Als SPD-Delegierte entschieden Jonas Merzbacher und Andreas Schwarz in Hannover mit, wer bei der Bundestagswahl 2013 Angela Merkel herausfordern soll: Peer Steinbrück.
Peer Steinbrück soll Kanzler werden. Zwei der Stimmen, die dem Sozialdemokraten zur 93,5-prozentigen Nominierung als Kanzlerkandidaten verhalfen, kommen aus der Region Bamberg: Unterbezirksvorsitzender Jonas Merzbacher und Bundestagskandidat Andreas Schwarz waren als oberfränkische Delegierte in Hannover mit von der Partie - nachdem sie tags zuvor im niederbayerischen Dingolfing bei der bayerischen Listenreihung für die Bundestagswahl Platz 19 für Schwarz klargemacht hatten. "Fast 1400 Kilometer in knapp zwei Tagen", lässt Schwarz Montagvormittag auf der Fahrt zum Gratulationstermin wissen. Aber der 47-Jährige möchte das Erlebnis nicht missen: "Das war eine Begegnung mit prägenden Persönlichkeiten der Zeitgeschichte", schwärmt der Strullendorfer Bürgermeister.
Am gestrigen Montag mussten er und sein Bürgermeisterkollege Merzbacher freilich all die gemeindlichen Termine nachholen, die sie in Sachen Partei verschoben hatten. "Beim ersten Bundesparteitag ist es am beeindruckendsten", weiß der Unterbezirksvorsitzende Merzbacher. Der 29-Jährige hat schon etliche erlebt, "zwei in Berlin, in Dresden und in Hamburg war ich auch", nennt er einige davon.
580 SPD-Delegierte aus der gesamten Bundesrepublik hatten sich am Sonntag auf dem Messegelände in Hannover versammelt, um ihren Kanzlerkandidaten zu küren. Merzbacher und Schwarz mitten unter den Granden der Partei: Helmut Schmidt, Egon Bahr, Gerhard Schröder, Frank Walter Steinmeier und wie sie alle heißen.
"Wir hatten gute Plätze und konnten die vordere Reihe hervorragend sehen", beschreibt Merzbacher seine Eindrücke. Und beim Umherlaufen traf man auf die SPD-Größen. Die aktuellen wie die legendären.
Mit Egon Bahr hatte sich Jonas Merzbacher schon mal bei einem Essen unterhalten. Darauf hat er ihn bei der Begegnung am Sonntag angesprochen. "Egon Bahr!", Andreas Schwarz schwelgt in Begeisterung. "Das war der Architekt der Ostverträge und engste Berater Willy Brandts..." Die Begeisterung für dieses sozialdemokratische Urgestein Brandt habe ihn seinerzeit bewogen, der SPD beizutreten.
Den Großen der Sozialdemokratie begegneten die "Bamberger" in Hannover fast zwangsläufig. Schon ein eigenartiges Gefühl, zumal die auf kommunaler Ebene aktiven Sozis die Parteiprominenz ihrerseits eher nur vom Fernsehen kennen. Die Begegnung sei ein Charakteristikum der Bundesparteitage, weiß Merzbacher. Freilich saßen die früheren Kanzler Helmut Schmidt und Gerhard Schröder zusammen mit dem zu kürenden Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück an exponierter Stelle.
So exponiert, dass Merzbacher und Schwarz sehen konnten, wie Altkanzler Schmidt auch bei dieser öffentlichen Veranstaltung sein nur ihm gestattetes Privileg nutzte und sich immer wieder eine Zigarette anzündete. "Egon Bahr ist auch ein starker Raucher", weiß Merzbacher. "Aber er raucht nicht in geschlossenen Räumen", fügt er weiter an. "Er will Vorbild sein", was der Gundelsheimer gut findet. Wie die geistige Regsamkeit. Er und Schwarz hätten sich gefragt, wie alt Bahr denn nun eigentlich sei. Am Montag hat Merzbacher recherchiert: 90.
Auf Schmidt gewartet Eigentlich hatten Merzbacher und Schwarz in Hannover darauf gewartet, dass Altkanzler Schmidt sich für "seinen Wunschkandidaten Steinbrück" zu Wort meldet. Doch offenbar hatte Schmidt sich körperlich nicht fit genug gefühlt.
"Schade", wie die Oberfranken finden, die hoffen, ihn bei anderer Gelegenheit zu hören. Aber Steinbrück, zugleich Wunschkandidat Merzbachers übrigens, kommt auch ohne Schmidts Beistand auf ein Super-Ergebnis (543 von 580 Stimmen).
Stichwort Ergebnis: Am Samstag hat sich Andreas Schwarz bei der Reihung der bayerischen SPD-Kandidaten für den Bundestag in Dingolfing Platz 19 geholt. "Der letzte gesetzte Männerplatz, der nicht umkämpft war", ist Schwarz schon ein bisschen stolz auf sein Ergebnis, von dem aus er in den Wahlkampf startet und es dafür als gute Startposition betrachtet.
Macht ist primitiv, das kriegen sogar diese Gruftis hin.
Nur was Gescheites kommt garantiert nicht heraus.