Baskteball-Pokal: Schon im Halbfinale droht Brose Bamberg ein zähes Ringen

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Janis Strelnieks verteidigt den Ball gegen die Ludwigsburger Kelvin Martin (r.) und Rocky Trice (l.). Foto: Daniel Löb
Janis Strelnieks verteidigt den Ball gegen die Ludwigsburger Kelvin Martin (r.) und Rocky Trice (l.). Foto: Daniel Löb

Die Bamberger treffen drei Tage nach dem Bundesliga-Sieg schon wieder auf Ludwigsburg. Das zweite Halbfinale bestreiten Berlin und die Bayern.

Maodo Lo freut sich auf die Rückkehr in seine Heimatstadt Berlin und auf sein erstes Top-Four-Turnier. "Es ist schon ein Vorteil, gegen Ludwigsburg am Mittwoch schon gespielt zu haben. Wir wissen, was uns erwartet", stellte Bambergs Youngster am Mittwoch nach dem 84:75-Sieg gegen die MHP Riesen fest und ergänzte. "Bei uns haben einige Spieler pausiert, deshalb sind wir in der Lage, anders aufzutreten. Wir müssen noch ein bisschen besser ihrer Physis begegnen. Das wird auf jeden Fall ein gutes Spiel", freute sich der Brose-Spielmacher auf das Pokal-Halbfinale gegen die Ludwigsburger am Samstag (20 Uhr) in der Berliner Mercedes-Benz-Arena.


Zuletzt viermal gescheitert

Ab 17 Uhr ermitteln Alba Berlin und der FC Bayern München den ersten Teilnehmer am Finale am Sonntag (15 Uhr). Und in diesem Endspiel möchte sich der Serienmeister aus Bamberg nach 1992 sowie den drei Erfolgen von 2010 bis 2012 seinen fünften Pokalsieg sichern, nachdem die Mannschaft 2013 an München, 2014 an Berlin, 2015 an Oldenburg und 2016 an den Bayern gescheitert ist.

Die Partie am Mittwoch gegen die Patrick-Truppe hat gezeigt, dass die MHP Riesen, die in der Qualifikation sensationell den in der Bundesliga ungeschlagenen Ulmern den Weg nach Berlin verbauten, nicht unterschätzt werden dürfen. Allerdings ist davon auszugehen, dass die geschonten Brose-Asse Nicolo Melli, Nikos Zisis, Leon Radosevic und Lucca Staiger, der bereits die Trikots aller Top-Four-Teams getragen hat, am Samstag wieder auf dem Parkett stehen werden.

Die gastgebenden Albatrosse sind am letzten Sonntag ohne ihren Spielmacher Peyton Siva gegen ihren Halbfinal-Kontrahenten Bayern München und auch am Mittwoch gegen Jena abgestürzt. Sollte Siva zurückkehren, können die Berliner, die vor einem Jahr in München den Pokal gewannen, die Bayern vielleicht ein wenig ärgern.
Hier die Einschätzungen der Trainer nach dem Mittwochsspiel und vor dem Halbfinale der Bamberger gegen Ludwigsburg.


Trainerstimmen

Andrea Trinchieri (Brose Bamberg): "Unsere Ersatzspieler haben einen richtig guten Job gemacht, und wir kontrollierten das Spiel. Wir müssen besser rebounden, haben 15 Offensivrebounds zugelassen, das sind eindeutig zu viele, und wir haben nicht gut gegen Crawford verteidigt. Am Samstag erwarte ich kein anderes Spiel, allerdings werden bei uns einige andere Spieler rauskommen. Es ist wie eine kleine Play-off-Serie. Du willst in Spiel 1 nicht alles zeigen. Letztlich können wir besser spielen, die Ludwigsburger aber auch. Ich erwarte keine großen Unterschiede, denn beide Mannschaften verfügen über eindeutige Philosophien."

John Patrick (MHP Riesen Ludwigsburg): "Das war ein verdienter Sieg der Bamberger. Wir wollten das Spiel gewinnen und haben alles gegeben. In dieser sehr physischen Partie hatten wir zu viele Ballverluste und haben zu viele einfache Fastbreak-Punkte abgegeben. Am Samstag erwarte ich, dass auf Bamberger Seite Melli, Zisis und Staiger wieder dabei sind. Ich denke, dass Veremeenko im Team bleibt. Er war sehr effektiv. Wir verfügen nicht über die Qualität, die Bamberg besitzt, aber wir spielen sehr intensiv. Wir haben heute 20 Korbleger vergeben, gut, einige wurden geblockt, aber wir hatten insgesamt gute Chancen. Ich glaube, in Berlin werden wir eine sehr intensive Partie sehen. So ein Pokalwochenende ist eine tolle Gelegenheit für einen Titel. Davon träumen wir, vielleicht sind wir irrational optimistisch."


Personalsituation

Tekele Cotton fehlte bei den Ludwigsburgern am Mittwoch aufgrund einer Grippe. Der Vertrag von Jason Boone ist am Donnerstag ausgelaufen. Bei den Bambergern sind derzeit alle Mann an Bord. Von seinen neun Ausländern darf Andrea Trinchieri im Pokal genauso wie in der Bundesliga nur sechs pro Partie einsetzen.


