Brose Bamberg setzt sich nach einem Kraftakt im Frankenderby gegen Würzburg glücklich mit 70:67 durch.
Zwölf Minuten dauerte die Pausenansprache von Luca Banchi - also etwa doppelt so lange als sonst üblich. Und der neue Cheftrainer der Bamberger Brose-Basketballer schaffte es mit eindringlichen Worten, seine Jungs, die in der ersten Halbzeit sowohl die Intensität in der Verteidigung als auch die Abgeklärtheit in der Offensive vermissen ließen, wachzurütteln. "Ich habe in der Halbzeit gesagt, dass wir die Ruhe bewahren und jeder begreifen muss, wie wichtig diese Partie ist", erläuterte Banchi und ergänzte: "Dieses hart umkämpfte Spiel zu gewinnen, war ein Statement für alle im Hinblick auf unsere Zukunft - auch für mich. Ich muss ganz schnell lernen, wie meine Mannschaft reagiert, wenn sie unter Druck steht. Denn dieser Druck wird uns bis zum Ende der Saison begleiten."
Blick geht nach oben
Nach einer katastrophalen ersten Hälfte (29:38) gingen die Bamberger nach der Pause mit einer ganz anderen Einstellung zu Werke und schafften es in der spannenden Schlussphase gegen aufopferungsvoll kämpfende Würzburger doch noch, sich für die Hinspielniederlage zu revanchieren und mit dem 70:67-Erfolg gegen einen direkten Konkurrenten wichtige Zähler im Play-off-Rennen zu sichern. Nach zuletzt drei Siegen in Folge belegt der deutsche Meister Rang 7 und kann den Blick nach oben richten. Die Würzburger stehen mit vier Minuspunkten mehr auf Platz 10 und müssen ihr Heimspiel gegen Ulm (9.) unbedingt gewinnen, wenn sie in der heißen Saisonphase Anfang Mai dabei sein wollen.
Die Partie war über weite Phasen vom Kampf geprägt, der bärenstarke Augustine Rubit brachte mit nervenstark verwandelten Freiwürfen das Brose-Team 28,2 Sekunden vor dem Ende mit 68:67 in Front. Auszeit Würzburg. Danach blockte Dorell Wright den Wurf von Owen Klassen, der Ball landete bei Würzburgs Topwerfer Robin Benzing, doch der vergab von der Dreierlinie. Bambergs Kämpfer Daniel Hackett sicherte den Rebound. Dann stoppte Klassen 1,8 Sekunden vor dem Ende Ricky Hickman mit einem brutalen Foul und wurde dafür disqualifiziert. Hickman, der aus dem Feld nur Fahrkarten schoss (0 von 8), traf aber auch seine Freiwürfe acht und neun eiskalt und sorgte für den 70:67-Endstand.
Während Liga-Topwerfer Robin Benzing in der ersten Halbzeit von der Bamberger Defensive nicht zu stoppen war und 15 seiner 18 Punkte erzielte, drehte nach der Pause auf der Gegenseite Augustine Rubit auf, war nur durch Fouls zu stoppen und verwandelte 16 seiner 17 Freiwürfe.
Bauermanns Schiri-Schelte
Damit stand er allein sogar zwei Mal mehr an der Linie als die gesamte Würzburger Mannschaft - und das sorgte bei den Unterfranken natürlich für Unmut. "Ich habe schon viel gesehen, langsam kann ich mich nur noch wundern: 37:15, das sind nicht Rebounds, das sind Freiwürfe. Manchmal muss man sich schon sehr wundern, was man erlebt in unseren Hallen, in denen sich der Sport und die Infrastruktur unglaublich weiterentwickelt haben", nahm Würzburgs Coach Dirk Bauermann die Schiedsrichter, die mit ihren fragwürdigen Entscheidungen aber auch die Bamberger in Rage versetzt hatten, ins Visier. Moritz Reiter und seine beiden Mitstreiter waren in dieser kampfbetonten Partie hoffnungslos überfordert und wurden dafür gnadenlos ausgepfiffen.
