Knapp 11.000 Kilometer legten die Brose Baskets bis zu den Play-offs allein für Bundesligaspiele in Deutschland zurück. Immer mit einem speziellen Bus.
Als die Brose Baskets das letzte Mal den Heimweg aus München antraten, hatten sie einen wichtigen Sieg im Gepäck. Mit 97:90 gewannen die Bamberger nach Verlängerung in der Landeshauptstadt und hatten damit den ersten Tabellenplatz sicher. "So richtig Party ist aber nie im Bus", erklärt Thomas Kramer. "Es geht eigentlich immer sehr ruhig zu." Und der Busunternehmer weiß, wovon er spricht. Nach eigener Aussage hat er in den letzten sechs Jahren nicht mehr als fünf Auswärtsspiele verpasst - selbst wenn das Team mit dem Flieger unterwegs ist, wartet am Flughafen schon Kramer mit seinem Bus. "Immer wenn es machbar ist, fahre ich die Jungs. Für die ist das ja auch wichtig zu wissen, dass da jemand ist, der nicht tratscht."
Auch wenn er wenig Interna rauslässt, so gibt er doch einige Einblicke in die Fahrten mit dem Luxusbus, der Kramer stolze 380 000 Euro gekostet hat. Jeder Spieler, jeder Trainer hat im Bus seinen festen Platz - oder besser: seine feste Reihe. Denn selbst wenn das komplette Team mit sämtlichen Betreuern unterwegs ist, hat zumindest jeder Spieler einen Doppelsitz für sich. "Die meisten bleiben dann auch gerne für sich alleine. Wir haben im Bus WLAN und jeder Platz hat seine Steckdosen, sodass die meisten schon an ihren Smartphones und Tablets hängen", so Kramer.
Vierer-Gruppe spielt Uno
Aber auch anderen Freizeit-Beschäftigungen gehen die Spieler in dem 480-PS-Gefährt nach. "Am hinteren Tisch spielen sie immer Karten", erklärt der Meister-Fahrer - und das ist eine feste Gruppe. Yassin Idbihi, Patrick Heckmann, Leon Radosevic und Kapitän Brad Wanamaker zocken auf weiteren Fahrten gerne mal Uno. Das ist sportlich gesehen jedoch das höchste der Gefühle. Im Bus ist ausspannen angesagt. Auch der Trainerstab hält sich meist daran. "Es kommt sehr selten vor, dass Andrea Trinchieri Taktikbesprechungen oder Ähnliches im Bus macht", erzählt Thomas Kramer, was im Inneren des Meisterbusses so vorgeht.
Die Technik dafür wäre vorhanden. Über die Bildschirme könnte man ohne Probleme Videos von Gegnern zeigen oder vergangene Spiele analysieren. Aber wenn die Bildschirme überhaupt mal laufen, dann mit Live-Basketball. Auch sonst hat der Bus einiges zu bieten, was man im normalen Reiseverkehr eher selten findet. 42 statt der üblichen 56 Sitzplätze sorgen für eine komfortable Beinfreiheit von 110 Zentimetern (normalerweise 73 cm), was die "langen Kerle" der Brose Baskets natürlich sehr gut finden.
Ein "arroganter" Bus?
Auch Trinchieri ist mit dem Schmuckstück der Firma Kramer zufrieden. "Wir haben einen sehr guten Busfahrer", sagt der Italiener, als er vor der Abfahrt zum Viertelfinal-Auswärtsspiel in Würzburg Thomas Kramer per Handschlag begrüßt. "Allerdings ist unser Bus sehr arrogant." Natürlich meint das der Trainer nicht ernst, er spielt damit nur auf die Aussage seines Trainer-Kollegen Svetislav Pesic an. Der Coach des FC Bayern München sagte nach einer Viertelfinal-Pleite in Ludwigsburg bei der Pressekonferenz, dass seine Mannschaft "arrogant" aufgetreten sei - und das schon beim Verlassen des Mannschaftsbusses.
Bamberger Arroganz wird Pesic aber hoffentlich nicht sehen, wenn Melli, Wanamaker und Co. heute Abend zum zweiten Halbfinale ihren Bus verlassen. Der Brose-Baskets-Tross weilt übrigens schon seit Dienstag in München und wieder mit dabei ist natürlich der meisterliche Bus.