Die Brose Baskets präsentieren sich in Topform und schießen die Ulmer im ersten Halbfinale mit 99:63 ab. 16 Dreier bei nur 22 Versuchen sind Saisonrekord.
Andrea Trinchieri lag falsch mit seiner Einschätzung vor dem Spiel - und das war auch gut so: Bambergs Cheftrainer meinte, dass seine Jungs durch die lange Pause nach der Viertelfinalserie etwas aus dem Tritt gekommen seien. Und das hatten sich auch die Ulmer erhofft, die erst drei Tage vor dem Auftritt in Bamberg mit dem Sieg in Spiel 5 in Bonn überhaupt erst den Halbfinaleinzug perfekt gemacht hatten. Aber weit gefehlt: Die Brose Baskets brannten von der ersten Sekunde an ein wahres Feuerwerk ab und bescherten den müden Schwaben am Samstag mit dem 63:99 (29:43) die höchste Saisonniederlage.
NBA-Star feuert Bruder Ryan an Besonders motiviert war dabei Ryan Thompson, denn sein älterer Bruder Jason, der seit sieben Jahren für die Sacramento Kings in der NBA auf Korbjagd geht, fieberte in der ersten Reihe mit. "Ryan hatte ein starkes Spiel mit mir an der Seite.
Ich habe schon viel über Freak City gehört, doch darüber zu reden und es mitzuerleben, ist doch etwas Anderes. Die Fans haben auch mich gefeiert. Das war eine großartige Atmosphäre. So liebe ich Basketball", betonte der 28-jährige Sunnyboy, der beim Freiwurfschießen für einen guten Zweck von drei Versuchen nur einen traf.
Thomspon und Harris bärenstark Ganz anders sein kleiner Bruder, der die Partie mit einem Dreier eröffnete und am Ende bei seinen 18 Punkten nur einen Fehlwurf zu verzeichnen hatte. Aber nicht nur Thompson, sondern auch Elias Harris kam am Ende auf eine Trefferquote von 88 Prozent aus dem Feld: Das 25-jährige Kraftpaket legte mit elf seiner 17 Zähler im ersten Viertel (28:14) den Grundstein für den klaren Sieg.
Nach einem ausgeglichenen zweiten Viertel drehte nach der Pause Brad Wanamaker auf und sorgte endgültig für klare
Verhältnisse (27. Minute 64:42). Sinnbildlich für dieses Ausrufezeichen der Brose Baskets, die kurz vor Schluss 99:59 vorne lagen, war aber der Auftritt von Karsten Tadda, der mit seiner Aggressivität in der Verteidigung seine Nebenleute mitriss. Der Nationalspieler setzte aber auch im Angriff Glanzlichter und war mit sieben Assists und je vier Rebounds und Ballgewinnen einer der Effektivsten.
Aufbauend auf die mannschaftliche Geschlossenheit in der Verteidigung sorgten Wanamaker (4), Harris und Janis Strelnieks (je 3) sowie Thompson und Darius Miller (je 2) für ein Dreier-Feuerwerk: Eine Trefferquote von 73 Prozent (16 von 22) von jenseits der 6,75-Meter-Linie war in dieser Saison noch keiner Bundesliga-Mannschaft gelungen.
Trinchieri warnt vor Spiel in Ulm "Egal, was auf der Anzeigetafel steht, das Einzige was für uns zählt, ist, dass es jetzt 1:0 steht.
Schaut man sich das Spiel an, dann hatten wir in drei Vierteln 15 Ballverluste. Wir waren also gar nicht so gut. Am Mittwoch wird das ein ganz anderes, ein schwieriges Spiel", warnte Andrea Trinchieri - wohl auch, um den hohen Erwartungsdruck von seinen Jungs zu nehmen.
Stimmen zu Spiel 1 Rolf Beyer (Geschäftsführer der Brose Baskets): "Der Sieg in dieser Höhe war für mich total unerwartet. Die Mannschaft zeigte eine extrem geschlossene Leistung. Jeder hat für den anderen gekämpft. Ich bin stolz auf die ganze Truppe. Die herausragende Dreier-Quote resultiert aus tollem Passspiel. Freak City in Bamberg - das ist der sechste Mann, wie wir ihn brauchen und wir uns ihn wünschen."
