FC Eintracht Bambergs Interimspräsident: "Wir können die Kurve noch kriegen"
Autor: Peter Seidel
Bamberg, Mittwoch, 09. März 2016
Der Interimspräsident des finanziell stark angeschlagenen Fußball-Bayernligisten FC Eintracht Bamberg 2010 sucht einen Ausweg aus der Krise.
Als Krisenmanager ist Jörg Schmalfuß in diesen Tagen gefragt. Seit dem Rücktritt von Mathias Zeck steht der bisherige Stellvertreter des Vorsitzenden des FC Eintracht Bamberg 2010 selbst an der Spitze des Fusionsvereins. Der 29-jährige Sportökonom arbeitet intensiv daran, den in finanzielle Schieflage geratenen Klub vor der Pleite zu retten. Im Interview spricht der Geschäftsleiter zweier Bamberger Unternehmen, der sich zudem in der Kommunalpolitik engagiert und in seiner Freizeit als Fußballer in der Kreisklassen-Mannschaft des FC Eintracht aktiv ist, über seine ersten Eindrücke im neuen Amt.
Wie haben Sie die ersten Tage, in denen Sie als Interimsvorsitzender des FC Eintracht 2010 in der Verantwortung stehen, erlebt?
Jörg Schmalfuß: Ich habe wie alle anderen Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats erst am vergangenen Donnerstagabend, allerdings von Mathias Zeck persönlich, erfahren, dass er zurücktreten wird. Ich konnte mir zunächst nicht ausmalen, was auf mich zukommt. Das hat sich dann aber schon am Freitag geändert. In erster Linie galt es, sich grundsätzlich einen Überblick zu verschaffen über die Lage des Vereins und die Aufgaben, die auf einen zukommen werden. Am Samstag haben wir alle Vorstandsmitglieder, Aufsichtsräte und einige Gönner zusammengeholt, um über die Situation zu sprechen. Am Montagabend haben wir dann alle Abteilungsleiter und Jugendtrainer, im Prinzip also die Führungsriege der kleineren Gruppen des Vereins, zusammengeholt, um auch sie zu informieren und offen und ehrlich mit der Situation umzugehen. Denn wir haben es uns auf die Fahnen geschrieben, die Kommunikation etwas anders zu gestalten als in der Vergangenheit.
Am 17. März um 19 Uhr will der FCE bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Vereinsheim über die Finanzsituation informieren. Was sind Ihre dringlichsten Aufgaben bis dahin?
Wir müssen uns Einsicht in alles verschaffen. Über Sponsorenverträge, die existieren, über Verbindlichkeiten, die da sind, über die Bankgeschäfte der letzten Monate. Auch da sind Probleme ja unwiderruflich vorhanden. Es gilt auch, viele Gespräche zu führen, in der Hoffnung, dass wir wieder Vertrauen zurückgewinnen. Was mich überrascht, ist die Reaktion aus der Basis des Vereins. Es haben schon viele Mitglieder angerufen, mich aufgemuntert und gesagt, wir packen das. Dieses absolut positive Feedback ist der Grund, warum wir den Mitgliedern so schnell wie möglich sagen wollen, wie die Lage ist und wer sich bereit erklärt hat, den Verein mit zu retten. Natürlich kann das nur ein erster Schritt in die Sanierung sein. Man muss erst einmal sehen, wen man überhaupt noch als Fürsprecher hat. Aber Mathias Zeck hat ja selbst gesagt, er öffnet mit seinem Rücktritt ein wenig die Tür für einen Neuanfang. Ich glaube, das spürt man.
Welche konkreten Auswirkungen hat die finanzielle Schieflage auf den Fußball-Spielbetrieb?
Nur sehr geringe. Alle Spiele finden statt. Es ist für uns auch wichtig, dass wir weiterhin präsent sind. Es läuft alles weiter wie gehabt.
Wie ist die Stimmung in der ersten Mannschaft? Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass die Spieler auf Gehalt verzichten müssen.
Von rosiger Stimmung will ich jetzt nicht sprechen, weil ja auch Jungs dabei sind, die von den Zahlungen abhängig sind. Eigentlich muss man sich bei jedem einzelnen bedanken, wie er noch mitzieht. Unser Trainer Petr Skarabela war von der Vorbereitung absolut begeistert. Und beim Tabellenzweiten (SV Seligenporten, Anm. d. Red.) haben wir das erste Spiel nach der Winterpause nur knapp mit 0:1 verloren. Die Mannschaft ist in sich sehr gefestigt. Sie steht hinter dem Verein, auch, weil wir offen mit den Spielern kommunizieren und zu jedem Gerücht, das so kursiert, ihnen gegenüber Stellung beziehen.
Wie groß schätzen Sie die Chance ein, dass es auch in der kommenden Saison Bayernliga-Fußball beim FC Eintracht 2010 geben wird?
Das ist schwierig zu sagen. Die Signale sind eigentlich gut, aber ob es am Ende des Tages dann alles so klappt, wie man es sich ausmalt, bleibt abzuwarten. Denn so sind wir ja auch in diese Situation gekommen. Wir haben uns einige Dinge besser erwartet, als sie dann am Ende eingetroffen sind. Deswegen bin ich vorsichtig. Aber ich kann mich nur wiederholen: Das erste Feedback, das mich erreicht hat, ist so positiv, dass ich glaube, dass wir die Kurve noch kriegen können. Natürlich müssen wir auch sportlich den Klassenerhalt schaffen, aber bei unserem Kader gehe ich fest davon aus.
Bleiben Sie ein Vorsitzender auf Zeit, oder können Sie sich vorstellen, auf Dauer an vorderster Front beim FC Eintracht Verantwortung zu übernehmen?
Wir sind als Vorstand voll beschlussfähig. Die Wahl eines Vorstandsvorsitzenden geschieht intern unter den Vorständen. Das werden wir zu gegebener Zeit auch machen, ist aber aktuell nicht notwendig, Ich war der Stellvertreter von Mathias Zeck und habe jetzt einfach seine Rolle eingenommen. Damit geht jeder hier sehr gut um. Aktuell steht erst einmal der Verein im Vordergrund.
Bleibt Ihnen in diesen arbeitsreichen Tagen noch Zeit fürs Hobby?
Am Wochenende war ich beim 8:0-Sieg unserer zweiten Mannschaft dabei, da durfte ich für 20 Minuten mein Können unter Beweis stellen. Aber ich bin ja auch noch berufstätig. Allem gerecht zu werden, ist derzeit kompliziert. So leid mir das tut, doch das Fußballspielen muss ich zurzeit hinten anstellen. Ich hoffe aber, dass wir alles so schnell wie möglich in geordnete Bahnen kriegen und es dann wieder etwas ruhiger wird.