Eine Kampagne soll die "Fahrradstadt Bamberg" nach vorne bringen. Doch tritt der Stadtrat auf die Bremse. Sind doch nicht alle Räte vom Label überzeugt?
Eigentlich sollten bereits ab dem 22. September (Mobilitätstag) zahlreiche Plakate im Stadtgebiet sichtbar für die Fahrradstadt
Bamberg werben. Doch nimmt die Öffentlichkeitsarbeit für den Radverkehr noch nicht an Fahrt auf: So hat der Stadtrat in seiner letzten Vollsitzung vor der Sommerpause die Image-Kampagne mit dem geplanten Logo "Velove Bamberg" (aus "Velo" und "Love") vorerst gestoppt. Und das, obwohl das Gremium sich Anfang des Jahres eine solche Kampagne als eine Forderung aus dem Bürgerbegehren "Radentscheid" zu eigen gemacht hatte. Ihr Ziel ist, eine möglichst hohe Sympathie für den Radverkehr zu schaffen.
Dabei hatten die Räte gar nicht mal Inhaltliches am vorgelegten Konzept der beauftragten PR-Agentur "Peperoni" zu bemängeln. Deren Ideen bekamen die Stadträte erstmals in der Sitzung zu Gesicht und sollten diese lediglich zur Kenntnis nehmen. Doch fühlten sich die Stadträte zu wenig eingebunden.
Stadträte fühlen sich überfahren
Kritisiert wurde die Vorgehensweise bei der Auswahl des Büros und bei den geplanten Kosten. So hatte im Vorfeld eine ämterübergreifende Projektgruppe gemeinsam mit Vertretern der Initiative Radentscheid ein Verfahren zur Beauftragung einer Agentur gestartet - offensichtlich ohne Beteiligung des Stadtrats.
Nun erst bekamen die Räte das Ergebnis vorgestellt und fühlten sich prompt überfahren. "Ist die Investition wirklich in der Höhe so angemessen, die diese Agentur bekommen soll?", fragte etwa Helmut Müller (CSU). Im Sitzungsvortrag von Baureferent Thomas Beese war von etwa 75.000 Euro im Jahr für Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit die Rede. Allerdings seien die genauen Kosten noch nicht klar. Beese sprach von einem modularen Aufbau, in dem die einzelnen Bausteine unterschiedlich viel kosteten.
Im laufenden Haushaltsjahr stehen bisher für die Öffentlichkeitsarbeit 20.000 Euro und für die Umsetzung von Maßnahmen für die Fahrradstadt insgesamt 160.000 Euro zur Verfügung. Diese Gelder könnten laut Verwaltung auch entsprechend umgeschichtet werden.
Doch die Kosten waren auch Klaus Stieringer (SPD) zu vage. Er forderte eine zweite Lesung im Feriensenat. "Wir wollen eine stärkere Einbindung des Stadtrates und dann erst über die Kosten entscheiden." Daniela Reinfelder (BuB) bezeichnete den Sitzungsvortrag gar als "Nepper, Schlepper, Bauernfänger - da wird uns was untergejubelt!" Man wisse nicht, wie lange die Werbe-Agentur beauftragt werde und was sie genau kosten soll.
Außerdem missfiel den Räten, dass die Kampagne nur für den Radverkehr wirbt. "Der ÖPNV ist uns eine Herzensangelegenheit, wir wollen, dass auch er gestärkt wird", stimmte Dieter Weinsheimer (BA) seinen Vorrednern zu. "Wir können nicht nur auf Radfahrer schauen und die Summe freigeben, ohne dass wir wissen, was wir damit bewirken", sagte auch Gerhard Seitz (CSU).
"Natürlich sind wir alle für den ÖPNV oder die Fußgänger. Das ist unstrittig. Aber das ist nicht der Tagesordnungspunkt. Wir haben ein Maßnahmenpaket beschlossen, das ist ein Teil davon", widersprach Wolfgang Grader (GAL).