Statistik

Am korbgefährlichsten sind von den vier Top-Four-Teams die Bayern (85,7 Punkte im Schnitt in der Bundesliga) vor den Bambergern (85,3), Berlin (81,4) und Ludwigsburg (75,6). Das Brose-Team stellt die beste Verteidigung (68 Punkte des Gegners im Schnitt) vor den Bayern (70,9), Berlin (77,2) und Ludwigsburg (80,6). Die Assiststatistik führt Bayern (22,3) vor Alba (20,1), Brose (19,8) und den MHP Riesen (15,7) an. Die wenigsten Ballverluste leisten sich die Bamberger (11,7), dahinter folgen die Münchner (13,6), Ludwigsburg (13,8) und Berlin (14,3).


Bamberger Pokalsieger

Neun Bamberger Spieler freuten sich bisher über Pokalsiege: Nikos Zisis (Italien 4, Griechenland 1, Russland 1), Vladimir Veremeenko (Russland 3), Leon Radosevic (Berlin 1), Janis Strelnieks (Ukraine 1)


Interview: Rolf Beyer freut sich auf 600 plus x Fans aus Freak City in der Hauptstadt

Nach dem Sieg von Brose Bamberg über Ludwigsburg am Mittwoch beurteilte Brose-Geschäftsführer Rolf Beyer die Leistungen und blickte nach den Enttäuschungen in den letzten beiden Jahren in Oldenburg und München zuversichtlich auf das Pokal-Wochenende voraus.

Wie fällt Ihr Fazit nach der Bundesliga-Partie gegen Ludwigsburg aus?
Rolf Beyer: Wir haben am Anfang schlecht verteidigt, viele offene Dreier zugelassen. Im zweiten Viertel war die Abwehr dann sehr gut. Was mich massiv geärgert hat, war, was die Schiedsrichter zugelassen haben. Das hat schon für Wallung gesorgt. Das Publikum hat das ja auch deutlich zum Ausdruck gebracht. Es war keine Linie zu erkennen. Das hat das Spiel so beeinflusst, dass es immer nickliger geworden ist. Das haben sich die Schiedsrichter zuzuschreiben, dass sie so einen Spielverlauf zugelassen haben. Von den Beispielen der Zollbeamten, die einen kaputten Blinker monieren, aber einen mit 20 Kilo Kokain durchfahren lassen, haben wir heute drei, vier gesehen. Das ist ärgerlich und braucht der Basketball in der Form nicht. Unsere Jungs haben sich aber davon nicht beeinflussen lassen und den Sieg relativ souverän nach Hause geholt.

War das die erwartete Generalprobe oder sehen wir am Samstag ein komplett anderes Spiel?
Ich hab' mir so ein Spiel gewünscht, dass es eng wird und wir für den Sieg kämpfen müssen, damit wir wachgerüttelt sind für den Samstag. Wir haben gesehen, wie die Ludwigsburger spielen können, und Patrick wird sie am Samstag noch mal heißer machen, davon können wir ausgehen. Sie werden uns noch mehr auf die Finger klopfen, aber davon dürfen wir uns nicht beeinflussen und provozieren lassen. Wir haben mit Melli, Zisis, Radosevic und sicher auch mit Staiger sowie mit Kratzer, wenn er seine Grippe überwunden hat, weitere Optionen, die wir einbauen können. Mir ist nicht bange vor dem Samstag, aber es war auch gut, dass es heute so gelaufen ist.

Was erwarten Sie sich vom Pokal-Wochenende?
Es ist schade, dass Alba in so ein Loch gestürzt ist. Nach einer 18-Punkte-Führung das Spiel gegen Jena noch abzugeben, ist zumindest überraschend, für mich sogar schockierend. Ich hatte schon erwartet, dass die Berliner nach dem Bayern-Spiel zurückschlagen, um sich heiß zu machen für den Pokal. Wir müssen uns aber auf unser Halbfinale konzentrieren. Ich blicke noch gar nicht aufs Endspiel, denn ich habe in den letzten zwei Jahren bittere Erfahrungen an den Pokal-Wochenenden gemacht. Jetzt erst mal Halbfinale gegen Ludwigsburg und dann schauen wir, was kommt.

Welche Stimmung erwarten Sie in Berlin allgemein und von den Fans aus Freak City?
Unsere Fans werden heiß sein. Sie haben uns auch am Mittwoch in den schwierigen Phasen ge- tragen, dafür sind wir dankbar. Dass die Mannschaft am Ende gepusht wurde, hat auch so ein Stück weit den Ausschlag gege- ben, dass die Jungs aus dem klei- nen Tief rausgekommen sind. Wir wissen jetzt von 600 plus x Fans, die mitkommen. Aber ich glaube, dass noch mehr dabei sein werden. Jeder weitere Freak über die 600 hinaus ist herzlich eingeladen, kurzfristig die tolle Fahrt mitzumachen. Und ein Hotelzimmer wird sich in der Hauptstadt schon noch irgendwo finden. Für die Berliner ist es schade, dass sie so einen Vorverkauf haben. Ich habe einige Kommentare in den sozialen Medien gelesen, dass die Alba-Fans sauer auf ihr Team sind. Ich hoffe, dass sich ihre Wut in der Arena in positive Energie verwandelt und sie nicht daheim bleiben. Das wäre nämlich schade für das ganze Pokal-Wochenende.

Ist die Party schon geplant?
Nein. Wir haben einen Zug mit 400 Plätzen, da gäbe es Möglichkeiten genug, Party zu machen. Ansonsten lassen wir uns mal überraschen.