe aus dem Mund," sagte einer der Zeugen.