Emotionen, Brisanz, Tradition: Das sind Frankens heißeste Derbys

1. 1. FC Nürnberg - SpVgg Greuther Fürth
Kein Derby in Deutschland ist älter. Kein Derby wurde häufiger ausgetragen. Zwischen keinen fränkischen Fußball-Vereinen ist die Rivalität so groß wie zwischen dem 1.FCN und den Fürthern. Das liegt an der räumlichen Nähe, aber auch an den großen Erfolgen des Clubs und des Kleeblatts. In den 1920er Jahren zählten Fürth und Nürnberg zu den besten Teams im Land, stellten eine Zeit lang die komplette deutsche Nationalmannschaft.
Legendär die Anekdote vom 21. April 1924: Fürther und Nürnberger waren sich so spinnefeind, dass sie in getrennten Zugabteilen an- und abreisten. Auf dem Platz war von der Rivalität nichts zu sehen, gegen die Niederlande gelang der DFB-Elf erstmals ein Sieg (1:0). Am 30. September 1956 sorgte ein Zitat des ehemaligen Nürnbergers Hans "Bumbes" Schmidt für Schlagzeilen. Nach einer 2:7-Heimklatsche sagte Schmidt: "Die Tränen haben mir in den Augen gestanden, wie die gespielt haben! Und ausgerechnet die Blödel aus Fürth gewinnen das!" Seine Worte erreichten Bekanntheit, weil er zu diesem Zeitpunkt Trainer der Fürther war. Mittlerweile standen sich Fürth und Nürnberg 267 Mal gegenüber. 139 Mal jubelte der Club, 48 Derbys endeten remis, in 78 siegten die Fürther. the
2. Brose Bamberg - Medi Bayreuth
Vor zwei Wochen feierte das Oberfrankenderby Jubiläum. Am 30. Dezember 2020 standen sich die Korbjäger aus Bamberg und Bayreuth zum 80. Mal gegenüber. Es ist eines der traditionsreichsten Duelle im deutschen Basketball. In den nur 70 Kilometer voneinander entfernten Städten ist die Sportart seit langem beliebt und wird auf hohem Niveau betrieben. Das führt fast zwangsläufig zu einer gewissen Rivalität.
Der wohl süßeste der bislang 31 Bayreuther Siege war der 81:79 -Erfolg am letzten Spieltag der Bundesligasaison 1978/79, der den Abstieg des westoberfränkischen Rivalen in die 2. Liga besiegelte. Den Siegkorb erzielte mit Manni Voigt ein Bamberger, der vor der Saison zu den Bayreuthern gewechselt war. Mit 49 Erfolgen haben die Bamberger in der Derbybilanz aber klar die Nase vorne. Einen der deutlichsten Siege fuhren sie am 28. April 2012 ein, als sie auf dem Weg zum dritten Titel-Double in Folge die Bayreuther mit 102:65 aus der Halle fegten. ps
3. Bayreuth Tigers - Selber Wölfe
ESV gegen ERC, EHC gegen VER, Tigers gegen Wölfe - egal wie die Eishockeyvereine aus Bayreuth und Selb hießen, die Rivalität ist seit jeher groß. In gemeinsamen Bayern- und Oberligazeiten sogar so groß, dass in der Kabine auf die Wortwahl geachtet werden musste. Das umgangssprachliche "selber" für "selbst" hat manchen Bayreuther Spieler einige Mark/Euros in die Mannschaftskasse gekostet. Zu sehr erinnerte das Wort an den Erzrivalen.
Und auf dem Eis? Da waren die 81 Derbys geprägt von Emotionen. Es gab enge Partien und legendäre Faustkämpfe. Die Fans heizten die Stimmung mit teilweise grenzwertigen Gesängen an. Es knisterte auf den Rängen. Und manche Anhänger übertrieben die Rivalität, es kam zu Handgreiflichkeiten und Sachbeschädigungen.
