Nach der einmal mehr knappen 70:72-Euroleague-Niederlage bei Darussafaka Istanbul wollen die Bamberger in Gießen ihre weiße Weste in der Bundesliga wahren.
Zwei Siege und vier Niederlagen stehen für Brose Bamberg nach sechs von 30 Spieltagen in der Euroleague zu Buche - die Korbdifferenz von lediglich einem Punkt unterstreicht dabei, dass es in allen Partien außerordentlich knapp zuging. Auch am Donnerstag bei Darussafaka Istanbul besaß der deutsche Meister in Person von Nicolo Melli die Chance, mit dem letzten Wurf zumindest auszugleichen und eine Verlängerung zu erzwingen. Doch wieder fand der Ball nicht in den Korb - und die Bamberger gingen nach der 70:72-Niederlage mit hängenden Köpfen vom Feld. Jetzt gilt es, möglichst schnell die Kräfte zu bündeln, denn am Samstag (20.30 Uhr) steht in Gießen bereits das nächste Spiel in der Bundesliga auf dem Programm.
Stopps am Ende nicht genutzt
"Wir hatten es in den letzten vier Ballbesitzen in der Hand. Wir waren in der Lage, Darussafaka zu stoppen, aber wir waren nicht in der Lage, unsere Stopps zu nutzen. Das kostete uns das Spiel", analysierte Brose-Trainer Andrea Trinchieri und ergänzte: "Eine andere Sache, die dem Erfolg im Wege stand, war die fehlende Geschlossenheit in einigen Spielzügen. Wir konnten in der Offensive einfach nicht abschließen. Trotzdem hatten wir die Chance, das Spiel zu gewinnen. Das ist eine gute Sache. Und wir haben es geschafft, nach einem Zehn-Punkte-Rückstand zurückzukommen. Auswärts ist es in der Euroleague nie einfach."
Wanamaker erzielt Siegpunkte
Mit ungeheuerer Willensstärke und der Treffsicherheit von Melli, Lucca Staiger und Daniel Theis schafften es die Bamberger im letzten Viertel, den 50:60-Rückstand aufzuholen. Der eiskalte Janis Strelnieks glich zwei Minuten vor Schluss zum 70:70 aus, doch damit hatten die Bamberger ihr Pulver verschossen. Zwei Punkte von Brose-Ex-Kapitän Brad Wanamaker, der über Melli hinweg warf, entschieden den Krimi.
Trotz einer deutlichen Rebound-Überlegenheit (42:32) und der besseren Wurfquote (42:40 Prozent) ging das Brose-Team auf Grund von sieben Ballverlusten mehr (15:8) als Verlierer vom Feld. Mit Strelnieks (14 Punkte/4 Assists), Daniel Theis (13/3 Rebounds), Miller (12/6) und Nicolo Melli (10/10) punkteten für die Bamberger ebenso vier Akteure zweistellig wie bei Darussafaka. Hier setzten der Ex-Ulmer will Clyburn (17/3 Dreier), Daris Bertans (15/3) und Adrien Moerman (11/3) vor allem aus der Distanz die Akzente. Wanamaker (11) hatte nicht seinen besten Tag erwischt, traf nur vier von elf Würfen aus dem Feld, setzte aber mit fünf Assists seine Nebenleute gut in Szene - und buchte 32 Sekunden vor Schluss die entscheidenden Zähler und damit den ersten Heimsieg für seine neue Mannschaft.
Letzte Saison verloren die Bamberger in Gießen
In der letzten Saison kassierten Wanamaker und seine damaligen Mitstreiter noch vor dem Euroleague-Start in Gießen die erste von am Ende nur drei Niederlagen in der Bundesliga. Und genau dieser 81:80-Erfolg gibt den Mittelhessen vor dem erneuten Aufeinandertreffen am Samstag in der Sporthalle Ost Zuversicht. "Wir wissen, dass die Bamberger ein gutes und erfahrenes Team sind, das ziemlich hart und physisch spielt. Also müssen wir von Anfang an da sein und versuchen, mit der gleichen Energie und Intensität in die Partie zu gehen, ihnen da auf Augenhöhe zu begegnen. Und wenn wir alles geben, vertraue ich meinem Team und bin selbstbewusst", betonte 46ers-Kapitän Cameron Wells in einem Interview der Gießener Allgemeinen.
Zuletzt machte der Tabellenachte mit einem 86:81-Erfolg in Würzburg auf sich aufmerksam. Spielmacher Wells war dabei mit 20 Punkten der beste Werfer. Andi Obst, das von den Bambergern an die Mittelhessen ausgeliehene Talent, ging in seinen elfeinhalb Minuten Spielzeit leer aus. Im Schnitt kam der U20-Nationalspieler bisher auf 3,9 Punkte, 1,4 Assists und 1,6 Ballverluste im Dress der 46ers.
Auf jeden Fall müssen sich die Bamberger, die am Freitag von Istanbul nach Frankfurt geflogen und dann mit dem Bus weiter nach Gießen gefahren sind, voll konzentrieren, wenn sie in der hitzigen Atmosphäre ihre weiße Weste wahren wollen. Der neunte Sieg im deutschen Oberhaus würde vor dem Euroleague-Doppelspieltag am Dienstag (20 Uhr) gegen Roter Stern Belgrad und am Donnerstag bei Laboral Kutxa in Vitoria sicher Kräfte frei setzen.
Kleine Korrektur meinerseits:
Der neunte BBL-Sieg der laufenden Saison 16/17 war gegen Bayern München Basketball und man hat jetzt 18 : 0 Punkte in der aktuellen Tabelle.
In Gießen wäre es daher, wie ich errechnet habe, der ZEHNTE Sieg im deutschen Oberhaus.