Die Trainer sind sie einig: Beide Teams hätten den Sieg verdient
Luca Banchi (Bambergs Trainer): "Gratulation an die Würzburger, sie sind mit der perfekten Einstellung ins Spiel gegangen. Sie waren sehr fokussiert, haben mit viel Energie und sehr physisch gespielt. 20 Minuten lang kamen wir damit nicht zurecht. Das war heute eine sehr wichtige Botschaft für uns, wie gut eingestellte Mannschaften hier spielen können. Meine Spieler kamen nach der Halbzeit aber zurück, das war wichtig für mich zu sehen, und ich bin zufrieden, wie die Jungs reagiert haben. Beide Mannschaften hätten den Sieg verdient. Wir waren in den entscheidenden Situationen aber bereit, den Sack zu zu machen. Heute war das ein perfektes Training für uns, wie groß der Druck am Ende der Saison sein wird. Es war wichtig, Rubit, unseren Schlüsselspieler, heute zu finden. Aber auch alle anderen Akteure haben begriffen, dass sie in solch einer schwierigen Situation zusammenarbeiten müssen."
Dirk Bauermann (Würzburgs Trainer): "Gratulation an Luca zum ersten Sieg in seinem ersten Bundesliga-Heimspiel, an die Mannschaft und die Fans. Das war heute Play-off-Atmosphäre und eine sehr intensive Partie, die eigentlich keinen Verlierer verdient hätte. Unsere drei letzten Angriffe, zwei Korbleger und ein freier Dreier, verliefen leider erfolglos, sonst wäre das Spiel vielleicht anders ausgegangen. Aber es war eine großartige Leistung von uns, ich bin stolz auf meine Mannschaft und zufrieden mit dem Niveau auf dem wir, im Vergleich zum Vorjahr, angekommen sind."
Augustine Rubit (Bambergs Topwerfer): "Ich bin glücklich. Wir sind in dieser Saison schon oft gestrauchelt, diesmal haben wir aber einen Weg gefunden zu gewinnen. Das war definitiv ein Neustart. Nach der Pause haben wir gekämpft, unsere Verteidigung verbessert und so den Sieg geholt. Wir arbeiten das ganze Jahr über hart, das hat sich heute ausgezahlt."
Ricky Hickman (Bamberger Aufbauspieler): "Wir sind zusammengeblieben und haben in den entscheidenden Momenten hart gekämpft, unsere Würfe getroffen und den Sieg gesichert. Wir entwickeln uns hoffentlich noch weiter, damit wir in den Play-offs in Bestform sind."
Maurice Stuckey (Ex-Bamberger): "Wir haben uns in dieser Saison gegen vermeintlich schwächere Teams schwerer getan als gegen gute. Wir sind auf jeden Fall hierher gekommen, um zu gewinnen. Schade, dass es nicht gereicht hat. Aber jetzt heißt es Mund abwischen und dann geht es gegen Ulm. Wenn du an alter Wirkungsstätte spielst, bist du natürlich hoch motiviert. Ich bin froh, dass der eine oder andere Wurf reingefallen ist. Ich wünschte, es wären noch zwei mehr gewesen, dann hätten wir gewonnen."
Die StatistikBrose Bamberg - s.Oliver Würzburg 70:67(13:18, 16:20, 26:15, 15:14)
Bamberg Rubit (22 Punkte), Hackett (12/1 Dreier), Hickman (9), Wright (9/2), Zisis (8), Lo (3/1), Staiger (2), Olinde (2), Radosevic (2), Musli (1)
Würzburg Benzing (18/3), Stuckey (17/5), Gaddy (8), Jackson-Cartwright (6), Loncar (5/1), Hammonds (5/1), Lipkevicius (4), Klassen (2), Kratzer (2), Singler, Hoffmann
SR M. Reiter, Fritz, Oruzgami
Zuschauer 6150
Gesamtwurfquote Bamberg 35 Prozent (17 Treffer/48 Versuche), Würzburg 36 (23/64)
Dreier Bamberg 20 Prozent (4/20), Würzburg 33 (10/30)
Freiwurfquote Bamberg 87 Prozent (32/37), Würzburg 73 (11/15)
Rebounds Bamberg 33 ( 31 defensiv/2 offensiv), Würzburg 41 (31/10)
Ballgewinne/-verluste Bamberg 3/7, Würzburg 0/10
Assists Bamberg 14 / Würzburg 10
Fouls Bamberg 20 / Würzburg 29
Meiner Meinung nach ist bei diesen Profis etwas grundsätzlich falsch. Wenn ein Trainer die Spieler immer wieder in den Senkel stellen muss. Zwölf Minuten dauerte die Pausenansprache von Luca Banchi damit diese aufgewacht sind.