So waren die Partien zuletzt auch geprägt von großen Polizei-Aufgeboten und strikter Trennung der Fanlager. Doch die Anziehungskraft des Derbys blieb: In Bayreuth lockt ein Punktspiel gegen Selb meist mehr als 4000 Fans an. So sind die Derbys durch die Zuschauereinnahmen auch ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor. Die ewige Punktspiel-Bilanz spricht übrigens für den derzeit unterklassigen Verein: Der Oberligist aus Selb siegte 32, der Bayreuther Zweitligist 26 Mal. Ein Derby endete remis. ter
4. SpVgg Bayreuth - SpVgg Bayern Hof
Ihre Anfänge hat die Rivalität Ende der 1960er, als sich die Bayreuther für die damals zweitklassige Fußball-Regionalliga Süd qualifizierten. Knapp zehn Jahre duellierten sich die Teams auf diesem Niveau. Die Derbys waren oft Volksfeste - 1975 sahen 13 000 Menschen das 0:0 in der 2. Liga Süd. Noch heute birgt das Duell Brisanz. Die Fanlager sind verfeindet und auf dem Platz geht es mitunter ruppig zu - wie im Februar 2020, als der Schiedsrichter ein Testspiel vorzeitig mit den Worten "Den Käse tue ich mir nicht mehr an" abbrach.
In der jüngeren Vergangenheit sind zwei weitere Partien im Gedächtnis geblieben. 2011 wurde in einem Entscheidungsspiel der Relegationsteilnehmer für die Bayernliga ermittelt, der Verlierer musste in die Landesliga. Hof gewann nach Verlängerung und hielt später die Klasse. Für mächtig Ärger sorgte im November 2004 Gino Lettieri: Der Altstädter Trainer schickte die spielfreie Bayernliga-Truppe im Punktspiel der Reserve-Mannschaft auf der Grünen Au auf den Rasen. Das Hofer Landesliga-Team verkaufte sich gut, verlor aber mit 1:3. reu
5. FC Schweinfurt 05 - Kickers Würzburg
Fußball-Regionalligist FC Schweinfurt 05 und Drittligist Kickers Würzburg spielten selten in derselben Liga. Unter den Fans herrscht dennoch eine große Abneigung. Zumal die Schweinfurter Anhänger eine Freundschaft zum Würzburger FV pflegen. Das bis dato letzte Aufeinandertreffen im Achtelfinale des Toto-Pokals im November 2018 war ein Hochsicherheitsspiel. Der Regionalligist gewann 3:1, verlor aber später am grünen Tisch wegen zu weniger U23-Spieler auf dem Meldebogen. Wegen Einsatz von Pyrotechnik beider Fanlager wäre die Partie beinahe abgebrochen worden.
Pikant ist auch, dass Flyeralarm-Chef Thorsten Fischer einst bei den Schweinfurtern einsteigen wollte. Die lehnten jedoch ab. Wenig später engagierte er sich dann bei den Kickers. reu
6. ERV Schweinfurt - ESC Haßfurt
Antipathie? Das ist zu lasch. Animosität? Trifft es wohl besser, wenn es um das Verhältnis zwischen beiden Fanlagern geht. Eishockey-Derbys sind per se keine Friedens-Gipfel. Erst recht nicht dieser Unterfranken-Klassiker, der die Massen in die Hallen spült. Selbst Testspiele sorgen regelmäßig für vierstellige Kulissen. Dass die Protagonisten schon immer munter hin und her wechseln, ist ein erduldeter Widerspruch.
