Der Blick auf die Stromrechnung fühlt sich für Bamberger wie Jürgen Rinklef wie ein Stromschlag an. Ein Vergleichsportal scheint das zu bestätigen.
Das hätte Jürgen Rinklef selbst kaum für möglich gehalten: Legt er die Stromrechnungen der Stadtwerke von 2008 und 2018 gegenüber, hat er seinen Verbrauch um fast die Hälfte gesenkt. Umso erstaunter ist er, dass er trotz Halbierung der Kilowattstunden fast genauso viel zahlt wie vor zehn Jahren. "Egal, wie man einspart, die Endsumme bleibt gleich", seufzt der 77-jährige Bamberger. Dass das große Online-Vergleichsportal Verivox jüngst Bamberg zur "teuersten Energie-Stadt Deutschlands" gekürt hat, passt für ihn also voll ins Bild. "Da muss man was dagegen tun!", meint der Rentner.
Die Internet-Plattform stellte anhand einer Musterfamilie Vergleiche zwischen den 200 größten deutschen Städten auf. Bamberg kommt dabei schlecht weg. Hier zahle die Muster-Familie mit einem Verbrauch von 4000 Kilowattstunden Strom und 20 000 Kilowattstunden Gas durchschnittlich 2789 Euro im Jahr. "Das sind 372 Euro mehr als im Rest der Republik und 679 Euro mehr als in der günstigsten Stadt Lingen in Niedersachsen", schreibt Verivox in einer Pressemitteilung.
Das bringt die Weltkulturerbestadt an die Spitze einer unrühmlichen Top-10 der teuersten Energiestädte, in die es zum Beispiel auch Pforzheim, Heidelberg oder Kerpen geschafft haben. "Hier kosten Strom und Gas mindestens neun Prozent mehr als im Bundesschnitt", schreibt Verivox. In Bamberg sogar 15 Prozent.
Harsche Kritik an Methodik
Strom und Gas fließen in Bamberg allesamt durch Netze, die von den Stadtwerken betrieben werden. Kein Wunder, dass in dem städtischen Tochterunternehmen Krisensitzungen einberufen wurden. Die Stadtwerke wehren sich und erwägen sogar, "auch im Sinne des Verbraucherschutzes juristische Schritte gegen das Vergleichsportal" einzuleiten.
"Die Aussage, Bamberg sei die teuerste Energie-Stadt Deutschlands ist falsch, weil Verivox eine Musterrechnung aufgestellt hat, die die Realität nicht widerspiegelt", kontern die Stadtwerke. Geschäftsführer Michael Fiedeldey wird deutlich: "Wir stehen für fairen Wettbewerb. Solche Falschinformationen verunsichern unsere Kunden und schädigen das Unternehmen - und damit auch die Stadt Bamberg. Auch im Sinne des Verbraucherschutzes werden wir diese Machenschaften nicht akzeptieren."
"Falsch berechnet"
Fiedeldey und seine Mitarbeiter lassen kein gutes Haar an dem Vergleich. So sei unklar, welche Anbieter und Tarife konkret verglichen wurden. Außerdem habe Verivox die Gaskosten für die grundversorgten Kunden der Stadtwerke falsch berechnet. "Die Kosten sind tatsächlich zehn Euro günstiger", betont Pressesprecher Jan Giersberg.
Und noch mehr: "Der geringste Anteil der Stadtwerke-Kunden befindet sich in einem der so genannten ,Grundversorgungstarife', die wir laut Energiewirtschaftsgesetz anbieten müssen. Der größte Teil der Kunden ist in einem günstigeren Tarif." Durch einen Wechsel innerhalb der Stadtwerke seien die Kosten bei den Stadtwerken bis zu 477 Euro günstiger, als von Verivox dargestellt.
und warum wohl haben wir alle innerhalb der Familie ( 3 Haushalte) bereits Anfang des Jahres gewechselt?
Wohl weil es in Bamberg so günstig ist... Die Stadtwerke sollten sich - wie viele kleine Unternehmer er ja auch machen mussten um wettbewerbsfähig zu bleiben - zuerst einmal überlegen wie sich die hohen Kosten zusammen setzen. Dabei wird auch ihnen auffallen, es sind meist die hohen Personalkosten der überbezahlten Manager und die ganzen Neben-Gewerke die über den Strom- und Gaspreis mitfinanziert werden. Busse und Bäder sind das eine, es gibt aber auch andere Projekte die nicht auf diese Weise unterstützt werden müssen. Viele Zahlungen für Events und Veranstaltungen werden den Strom- und Gaskunden Bamberg´s zwangsweise aufgebürdet, obwohl deren Besucher nur beschränkt direkt aus Bamberg kommen und diese meist nicht einmal Strom- und Gaskunden, geschweige Nutzer der Bäder oder der Busse sind.
Dass der Strom in Bamberg überteuert ist, ist doch längst bekannt. Müssen die Stadtwerke doch Bus und Bad damit gegenfinanzieren. Herr Fidelday wird sich zweimal überlegen, ob er eine Klage gegen VERIVOX "erwägt".
Als seriöser Geschäftsführer der Stadtwerke sollte er seinen "Kunden" eher raten, den Stromanbieter zu wechseln...