Daniel Theis (Brose-Center): "Wir haben defensiv noch mal angezogen.
Gegen Ludwigsburg haben wir 80 Punkte kassiert, die Ulmer, die offensiv stärker sind, haben wir bei 63 Punkten gehalten. Wenn wir gut verteidigen, bekommen wir Schnellangriffe und offene Dreier und machen uns das Leben deutlich leichter."
Thorsten Leibenath (Ulms Trainer): "Bamberg hat uns heute vorgemacht, wie man kämpferisch in einem Halbfinale auftritt. Sie sind spielerisch zu Recht Erster nach der Hauptrunde und mein Favorit auf den Titel. Das fünfte Spiel gegen Bonn hat heute keine Rolle gespielt, es war einzig und allein der Qualitätsunterschied beider Teams."
Per Günther (Ulmer Aufbauspieler): "Es gab nur fünf Minuten im zweiten Viertel, wo wir uns einigermaßen auf Augenhöhe präsentiert haben. Ansonsten war uns Bamberg auf allen Positionen und in allen Belangen um Welten voraus, vor allem was Aggressivität, Disziplin und Ausführung betrifft.
Wir müssen nun unsere Wunden lecken und Moral zeigen. Wenn du das erste Halbfinale mit fast 40 Punkten Unterschied verlierst, geht es in erster Linie daram, im zweiten ganz anders auftreten."
Ryan Thompson (Bambergs Flügelspieler: "Es ist immer gut, wenn einer aus der Familie einen unterstützt. Jason ist erstmals nach Europa gekommen, um mich spielen zu sehen. In dieser tollen Atmosphäre hier hat es ihm sicher viel Spaß gemacht zuzuschauen. Ich war natürlich extra motiviert und habe ganz gut gespielt - das war ein guter Film. Ich habe ihn ein bisschen herumgeführt, aber er hat sich auch Berlin und andere Städte angesehen. Seine Saison ist beendet, er hat ja jetzt Zeit. Mal sehen, wie viele Spiele er sich noch anschaut."
Elias Harris (Bambergs Power Forward): "Es ist heute gut gelaufen - auch für mich.
Meine Mitspieler haben mich gefunden, und ich habe die Dinger reingemacht. Klar wussten wir, dass Ulm eine harte Serie hinter sich hat, Reisestress kam dazu, aber unser Plan ist es immer, aggressiv rauszukommen. Unsere tolle Dreier-Quote ist auch ein Zeichen dafür, dass wir den Ball haben laufen lassen, Team-Basketball gespielt haben."
Die Statistik Brose Baskets Bamberg - ratiopharm Ulm 99:63
(28:14, 15:15, 26:18, 32:16)
Bamberg Wanamaker (20 Punkte/ 4 Dreier), Thomspon (18/2), Harris (17/3), Miller (13/2), Theis (10), Strelnieks (9/3), Robinson (4), Tadda (3/1), Obst (3/1), Mbakwe (2)
Ulm Burton (13/2), Vougioukas (12), Günther (9/1), Rush (8/2), Klobucar (6/2), Philmore (6), Ohlbrecht (5), Ferner (2), Leunen (2), Clyburn, Hess
SR Schmidt, M.
Reiter, Barth
Zuschauer 6800 ausverkauft
Gesamtwurfquote Bamberg 67 Prozent ( 36Treffer/54 Versuche), Ulm 46 (23/50)
Dreierquote Bamberg 73 Prozent (16/22), Ulm 47 (8/17)
Freiwurfquote Bamberg 85 Prozent (11/13), Ulm 75 (9/12)
Rebounds Bamberg 30 (24 defensiv/6 offensiv), Ulm 18 (14/4)
Ballgewinne/-verluste Bamberg 10/17, Ulm 6/18
Assists Bamberg 21/ Ulm 11
Fouls Bamberg 18/ Ulm 17