Eine knappe Mehrheit der Stadträte sieht an der Einmündung der Annastraße in die Starkenfeldstraße einen gewissen Handlungsbedarf. Nun soll die Verwaltung bis 9. März einen praktikablen Vorschlag ausarbeiten.
Tempo 30 von der Pfisterbrücke bis über die Einmündung Annastraßehinaus? Eine zusätzliche Ampel auf der Starkenfeldstraße? Ein Linksabbiegeverbot von der Annastraße in die Starkenfeldstraße? Eine Sperrfläche in der Mitte der trichterförmigen Fläche, mit der die Annastraße an die Starkenfeldstraße schließt? Eine Verlegung des Radwegs?
Es gibt etliche Vorschläge, wie die Einmündung der Annastraße in die Starkenfeldstraße sicherer für Fußgänger und Radfahrer gestaltet werden könnte. Doch eine Lösung, die die widerstreitenden Interessen aller Verkehrsteilnehmer dort in Einklang bringt, hat bisher noch niemand gefunden.
In den Verkehrssenat verwiesen
Nun sollen das städtische Straßenverkehrsamt und Ordnungsreferent Ralf Haupt das sprichwörtliche Ei des Kolumbus finden: Eine Mehrheit der Stadträte beschloss in der Januar-Vollsitzung, das Thema im nächsten Umwelt- und Verkehrssenat am 9. März erneut zu behandeln.
Parallel erteilten sie der Verwaltung den Auftrag, bis dahin einen praktikablen Lösungsvorschlag zu erarbeiten. Nun muss gelingen, was intern bisher unmöglich schien. "Ein schwieriges Thema", kommentiert Haupt denn auch diese Aufgabe.
19 der anwesenden 40 Stadträte wollten schon vergangene Woche entscheiden. Vornehmlich Mitglieder der SPD- und GAL-Fraktion sprachen sich dafür aus, die Tempo-30-Zone, die auf der Pfisterbrücke gilt, einfach ein Stück weiter in Richtung Osten zu verlängern.
Und zwar über die beiden Querungshilfen hinaus, die die Starkenfeldstraße auf Höhe Annastraße aufweist.
Das wäre ganz im Sinn von Gisbert Reiter, durch dessen Antrag bei der Bürgerversammlung im Herbst das Thema jetzt auf die Tagesordnung des Stadtrats gelangt ist. Der Bamberger kämpft seit Jahren für eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h im gesamten Umgriff der Einmündung Annastraße (siehe FT-Bericht "Ein ganz gefährliches Eck" vom 25. Januar).
Nach der Vollsitzung zeigte sich Reiter froh, dass die Stadträte sein Anliegen ernst nehmen und im zuständigen Senat vertieft behandeln wollen. Seine Hoffnung ist, dass für die Kommunalpolitiker die Sicherheit der Radfahrer und Fußgänger wichtiger ist als ein ungestörter Verkehrsfluss auf der Ost-West-Verbindung Starkenfeldstraße.
Keine rechtliche Handhabe?
Bisher vertritt man in der Stadtverwaltung und bei der Polizei den Standpunkt, dass die Unfälle, die an der Einmündung immer wieder passieren, nichts mit der Geschwindigkeit des motorisierten Verkehrs auf der Starkenfeldstraße zu tun hätten. Und dass die Kommune deshalb gar keine rechtliche Handhabe besitzen würde, um die Höchstgeschwindigkeit streckenweise von 50 auf 30 km/h zu reduzieren.
Tempolimit gilt der Brücke
Antragsteller Reiter hält diesem Argument eine 2014 erlassene Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung aus dem Jahr entgegen, wonach die Verkehrs-Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer Vorrang vor "der Flüssigkeit des Verkehrs" zu genießen habe.
An einer Stelle der Starkenfeldstraße gilt heute schon Tempo 30: auf der Pfisterbrücke, allerdings nur für Lastwagen. Der Hintergrund, wie ihn Referent Haupt nennt: So soll größeren Erschütterungen der Bahnbrücke vorgebeugt werden.
