In Russland warten auf die Bamberger eisige Kälte und mit Keith Langford der heißeste Schütze in der gesamten Euroleague.
Setzen die Bamberger Brose-Basketballer auch im kalten Russland (minus 20 Grad) ihren Höhenflug in der Euroleague fort und feiern ihren dritten Auswärtserfolg in Serie? Auf jeden Fall hat die Mannschaft von Trainer Andrea Trinchieri, die bereits in den frühen Morgenstunden des Dienstags von Frankfurt in Richtung Kasan (800 Kilometer östlich von Moskau) abhob, eine beschwerliche Reise in den Knochen, wenn sie am Donnerstag (17 Uhr) in der Basket Hall auf den Tabellen-14. trifft.
Langford in bestechender Form
Mit 6:10 Siegen hat die Mannschaft um Euroleague-Topwerfer Keith Langford (23,8 Punkte im Schnitt) nur einen Erfolg weniger als die auf Rang 10 stehenden Bamberger (7:9) auf dem Konto. Bereits im Hinspiel, als Janis Strelnieks, Nikos Zisis und Co. eine schon verloren geglaubte Partie am Ende noch aus dem Feuer rissen und knapp mit 89:86 die Oberhand behielten, wurde deutlich, dass Unics Kasan auf europäischem Topniveau konkurrenzfähig ist.
Nach drei Siegen in Folge kam die Mannschaft von Trainer Evgeny Pashutin zuletzt aber bei der 70:102-Pleite in Vitoria gehörig unter die Räder. Die Bamberger hingegen glänzten beim 85:65-Kantersieg gegen den FC Barcelona und reisen mit breiter Brust nach Russland. "Irgendjemand hat mal gesagt, diese knappen Niederlagen sind eine Investition in die Zukunft. Nachdem wir zu Beginn bei 2:8 Siegen standen, waren es zuletzt fünf Siege in sechs Partien - das ist irgendwie eine Vorsehung. Ich weiß auch nicht, warum das so ist. Ich bin einfach nur glücklich über diesen Superstart ins neue Jahr", freute sich Brose-Geschäftsführer Rolf Beyer nach dem Ausrufezeichen gegen Barca. Und er sieht auch keine Gefahr, dass der deutsche Meister jetzt abhebt: "Die Mannschaft ist relaxed, happy und trainiert total fokussiert. Der Coach hat die richtige Balance gefunden, und die Mannschaft zahlt ihm das zurück."
Beyer hat auch eine Erklärung dafür, warum es in den ersten Wochen der Euroleague-Saison nicht richtig rund lief: "Wir haben am Anfang auf die Tabelle und die Ergebnisse geschaut, das hat uns in ein Dilemma gebracht. Davon sind wir jetzt weg. Wir müssen von Spiel zu Spiel schauen - fünf Euro ins Phrasenschwein - dann funktioniert es. Genau das haben wir in den letzten fünf Wochen bravourös getan, und diese Vorgehensweise wird uns auch vor dem großen Trip nach Kasan helfen. Da kommt Reisestress dazu. Aber mir ist nicht bange vor der Zukunft."
Einsatz von Melli fraglich
Allerdings ist der Einsatz von Bambergs überragendem Power Forward Nicolo Melli fraglich. Der beste Rebounder der Euroleague hat die Reise zwar mit angetreten, wird aber seit Dienstag von einem Magen-Darm-Virus geplagt.
Unics Kasan hat in der Runde der ehemaligen Sowjetrepubliken (VTB-League) am Wochenende das Verfolgerduell bei Lokomotiv Kuban Krasnodar mit 64:75 verloren. Trotz der zweiten Niederlage rangiert das Team aus der Millionenstadt in der Republik Tatarstan aber weiter hinter ZSKA Moskau auf dem zweiten Tabellenplatz.
"Keith Langford ist ein Albtraum für jede Verteidigung. Er ist definitiv nicht zu stoppen. Aber man darf auch nicht den Fehler machen, sich allein auf ihn zu konzentrieren. Das ist eine tief besetzte Mannschaft. Sie haben Paul Stoll und Orlando Johnson dazubekommen, Coty Clarke ist zurück. Das Team verfügt über viele Waffen, die uns treffen können", warnt Trinchieri vor seinem Ex-Klub.
Neben dem begnadeten Scorer Langford kommen bei Unics auch noch der kantige Center Artisom Parakhouski (11,6) und der Franzose Quino Colom (11,1) auf zweistellige Punktewerte. Die Bamberger stellen die treffsicherste Mannschaft von jenseits der 6,75-Meter-Linie, während Kasan bisher die wenigsten Dreier erzielt hat, aber dafür unter dem Korb mit Parakhouski und dem Ex-Bamberger Latavious Williams bei den Rebounds kräftig abräumt.
Im Hinspiel machte Bambergs Routinier Nikos Zisis, der ebenso wie Vladimir Veremeenko und Andrea Trinchieri 2014 maßgeblich daran beteiligt war, dass Unics ins Eurocup-Finale einzog, mit 16 Punkten und 12 Assists ein starkes Spiel. Ein solches wird erneut nötig sein, um im kalten Russland heiß zu laufen und den Sieg mitzunehmen.