Baureferent Beese stellte grundsätzlich klar, dass der ÖPNV von den Stadtwerken betrieben werde. "Die haben einen eigenen Werbeetat." Beese verdeutlichte, dass die Marketingkampagne eher als Ergänzung zu anderen Verkehrsmitteln zu verstehen sei und erinnerte daran, dass die erste Aktion laut Beschluss noch im Jahr 2018 starten sollte. "Der Auftakt muss in der Hauptfahrradzeit zwischen April und Oktober liegen." Die Zeit dränge somit, da auch entsprechende Flächen in der Stadt für Plakate eine Zeit im Voraus angemietet werden müssten.
Ursula Sowa (GAL) fand die Kampagne sehr gelungen. Während Andreas Triffo (BBB) als einziger inhaltlich mit dem Konzept hart ins Gericht ging: Die Kampagne sei unverständlich und völlig falsch aufgezogen. "Themen, wie die Akzeptanz aller Verkehrsteilnehmer, werden nicht aufgegriffen."
Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) brachte am Ende den Vorschlag, dass nun im Feriensenat am 23. August noch einmal genauer über einzelne Maßnahmen und Kosten für die Öffentlichkeitsarbeit berichtet werden soll. Dem stimmten sämtliche Räte zu.
Kommentar von Sebastian Martin:Es fehlt die Überzeugung
Der Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs ist überfällig. Insofern ist nachvollziehbar, dass die Stadträte den ÖPNV nicht ins Hintertreffen geraten lassen wollen. Doch diskutieren sie dies bei einem Tagesordnungspunkt, bei dem es eigentlich allein um die Umsetzung des Maßnahmenpakets zur Stärkung des Radverkehrs geht. So bleibt der Eindruck hängen, dass sich viele Stadträte immer noch schwer tun mit dem neuen Label "Fahrradstadt Bamberg".
kann ich nur bestätigen.
Mein Fazut: nur wenn die Strecke neben oder abseits der normalen Autostraßen verläuft, kann man einigermaßen sicher Rad fahren.
Leider ist es nicht so, dass Vielfahrer mit steigender Routine weniger gefährdet sind, sondern aufgrund der höheren Verweildauer auch öfter Gefahrensituationen ausgesetzt sind. Vor allem in der Winterezit mit schlechtem Wetter und wenig Licht.
Und ja, es gibt unter uns Fahrradfahrern immer noch zu viele Wahnsinnige die ihr Hirn ausschalten sobald sie auf dem Rad sitzen. Die Aufzählung der Verfehlungen würde hier den Rahmen sprengen und jeder kennt sie.
Es gibt also noch viel zu tun!!! Ob da immer Geld hilft ist sehr fraglich
Radfahren ist und bleibt in Bamberg äußerst gefährlich. Krampfhafte Versuche zur Änderung wie an der Kreuzung Margaretendamm/Europabrücke-Magazinstraße sind fürchterliche Verschlimmbesserungen, die nicht angenommen werden. Da hilft auch eine Vergrößerung des Schilderwaldes nicht. Immer noch wird nur aus der Sicht der Autofahrer geplant - die schwächeren Verkehrsteilnehmer bleiben auf der Strecke.
ach gotterle man fühlt sich überfahren, ja und dann noch die kosten, ach gotterle, was seid ihr nur für mimosen, wenn ihr auch nur den hauch einer chance bekommt, irgend etwas das nicht zu euerem vorteil gereicht, auszubremsen, schon seid ihr am ball
Diese taktische Abstimmerei von jetzt auf nachher und vor Torschluß sind Mätzchen, die im Stadtrat Gottseidank erkannt und unterbunden werden. Beim Geldausgeben ist der Rat nämlich sonst auch sehr knausrig, nur bei der "Drahteselei" legt das Huhn plötzlich noch schnell ein Ei ( cui bono ).
Man braucht keine Kampagne, sondern gute Radwege und verkehrssichere Lösungen für Radfahrer. Für 75.000€ kann man viele Radwege bauen oder sanieren. Wenn das umgesetzt wird, merken die Menschen von selbst, dass das Radfahrern eine gute Lösung ist.