Für die Bausubstanz der Pfisterbrücke ist eine Geschwindigkeitsbegrenzung machbar, für Leben und Gesundheit unmotorisiert mobiler Menschen nicht. Deutlicher kann das Wertesystem der Verantwortlichen bei Stadt und Polizei nicht dargestellt werden.
Ohne Geschwindigkeitsreduzierung bleiben Querungen für Fußgänger und Abbiegevorgänge für Radfahrer ein gefährliches Unterfangen. Ohne Aufhebung der Radwegbenutzungspflicht, die angesichts der fachlichen und rechtlichen Vorgaben Hohn sprechenden Qualität des Weges ohnehin geboten ist, bleibt es bei häufigen gefährlichen Situationen und immer wieder vorkommenden Unfällen. Denn auf den Radweg und die dort vorfahrtberechtigt fahrenden Pedalisten achten viele Autofahrer, wenn überhaupt, erst, wenn sie ihn längst blockieren.
Daß die angeordnete zulässige Höchstgeschwindigkeit - sie gilt lt. StVO nur unter günstigsten Bedingungen - nichts mit der Gefahrenlage und den Unfällen zu tun hätte, kann nur behaupten, wer Zusammenhänge ausblendet. Denn selbstverständlich prägt die Höchstgeschwindigkeit, die zudem viele noch immer mit der unbedingt einzuhaltenden Mindestgeschwindigkeit verwechseln, das gesamte Fahrverhalten, engt das Blickfeld ein, verkürzt die für erforderliche Reaktionen verfügbare Zeit und führt zu häufigerem Übersehen für die Sicherheit wichtiger Details.
Noch einmal zur Erinnerung: An der Stelle, an der ein Auto aus Tempo 30 bereits steht, beginnt aus Tempo 50 erst der Bremsvorgang, ist das Fahrzeug also noch mit der Ausgangsgeschwindigkeit unterwegs. Für Fußgänger und Radfahrer kann das den Unterschied zwischen unverletzt und tot bedeuten.
beim Abbiegen fährt niemand Tempo 50, und trotzdem werden regelmäßig immer wieder Fahrradfahrer beim Abbiegen in die oder aus der Annastraße "umgemäht", wie heute erst wieder im FT zu lesen war. Von daher geht die Forderung nach Tempo 50 eben doch am Problem vorbei.
Das Problem ist die Rücksichtslosigkeit an dieser Stelle, die bei Tempo 30 genauso groß wäre wie jetzt. Wie oft ist es mir schon passiert, dass ich mit dem Rad stadteinwärts unterwegs war und von einem Auto auf der Rechtsabbiegerspur überholt wurde, welches dann direkt vor meiner Nase noch schnell in die Annastraße abbog. Oder aus der Annastraße kommend fahren Auto, Bus oder LKW noch schnell vor und stehen dann direkt auf dem Rad- oder Fußgängerüberweg, wenn man einfach nur die Straße geradeaus überqueren will. Daran wird sich auch bei Tempo 30 nichts ändern.
Es fehlt ein komplettes Verkehrskonzept für Bamberg. Überall wird irgendwas stückchenweise gemacht. Da wird die Musikschule auf den Berg verschoben, aber keiner denkt an den Fahrverkehr der Schüler, die fast alle mit ihren Instrumenten von den Eltern gefahren wurden und gefahren werden, da vernichtet man den Radweg in der Langen Str. ohne lange nachzudenken, da plant man seit Jahrzehnten einen ROB, der nie umgesetzt wird, da macht man Mediationen zum Berggebiet und dem Verkehr dort und nichts passiert, da macht man alle Baustellen in Bamberg auf einmal, jetzt will man mit Tempo 30 eine sichere Kreuzung noch sicherer machen, am besten stellt man noch ne überflüssige Ampel dorthin, wie an den Autobahnauffahrten Memmelsdorf (auch wenn das nicht die Stadt Bamberg war, aber hier geben und nehmen sich Stadt und Landkreis nichts). Und die Liste ließe sich noch beliebig fortsetzen.