Tankrabatt: Bamberger Tankstellen-Pächterin kritisiert Politik und Ölkonzerne scharf - "leere Versprechungen"
Autor: Ralf Welz, Isabel Schaffner, Agentur dpa
Bamberg, Mittwoch, 15. Juni 2022
Trotz Tankrabatts bleiben die Spritpreise astronomisch hoch. Eine fränkische Tankstellen-Pächterin kritisiert diesbezüglich die Ölkonzerne - der Politik wirft sie zugleich vor, "leere Versprechungen" gemacht zu haben.
- Tankstellen-Betreiberin aus dem Großraum Bamberg kritisiert Tankrabatt scharf
- "Leere Versprechungen": Pächterin mit schweren Vorwürfen in Richtung Politik
- Tankstellen-Mitarbeiter bekommen Zorn der Autofahrer zu spüren
- Betreiberin distanziert sich von Mineralölkonzernen: "Verdienen keinen Cent mehr"
Autofahrer in Deutschland ächzen seit Monaten unter den horrenden Spritpreisen. Der seit 1. Juni geltende Tankrabatt der Bundesregierung sollte eigentlich für eine entsprechende Entlastung der Bürger sorgen. Das Problem: Die Preise an den Zapfsäulen bleiben weiter hoch. "Der Verbraucher bemerkt im Endeffekt gar nichts", erklärt eine Tankstellen-Pächterin aus dem Großraum Bamberg, die anonym bleiben will. Im Gespräch mit inFranken.de am Dienstag (14. Juni 2022) wirft sie den politischen Entscheidungsträgern vor, "leere Versprechungen" gemacht zu haben. "Es gibt viel Gerede, aber gemacht wird nichts."
Tankrabatt gescheitert? Tankstellen-Pächterin aus dem Großraum Bamberg übt scharfe Kritik
Die Tankstellen-Pächterin übt zugleich scharfe Kritik an den Mineralölfirmen. Warum die Spritpreise fortwährend derart hoch sind, ist auch ihr ein Rätsel. "Wir haben doch keine Knappheit", hält sie fest. "Ich verstehe das nicht." Den Zorn der Autofahrer bekommt sie laut Eigenaussage täglich am eigenen Leib zu spüren. "Es macht aktuell einfach keinen Spaß - uns nicht und unseren Kunden natürlich auch nicht."
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So mancher Verbraucher lässt demnach seinem Unmut beim Bezahlen freien Lauf. "Es gibt Kunden, die sagen: 'Ihr verdient ja jetzt auch mehr', berichtet die oberfränkische Tankstellen-Betreiberin. Sie stellt diesbezüglich jedoch klar: "Wir haben mit den Konzernen nichts zu tun. Wir verdienen durch die hohen Preise keinen Cent mehr." Der Tankrabatt kommt nach Einschätzung der selbstständigen Pächterin eher den Mineralölkonzernen zugute als den Autofahrern.
Obwohl sie und ihre Angestellten hierfür nicht verantwortlich seien, müssten sie diesbezüglich gleichwohl oft die Wut der Verbraucher ausbaden. "Wir dienen vor Ort als Prellbock", sagt die Betreiberin. "Von den Kunden denkt nach dem Tanken keiner mehr: 'Ich muss mich noch beim Konzern beschweren.' Sie haben ihren Zorn ja bereits an uns ausgelassen." Auch wenn es derzeit keine persönlichen Angriffe von Kundenseite gebe, sei die Gesamtsituation prekär. "Bei der Schichtübergabe gibt es kein anderes Thema", sagt sie.
"Die Leute haben sich einfach viel mehr erhofft. Ich verstehe die Kunden"
Von der Politik fordert sie in der Konsequenz wirksame Maßnahmen - nicht zuletzt in Hinblick auf mutmaßliche Preisabsprachen der Mineralölkonzerne. "Ich verstehe nicht, warum Kartellamt und Politiker nicht tätig werden." Etliche Menschen seien auf das Autofahren angewiesen, betont die Pächterin. "Keiner von ihnen kann sagen: 'Ich tanke einfach nicht mehr.'" Eine Besserung ist nach ihrer Einschätzung vorerst nicht in Sicht. "Ich habe sogar ein bisschen Angst", gibt sie zu bedenken. "Wenn der Tankrabatt wegfällt, was passiert dann?"
In Richtung der Bundesregierung appelliert sie: "Ich wünsche mir, dass der Tankrabatt wirklich real umgesetzt wird" - also in vollem Umfang beim Endverbraucher ankommt. "Es wäre schön, wenn er die Bürger spürbar entlasten würde." Den aktuellen Frust der Autofahrer könne sie indes nachvollziehen. "Die Leute haben sich einfach viel mehr erhofft. Ich verstehe die Kunden. Das macht so einfach keinen Spaß."