Keine 30 Kilometer liegen zwischen beiden Städten, aber ebenso ein emotionaler Graben mit den Ausmaßen des Grand Canyon. Da die Mighty Dogs aus der Malocherstadt, die selbstbewusst die Führungsrolle im Bezirk in Anspruch nehmen. Dort die Hawks aus den Haßbergen, die clever ihr Außenseiter-Image pflegen. Auch wenn es zartbesaitete Gemüter schockieren mag: Keilereien auf dem Eis sind Teil einer mitunter brachialen Inszenierung. js
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7. SKC Victoria Bamberg - SKC Staffelstein
Seit 2006 stellt der SKV Rot-Weiß Zerbst in der Männer-Bundesliga der Kegler den deutschen Meister. Zuvor stand in der Bundesliga aber lange Jahre neben den Duellen im Raum Heidelberg (Eppelheim) das oberfränkische Derby im Fokus. Die Bamberger feierten ihre neun deutschen Titel zwischen 1990 und 2005 noch im Modus über 200 Wurf. Nur einmal gelang es den Staffelsteinern den Konkurrenten auszustechen. 2003 sicherte sich das Team um den Macher Hans-Karl Brütting den nationalen Titel. Die Rivalität beider Teams liegt vor allem auf Funktionärsebene begründet. Knut Wagner (Bamberg) und Brütting, die hinter den Kulissen die Strippen ziehen, ließen über Jahrzehnte keine Gelegenheit aus, dem Konkurrenten eins auszuwischen.
Den Spielern war das meist egal, die wechselten immer wieder munter von Bamberg nach Staffelstein oder in die Gegenrichtung. Inzwischen geht es für beide Klubs meist darum, hinter Zerbst die bessere Platzierung gegenüber dem Konkurrenten einzunehmen. us
8. HSC Coburg - HC Erlangen
Nur 90 Kilometer liegen zwischen den beiden Handball-Erstligisten. Von einem traditionsreichen Derby ist das Duell aber ein gutes Stück entfernt. Erst seit 2005 treffen der HSC und der HCE regelmäßig aufeinander. In 14 Spielen in der Regionalliga sowie der 2. und 1. Bundesliga siegte Erlangen acht und der HSC fünf Mal. Eine Partie endete unentschieden. 2016 stiegen die Klubs gemeinsam ins Oberhaus auf. Während sich der HCE seitdem dort hält, stieg der HSC Coburg postwendend wieder ab und kehrte erst 2020 zurück.
Obwohl es ein vergleichsweise junges Derby ist, herrscht zwischen den Fanlagern eine gewisse Rivalität. Und das liegt auch an zahlreichen Spielerwechseln untereinander in der jüngeren Vergangenheit. the
9. FC Eintracht Bamberg - DJK Don Bosco Bamberg
Ein echtes Bamberger Fußball-Stadtderby hat es eigentlich nie gegeben. Bis 2015. Da tauchte neben dem traditionellen Stadtverein FC Eintracht die DJK Don Bosco zum ersten Mal in der Bayernliga auf - und trat am 29. August zur Pflichtspiel-Premiere vor 1280 Zuschauern auf eigener Anlage gegen den FC an (1:2). Zum Rückspiel sollte es nicht mehr kommen, der FCE schlitterte in seine dritte Insolvenz, kehrte aber nach zwei Aufstiegen in die Bayernliga zurück.
"Das Heimspiel ist für uns das Highlight des Jahres, einfach toll, zu sehen, welche Strahlkraft das Spiel auch über Bamberg hinaus hat", sagt Holger Denzler, Sportlicher Leiter der DJK. Knapp über 2000 Zuschauer sahen in dieser Saison den 1:0-Heimerfolg der DJK, ähnlich viele waren es beim 1:0 des FCE im zweiten Spiel. Dass das "neue Stadtduell" so gut angenommen wird, freut Sascha Dorsch. "Ich will diese Partie nicht mehr missen", sagt der FCE-Abteilungsleiter. tsc
10. TV/DJK Hammelburg - VC Eltmann
Wer ist die Nummer 1 in Unterfranken? Das beschäftigt die Volleyballfans seit Jahrzehnten, auch wenn die Rivalität eher sportlicher Natur ist. Zurzeit sind es die Hammelburger. Denn Ende 2019 musste der Erstligist Heitec Volleys Insolvenz anmelden. Nach dem Lizenzentzug startet er als VC Eltmann in der 3. Liga Ost, während Hammelburg weiter in der 2. Liga spielt. Das vorerst letzte Spiel zwischen dem TV/DJK und den Heitec Volleys sahen 2300 Fans im Februar 2019 - mit dem besseren Ausgang für Eltmann (3:1). pia