Über die Bamberger Klinik bricht mal wieder eine Welle der Beschwerden herein: Das neu eingeführte, gefrorene Essen wird als unappetitlich geschmäht. Defekte Aufwärm-Wagen sorgen in den Stationen für Probleme.
Bamberg diskutiert über einen Linseneintopf. Ein Besucher im Krankenhaus hat in den sozialen Medien ein Foto eines Gerichtes im Bamberger Klinikum online gestellt. Darauf zu sehen: zwei Wienerle, die in einer grünen Pampe liegen, die aussieht wie eine Pressspanplatte. Sofort prasselte eine Welle der Empörung über die Sozialstiftung herein.
"Der Koch sollte besser in der Pathologie arbeiten", schrieb Martin G.; Catharina F. meinte: "Puh, erschreckend wenn man das hier so liest. Wenn das Essen so einen hohen Stellenwert hat und Leute deswegen nicht mal mehr im Klinikum liegen möchten, kann man nur froh sein, dass Pflege und Ärztemangel aktuell kein Thema sind." Kaum jemand ließ am Internetpranger ein gutes Haar am Klinikessen - die meisten fanden ein Haar in der Suppe. Eine Einschätzung lieferte Iva S. : "Die Gerichte, die verkostet wurden, waren damals alle gut. Dann wurde der neue Auftrag erteilt, und nach und nach wurde das Essen schlechter. Jetzt ist es eine Katastrophe." Doch nicht alle sprangen auf den Zug auf. Julia B. schrieb: "Also ich weiß ja nicht, was ihr alle habt, aber ich kenne das Essen anders. Sieht gut aus und ist auch gut."
Die Klinikleitung räumte Probleme ein. Was den explosiven Linseneintopf angeht, sagt Finanzvorstand Johannes Goth: "Er hatte die vorgesehene Temperatur und auch Geschmack, aber die Konsistenz war nicht korrekt."
Das eigentliche Problem rühre aber daher, dass die Sozialstiftung mit technischen Schwierigkeiten zu kämpfen habe. Im Oktober hat die Trägerin der Kliniken das gesamte Essens-System in ihren Häusern für fast zwei Millionen Euro umgestellt - auf Tiefkühlkost. Die wird auf Wochen im Voraus in der Hofmann-Menü-Manufaktur in Baden-Württemberg hergestellt, tiefgefroren, nach Bamberg transportiert - und in den Stationen aufgetaut.
Bei 570 000 Portionen pro Jahr, bei 22 verschiedenen Kostformen täglich, sei die eigene Küche an ihre Grenzen geraten, sagt Goth. Durch die langen Wege mit dem vierten Bettenturm hätte man anders auch nicht die Hygiene-Vorgaben einhalten können: "Wir müssen eine vorgegebene Zeit einhalten, vom Kochen bis zum Servieren, auch die Temperatur des Essens muss passen, wenn es beim Patienten ankommt." Die neue Methode, die in einigen Groß-Krankenhäusern praktiziert werde, mache dies möglich: Die gefrorenen Portionen werden in großen Wagen aufgetaut und erwärmt, was auch die Vitamine besonders gut erhalten soll.
Zumindest in der Theorie, denn: "Unsere Aufwärm-Wagen sind ausgefallen", sagt Goth. Schuld sei der Hersteller. Obwohl die Stiftung in der Ausschreibung darauf hingewiesen habe, dass die Wagen bei der hygienischen Reinigung hohe Temperaturen aushalten müssen, seien einige Plastikteile dadurch beschädigt worden. Das Ergebnis: Die Portionen wurden nicht mehr zuverlässig erwärmt. Bei den Patienten sei keine kalte Nahrung angekommen - aber das Klinikpersonal habe sie nachträglich erhitzen müssen, sagt Goth. Eine Belastung. Gerade sei der Hersteller dabei, die Wagen auf eigene Rechnung auszutauschen. Alle 72 Wagen seien betroffen, 50 seien bereits ausgebessert, in der nächsten Woche soll die Nachbesserung abgeschlossen sein.
Ja, es habe einige Beschwerden wegen des Essens gegeben, räumt Goth ein. "Auch wir waren mit der Qualität aufgrund der Ausfälle nicht zufrieden."
Und dann war da noch der Arzt,der zum todkranken Patienten sagte, das sind doch alles weiche Faktoren (gemeint waren Essen,Betten und Nachtruhe) wichtig ist nur das medizinische und technische Know how um Patienten gesund zu machen !
.. je länger der Transportweg des Essens, um so schwieriger ist´s mit der Hygiene. Es ist keine 10 Jahre her, da gab es auch in unseren Bamberger Anstalten ein funktionierendes dezentrales Küchensystem, mit regionalen Lieferanten. Wieviele Beschwerden hat es da gegeben? Das zufriedene Personal vor Ort hatte die Herstellung, Lagerung und Auslieferung in eigener Verantwortung. Leider hat der Rationalisierungswahn auch vor gemeinnützlichen Einrichtungen nicht halt gemacht. Die unschönen Folgen werden jetzt offensichtlich! (Und hat jemand mal das erhöhte Verkehrsaufkommen durch diese Lieferwege berechnet?
nun der kommentar des autors ist mehr als deplaziert
Wenn man meint, man muß immer größer werden, sollte man alles im blick haben, mehr Patienten = größere Küche = mehr Parkplätze für Besucher. Aber die letzten beiden bringen ja kein Geld.
Hauptsache man hat wieder mal was outgesourced, mit der Fehleinschätzung sich damit der Verantwortung entledigt zu haben. Aber was will man erwarten, wenn nur noch BWL-er das Krankenhaus führen und nicht mehr Fachleute, wie Ärzte, Ernährungsfachleute, Pflegefachkräfte, Hygienespezialisten usw. Zusätzlich hat damit sich aus den gehaltlichen Tarifabkommen verabschiedet, was auch wohl das Hauptargument ist.